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Der Film ist ein Blender. Im positiven Sinne. Mit dem Titel, der ganzen Aufmachung und dem Cover mit Guy Pierce mit Knarre in der Hand wird ein actionbetonter Thriller vorgetäuscht. KÖNIGREICH DES VERBRECHENS (im Original: ANIMAL KINGDOM) ist aber ein extrem düsteres Sozialdrama und tiefe Charakterstudie und ein Psychogramm über die kriminelle Familie Cody und den Folgen ihrer Moralvorstellungen.

Die darstellerischen Leistungen sind sehr bemerkenswert und der Film wurde zu Recht preisüberhäuft (u.a. Großer Preis der Jury des Sundance Festivals). Und für die Darstellung der kriminellen Cody Familenobermutter wurde Jacki Weaver für den Oscar und den Golden Globe nominiert!

Die Familie Cody gerät durch ihre Handlungen in einen nicht enden wollenden Strudel der Gewalttätigkeit aus dem es keinen Ausweg zu geben scheint. KÖNIGREICH DES VERBRECHENS nimmt sich enorm viel Zeit für eine ausführliche Charakterzeichnung der Protagonisten wie es nur ganz wenige Filme tun. Wir erleben eine quasi dystopische Familie und die düstere Schlinge einer fatalen Ausweglosigkeit des Geschehens zieht sich Minute um Minute enger zu.

Dabei wird eine Spannung erzeugt die völlig auf übliche Thriller Szenen und Shootouts und Action verzichten kann. Gewalt ist normal, allgegenwärtig in der Familie, sie ist die eigentliche Form an erlernten und anerzogenen Konfliktbewältigung. Gewalt ist also nicht die Ausnahme und wird wie in Thrillern üblich inszenatorisch zelebriert werden. Sie ist die Regel. Und dann bricht sie auch aus. Unvorhersehbar und eruptiv, zerstörend, brachial und unumkehrbar. Ohne Rücksicht auf Verluste.

In oft quälend langen Einstellungen und Nahaufnahmen auf die Gesichter der Handelnden und einer oft zeitlupenartigen Kameraführung kann der Zuschauer dem Film kaum den üblichen Unterhaltungswert abgewinnen. Aber die Reise zu den Handlungsmotiven dieser nach üblichen Werten als “böse“ einzustufenden Familie lohnt sich bei entsprechender Offenheit auf jeden Fall. Eine Reihe von Sehern wird KÖNIGREICH DES VERBRECHENS einfach nur langweilig finden. Das kann man verstehen.

Geduld sollte man sehr viel mitbringen, es entstehen intensive Pause wenn die Kamera einfach nur dabei ist und die Familienmitglieder in ihrem zuhause agieren lässt und gekonnt im Hintergrund ist. Dabei verzichtet der Film sogar auf die üblichen spannungserzeugenden filmischen Elemente wie dramatische Höhepunkte und Wendungen.

Diese gibt es einfach nicht. KÖNIGREICH DES VERBRECHENS hat diese auch nicht nötig. Trotzdem erregt das Gezeigt fast Übelkeit und man bringt den Film zu Ende und er ist das exakt genaue Gegenteil eines Feelgood-Movies. Enjoy!

7/10 Punkten

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