Anis Mohamed Youssouf Ferchichi, besser bekannt als Gangsta-Rapper "Bushido" hat es mit Hilfe von Regisseur Uli Edel (Der Baader-Meinhof-Komplex, Christiane F - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo) geschafft, seine Memoiren auf die große Leinwand zu bringen.
Wo allerdings Rap-Fans frohlocken, so schlagen die Sittenwächter und Normalbürger die Hände über dem Kopf zusammen. Nicht nur einmal fragte ich mich, was deutsche Filmgrößen wie Hannelore Elsner, Katja Flint, Uwe Ochsenknecht oder Moritz Bleibtreu dazu bewogen haben könnte, in dieser Selbstbeweihräucherung eines mittelklassigen Rappers mitzuwirken. Okay, die Publicity war enorm, erfreut sich Bushido ja einer enormen Fanbase. Laut Aussage der Protagonisten soll der sonst so derbe Macker ja ganz handzahm daher kommen. Mag ja alles sein, aber das rettet diesen Streifen ja nun nicht wirklich vor einer Blamage des eigenen Selbst.
"Zeiten ändern dich" visualisiert nun also Bushido's Werdegang. Das der kleine Anis als "ersguterjunge" durch die Berliner Spakko-Szene stolziert als wäre er King Dingeling scheint nur dem Hardcore-Fan zu Freudensprüngen zu animieren. Mir persönlich ging das tierisch auf den Zeiger. Seine Mutter nach Kohle für Drogen zum weiterverticken anzuhauen ist an Dämlich- und Dreistigkeit kaum zu überbieten. Meine Mutter hätte mir links und rechts eine um die Ohren gehauen. Mal davon abgesehen, wie ich als Vater auf so eine Frage reagieren würde. Die Striemen am Hintern des Bengels würde er wahrscheinlich an seinem 50sten Geburtstag noch spüren. Egal, Mami lässt sich grammatisch wie mathematisch hervorragend überzeugen und somit kann "Bushido" losziehen und Gras im großen Stil einkaufen. Auf der Straße lässt sich das ja gut verticken. Dumm nur, wenn man sich mit dem Drogenboss (Bleibtreu) des Viertels anlegt. Der ist aber von der großen Fresse des Möchtegern-Ghetto-Gangsters so angetan, das er ihn in seine Familie aufnimmt. Nebenbei bastelt er auch noch an seiner Rap-Karriere. Die "Story" nimmt seinen Lauf, "Bushido" wird bekannt, ein Star, ein Frauenverachtender Weiberheld mit nem Stahlprengel in der Hose und Kollegas die ihm bis zu einem gewissen Punkt den Rücken freihalten. Ach, da war ja noch der böse Papa, der von der infantilität der Mama damals schon die Schnauze voll hatte, und dem nicht minder quakigen Sohn den Rücken gekehrt hat. Daddy is also ein Arschloch! Das, so will es uns der gute Herr Ferchichi weiß machen, ist also der Grund, warum man als Dealer auf den Straßen endet. Absoluter Bullshit, den wohl nur Kids mit einem Intelligenzquotienten weit unter der eines Forrest Gump glauben können.
Die Kernaussage ist also schonmal eine bodenlose Frechheit. Zudem völlig unglaubwürdig in nicht nur einer Passage. Ich würde mich zudem auch nicht wundern, wenn die Fantasie hier mit dem guten alten Herrn Ferchichi durchgegangen ist. Ist ja alles nur eine Sache der Publicity. Den halben Punkt, der zur Mindestnote von einem Strich den Unterschied macht ist, das ich mich seltenst so köstlich amüsiert habe. So doof kann doch eigentlich kein Mensch sein. Und das dann auch noch so auf die Leinwand zu bringen, das jeder sehen kann wieviel Hirnschmalz hier vorhanden ist zeugt schon von einer gehörigen Portion Selbstvertrauen. Das sollte schon honoriert werden.
FAZIT:
Eine erschreckend dumme Kernaussage, welche nicht nur gefährlich für auf den Straßen rumlaufendes junges Gemüse ist, sondern auch Drogenverherrlichend wie es kaum ein anderer Film sein konnte. In keiner Sekunde wird hier vor den verheerenden Konsequenzen des Dealens, des Drogenmissbrauchs oder der allgemeinen Kriminaltät gewarnt. Hier werden Frauen geschlagen, aufs übelste beleidigt und erniedrigt. Darüberhinaus im Tourbus auf "saucoole" Art und Weise via Gangbang übern Latschen gezogen. Das ganze soll dann aber noch ne familiengerechte Note durch Karel Gott's Biene Maja Performance hinzugeben. Eine geniale Zusammenfassung eines verkorksten Lebens, welches durch seine Musik (es gibt zugegeben ein paar ganz brauchbare Songs) leider auch noch Geld, Prestige und Ansehen einbringt.
2/10