Review

Nahezu alle Filmkritiker loben "Königreich des Verbrechens" und preisen ihn als gelungenes Regiedebüt von David Michôd an, der bis dahin nur Dokumentationen und Kurzfilme gedreht hat. KdV wurde bereit auf dem Sundance Film Festival 2010 gefeiert und war Australiens Beitrag zur Oscar-Verleihung. Besonders Jacki Weaver wird immer wieder für ihre Darstellung als Janine 'Smurf' Cody in den Vordergrund gestellt und wurde für zahlreiche Filmpreise, u.a. den Golden Globe und den Oscar 2011 als beste Nebendarstellerin, nominiert. Ihre Darstellung wird mit einer Mischung aus Lady MacBeth und Ma Barker beschrieben. Sogar Quentin Tarantino erklärte "Königreich des Verbrechens" zu einem seiner Lieblingsfilme.
Was ist also dran an der ganzen Lobhudelei? Einiges! KdV beeindruckt durch überzeugende schauspielerische Leistungen und eine dichte und unbehagliche Atmosphäre. Nur an das ruhige Tempo muss man sich erst einmal gewöhnen. Der Film ist keinesfalls der Action-Thriller, als der er in Deutschland vermarktet wurde, sondern ein Familiendrama im Verbrechermilieu. Durch den unaufgeregten, fast schon dokumentarischen Stil gewinnt er sehr an Realismus, was die unheilvolle Atmosphäre ungehindert an den Zuschauer überträgt.
Fluch oder Segen? Braucht man das wirklich, in einer Art Milieustudie das Leben einer Gangsterfamilie kennenzulernen, den Sumpf aus Tod und Gewalt zu erleben, in den J als Neuzugang der Familie hineingezogen wird? Das muss jeder für sich selbst entscheiden. "Königreich des Verbrechens" übt jedenfalls eine gewisse Faszination aus. Mir fehlte allerdings ein bisschen die Identifikationsfigur, mit der man mit fiebern kann, J war mir einfach zu undurchsichtig und teilnahmslos. Auch Sergeant Leckie genügt nicht als Held, So beobachtet man das Geschehen merkwürdig unbeteiligt, hofft aber trotzdem, dass J aus dem Sumpf herausfindet.
Alles in Allem: Sehenswert! "Königreich des Verbrechens" hinterlässt ein unbehagliches Gefühl und wirkt lange nach. (7,5/10)

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