Review

 Hesher
Der Rebell
(Koch Media)

Es gibt Filme, die erscheinen völlig unerwartet und ohne großen Medienrummel auf der Bildfläche und erweisen sich als kleines cineastisches Juwel, welches einem die Macht des Kinos und die Faszination einer guten Geschichte deutlich aufzeigt. Hesher – Der Rebell ist solch eine kleine Perle!

Hesher (Joseph Gordon-Levitt, The Dark Knight Rises, Inception, Looper) ist ein Mittzwanziger, der völlig destruktiv seinen Hass auf die Welt und seine Liebe für Pornos, selbstgestochene Tattoos, laute Rockmusik und ein eher lässiges (andere würden sagen „ungepflegtes“) Äußeres offen zur Schau stellt. Seine Faszination für Feuer und seine unangepasste Lebensweise machen ihn zu einem Exoten in einer konventionellen Gesellschaft. Auf der anderen Seite haben wir den 13 Jahre alten T.J. (Devin Brochu), der den frühen Unfalltod der Mutter noch nicht verarbeiten konnte, da er sich gleichzeitig um den völlig depressiven Vater Paul (wie immer großartig: Rainn Wilson, Super, House of 1000 Corpses) kümmern muss. Genau hier nistet sich Hesher ungefragt ein. Wie ein Parasit macht er sich in der Hausgemeinschaft breit, wird aber trotz anfänglicher Proteste Teil des Ganzen und scheint plötzlich in seiner unangepassten Art ein Katalysator für all den unterdrückten Schmerz in der Familie zu sein.

Was hier fürchterlich plump klingt, erweist sich dank der hervorragenden Schauspieler, der gelungenen Kameraarbeit und dem toll zusammengestellten Soundtrack als ein wirklich bewegender und fesselnder Film!

Hesher ist das Regiedebüt von Spencer Susser, und zeigt all die positiven wie auch negativen Dinge eines Debüts. Wild und ungestüm, einen Scheiß auf Konventionen und filmische Gewohnheiten gebend, würfelt er Drama, Independent-Film, Komödie, Comig-of-Age- Geschichte und ganz viel laute Musik in einen Topf und vermengt es zu einem faszinierenden Ganzen. Die Schattenseite dessen ist jedoch an einigen Stellen eine gewisse Fahrigkeit und Unentschlossenheit, die einem das Gefühl vermittelt, der Regisseur habe manchmal den roten Faden aus den Augen verloren. In Summe jedoch ist Hesher ein wilder, furioser Mix, der einen als Zuschauer einfängt und mitreißt. Auch wenn die Figuren durchweg nicht unbedingt sympathisch sind, fiebert man mit ihnen, da sie vielschichtig und gut ausgearbeitet und somit authentisch und bewegend wirken.

Die DVD des von (hier in einer größeren Nebenrolle als bebrillte Kassiererin auftretenden) Natalie Portman produzierten Films Hesher aus dem Hause Koch Media ist eine gelungene Veröffentlichung! Bild und Ton sind auf einem sehr guten Niveau, aber gerade das Bonusmaterial hebt sich hier wohltuend von der Masse ab. Neben zwar inhaltsarmen aber sehr lustigen 29 Minuten Outtakes gibt es noch eine Reihe von geschnittenen Szenen, Material vom Set einem noch bekloppteren Furz-Feature namens „Luftverkehr“, dem Originaltrailer und einer Programmshow.

Hesher - Der Rebell ist oberflächlich betrachtet ein Film über einen absonderlichen Zeitgenossen mit komischen Angewohnheiten. Eigentlicher Mittelpunkt aber ist der junge T.J., der versucht, in einem deprimierenden Umfeld mit einem großen Verlust umzugehen und seinen Platz im Leben zu finden. Das ist bewegend, emotional, lustig, traurig, laut und manchmal sehr still, eben wie das wahre Leben. Ein toller Film, den ich jedem ans Herz legen kann, der bei einer Geschichte auch mal wieder was empfinden möchte!

Christian Funke-Smolka

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