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Eine sukzessive sprachliche und außersprachliche Informationsvergabe macht den Reiz von Herman Yaus Rebellion aus; eine etwa ein Jahr auf Halde in Wartezeit liegende Produktion, die erst nach dem Erfolg dessen später gedrehten Laughing Gor - Turning Point kurzfristig und kurzzeitig in den Kinos angelaufen ist. Auch hier treten die Einschränkungen des Triadengenre manifest in Erscheinungen, die Gattung mit seinen über-individuell vorgegeben Konventionen und Normen macht sich vor allem in der Aufbauphase ein wenig hinderlich als Erscheinung merkbar, schafft dann aber dennoch die Wende zu einem gewissen Maß an Eigenständigkeit und dem Exempel eines allegorischen Sachverhaltes.

Dabei speist man sich im konkreten Fall aus drei Motiven, um dem gängigen Sachverhalt um den Machtkampf in der Gangsterwelt aus dem Einheitsbrei heraus auf ein kohärent konkretisierendes Tableau zu hieven. Dem concept movie einer Belagerung, ein krimiartiges Vexier-und Ratespielchen um den Marionettenzieher im Hintergrund und ein sich vergleichendes Hinwenden an die Ereignisse um die Three Kingdoms und ihre wechselnden Bündnisse im Ernstfall gemeinsamer Bedrohung. Allein der pathologische Zwang aller hier Beteiligten, sich erstmal die Wörter bzw. Droh- und Pathosphrasen an den Kopf zu werfen und auch ansonsten ihren Drang zum wiederholt verbalen Austausch auszuleben, sorgt für Verzögerung und leichten Missmut einer sonst grundsätzlich delikaten Situation:

Der Southern District von HK ist unter Aufsicht des Ältesten Mr. Tai [ Austin Wai ] in fünf Bezirke mit jeweils einem Anführer aufgeteilt, die sich gegenseitig vielleicht nicht wirklich hold sind, aber den gewissen Anstand der Befolgung der Regeln zeigen und jedem der anderen vier sein Stück vom Kuchen des Unterhaltungsgeschäfts lassen. Die Polizei ist dabei erstmal außen vor, das Distrikt besteht auf seine eigene Judikative, Legislative und Exekutive. Unruhe kommt nur herein, als Jimmy [ Calvin Poon ], einer der herrschenden Fünf die als störend betrachtete Cheung Wah [ Ada Choi ] heiratet und sich mit ihrer Hilfe erstmal unbewusst über die anderen so nicht mehr Gleichberechtigten einquartiert. Als Jimmy eines Abends in Gegenwart von Mr. Tai und Uncle Man [ Fung Hak-on ] mehrmals in den Rücken geschossen wird, wird der Tatort um die Sai King Street gleichzeitig von den Triaden und der Polizei isoliert. Die über gebliebenen Vier, Sandy [ Jun Kung ], Jupiter [ Convoy Chan ], Coffee [ Paul Wong ] und der unter einer Ausrede festgenommene Man Ching [ Anson Leung ] verdächtigen sich alle gegenseitig und rufen vorsorglich ihre Mannen zur Räson zusammen. Währenddessen versucht Po [ Shawn Yue ], Jimmys Bodyguard und vorübergehend zu dessen Ersatz bestimmte Vertretung, zusammen mit der ihm helfenden Restaurantbedienung Ah Ling [ Elanne Kong ], den flüchtigen Schützen ausfindig zu machen. Und Jimmys eigentlichen Zweiten Mann, den von dem Übergehen vor Wut kochenden Blackie [ Chapman To ] vom Hals zu halten.

Für eine Realisierung des angekündigten Chaos stand zwar nicht die Finanzierung bereit, dennoch schafft es Action Director Bruce Law, sich wie üblich mit den Autostunts zur anzudienenden Verfügung bereitzuhalten; ob nun der Killer und seine Fluchtfahrerin zufällig von Po gerammt werden, eine Verfolgung durch die Großstadt, das Durchpreschen einer Menschenmenge oder der horrende Sturz in voller Fahrt durch eine Windschutzscheibe ansteht.

Dabei findet das übervölkerte "Turn left, then turn right" - Geschehen in nur einer Nacht statt, in der diese voll allgegenwärtiger Verwirrung, Verdächtigung und Aufruhr zum Tage gemacht wird. Quasi die verkürzte Variante des Jiang Hu, in der die Blood Brothers die entscheidenden Umwälzungen zwar ebenfalls während der düsteren Stunden absolviert haben, aber ihrer Vorgeschichte ebenso, wenn nicht sogar mehr Platz zum Atmen eingeräumt wurde. Auch hier wird jeder zur Beobachtung stehenden Gruppe eine eigene Farbe in immer anderer Auswahl und Fülle zugewiesen, zum Teil auch auf der schlichtesten Ebene, die eigentlich keine weiteren Assoziationen und Erläuterungen bedarf, aber dennoch im Kreise drehend angestrebt wird. Blass in der Hinsicht sind trotz der willkommenen, da frischen Gesichter in der Besetzung vor allem Jupiter und Sandy, vernachlässigt wird über weite Strecke der schillernde Man Ching, zu viel Wert gelegt auf die auffällig fehl in der Begebenheit wirkende Cheung Wah; wobei die Figur selber momentan zwar gar nicht vor Ort ist, aber mit phone-ins aus Taiwan für eine gröbere Orientierung sorgen möchte.

Sowieso wird viel kommuniziert und kommentiert, neben dem Hauptnahrungsmittel Alkohol ansonsten erst nur zum Handy gegriffen, sobald eine Entscheidung bevor, an oder danach zur Debatte steht.[Lustigerweise muss beim finalen Treffen am Runden Tisch nicht wie üblich die Pistole an der Rezeption abgegeben, sondern das mobile von seiner SIM-card entsichert werden.] So wie sich die Zeiten von den Heroic Bloodsheds der Achtziger in der Hinsicht geändert haben, so eifriger wird ansonsten dasselbe Erkenntnis-, Verständnis-, und auch Erklärungsziel wie all die Jahre und Filme zuvor vorangetrieben. Von allen den konkurrierenden Verfahren abgrenzbar ist deswegen nur die Einschränkung auf das eine Bühnenbild der Sai King Street, ihre Behandlung als dominante Ruhe vor dem Sturm und Herman Yaus diskrepanten, wenn auch oder vielmehr da die Übersicht bewahrenden Inszenierungsanweisungen. Trotzdem er auch für das Drehbuch und damit Struktur und Präsentation verantwortlich war, erscheint seine Regie einstweilen weniger artikulierend und auch weniger anwendungs- und leistungsorientiert [als bspw. bei A Mob Story oder gerade On the Edge]. Sonst für die kleinen speziellen Momente der Aufmerksamkeit innerhalb ansonsten konfliktfreier Ordnung sorgend, sind hierbei gerade die längeren Dialogpassagen im Aufbau relativ distanzierend und dramaturgisch irrelevant behandelt. Verzögern durch die Volltext-Absorption, Voreilen durch die Actionszenen.

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