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T.J. ist ein junger Jugendlicher. Sein Leben verläuft gerade alles andere als rosig: Seine Mutter starb vor kurzem bei einem Autounfall, sein Vater (Rainn Wilson) verlässt von Antidepressiva niedergebügelt die Couch nicht mehr und in der Schule macht im ein Rowdy das Leben schwer. Das Dasein ähnelt einem trostlosen Trauertal bis Hesher (Joseph Gordon-Levitt) in sein Leben tritt. Hesher ist ein Metalhead – lange Haare, ungepflegt, selbst gestochene Tätowierungen. Er hasst die Welt und all seine Bewohner. Er scheißt auf Regeln, Umgangsregeln sind ihm fremd. Als sich Hesher bei T.J. und seinem Dad einquartiert, stößt dies erst auf Gegenwehr. Dann jedoch entpuppt er sich als Heilmittel ihrer Lethargie…

Was nach einem Heulsusen-Drama nach Schema F klingt, entpuppt sich als um einiges genießbarer als gedacht. Grund hierfür sind die erstklassigen schauspielerischen Darbietungen:
1.) Rainn Wilson (THE OFFICE, JUNO, SUPER) – der Kerl kann einfach alles spielen.
2.) Natalie Portman (BLACK SWAN, GARDEN STATE, LEON – DER PROFI) – das Honigkuchenpferd übernimmt hier die Rolle einer vom Glück verlassenen Supermarktkassiererin. Die Maske der grauen Maus, die schlussendlich doch über sich hinaus wächst, steht ihr wie immer hervorragend.
3.) Joseph Gordon-Levitt (INCEPTION, MYSTERIOUS SKIN, HINTERM MOND GLEICH LINKS) – die Rolle des „Hesher” ist ihm wahrlich auf den Leib geschrieben. Lange, siffige Haare, Gossensprache, Kettenraucher, Mittelfinger auf den Rücken, Zeichentrickmännchen, das sich den Kopf weg ballert auf die Brust tätowiert. Im Autoradio laufen Metallica und Motorhead. Seine Rolle, die an den Charakter von Cliff Burton (Ex-Metallica-Bassist, 1986 bei einem Tourbusunfall ums Leben gekommen) angelehnt ist, trägt sozusagen den ganzen Film. Und da der „Rebell Without A Cause“ zu übertriebenen Wutausbrüchen und sinnloser Zerstörung neigt, wird’s auch für den Zuschauer nie wirklich langweilig.

So plump und altbacken die Massage „Trauern wir nicht länger über das, was wir verloren haben, sondern freuen wir uns über das, was uns geblieben ist“ auch ist, sie funktioniert. Zumindest in dieser recht unkonventionellen Form. Denn wie könnte man den Verlust der Mutter besser vergleichen als mit dem Verlust eines Hodens. Und wie die ständigen Frustrationen des Alltags mit der sexuellen Überforderung vier Weiber gleichzeitig befriedigen zu müssen. Hesher tut nicht nur dies, er verführt auch alte Omas zum Bong rauchen und fährt T.J. aus Wut mit dem Auto an. Der Humor, der dabei entsteht, ist keine Slapstick. HESHER ist ein ernstes Drama und das durch und durch. Die ulkigen Situationen sind eher wie die Lichtschimmer am Ende des Tunnels der Depression, durch den T.J.s und sein Vater wandern. Dieses Konzept ist an sich schon ein bisschen billig. Die an den Tag gelegte Intensität, mit der T.J. und dessen Vater wachgerüttelt werden, um dem Leben wieder etwas Lebenswertes abgewinnen zu können, unterhält aber sehr gut. Und „Motorbreath“ im Abspann rockt auch gewaltig.

Und die Moral von der Geschicht’: Bring ein bisschen Anarchie in dein Leben und es geht dir besser! Na dann hör’ ich ab morgen wieder mehr „Sex Pistols“ und „Ramones“ statt Justin Bieber und Hansi Hinterseer, steck das Hemd nicht mehr in die Hose und putz mir die Zähne nur noch einmal pro Tag. Obwohl, so krass gleich…


Story: (+)(+)(+)(-)(-)
Darsteller: (+)(+)(+)(+)(-)
Soundtrack: (+)(+)(+)(+)(-)

“Have you ever been skull-fucked?”
- “No.”
“Would you like to be?”


Fazit:
Fucking Heavy Metal! Kleine Indi-Perle zum Mitmoshen!

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