Review

Drei Juwelendiebe geraten bei ihrer Flucht in eine Bar, wo sie die anwesenden Personen als Geiseln nehmen. Trotzdem ist der Ort ungewöhnlich und auffallend fix von der Polizei umstellt, bis die Drei mitkriegen, dass eigentlich gar nicht sie die Gesuchten sind.

Der Film basiert zwar laut Credits auf einer Story von Simon Loui und ist von diesem nebst Regisseur Mak, Ricky Fan und Angela Yu auch geschrieben worden, stellt sich allerdings deutlich als Ripoff von Albino Alligator heraus, dem Regiedebüt von Kevin Spacey.
Unangesichts dessen macht das diesen Film hier nicht wirklich besser; da die Vergleiche fehlen und hier kaum Stärken auftreten, wäre es allerdings interessant zu sehen, ob das amerikanische Vorbild mehr aus der gleichen Situation herausholen konnte. Zumindest muss man hierbei zugute halten, dass man sich an einem wenig bekannten Original zuschaffen und so vielleicht zugänglicher gemacht hat, Sachen wie Alan Lo’s Reservoir Dogs Nachahme Hero of City braucht man nun wirklich nur als Erheiterung.

Replacement Suspect fängt relativ gut an, alle Szenen vor dem Vorspann sind recht vielversprechend, die Prämisse ist zwar sehr weit hergeholt, aber stimmt soweit: Während der nächtlichen Polizeiüberwachung eines Waffendealers passiert in der unmittelbaren Umgebung ein Juwelenraub, dummerweise flüchten deren Täter in dem gleichen Fabrikat wie der verfolgte Waffendealer und fahren auch in dieselbe Richtung, wobei sie aus Unaufmerksamkeit auch noch einen Polizisten überrollen. Nun können sie durch ein Ausbremsmanöver zwar ihre nicht eingeplanten Verfolger abhängen – wobei ein zweiter Cop drauf geht -, haben mit dem dabei verletzten Mo [ Simon Loui ] allerdings erstmal ein neues Problem. Sein jüngerer Bruder Rick [ Julian Cheung ] bringt ihn zusammen mit seinem nicht ganz dichten Kumpel [ Roy Cheung ] in die „Jurassic“ – Bar, wo Mo eigentlich nur verpflegt werden soll, nach einigen Sekunden eine Geiselnahme allerdings nicht mehr zu verhindern ist. Fünf Personen befinden sich in der Kneipe, ein Barkeeper, die Kellnerin May [ Christine Ng ], zwei jüngere männliche Gäste und der auffällig ruhige King [ Kenny Bee ].
Während der Barkeeper als Ex Cop bereits nach der Waffe unter seinem Tresen schielt und auch ein Täuschungsmanöver versucht, ruft von einer Telefonzelle vor der Bar Inspector Kong [ Michael Wong ] an. Es werden zwar keine Worte gewechselt – dafür „fährt“ die Kamera in die Sehnerven und Gehirnzellen der nonverbalen Gesprächsteilnehmer als auch durch die Telefondrähte -, aber beide Parteien wissen Bescheid, die Bar ist bereits umstellt. Viel zu früh eigentlich, seit dem Eintreffen sind nur wenige Minuten vergangen.

Das folgende Geschehen ist relativ in Echtzeit abgehandelt, holt aber weder aus dem Fakt irgendeine grossartige Spannung heraus wie auch aus der Tatsache, dass die unterschiedlichen Charaktere der Gangster ebenso aufeinanderprallen wie die Versuche der Geiseln, ihre Bewacher zu beruhigen und überreden. Selbst für ein Kammerspiel ist der Film zu tot, die trotz der anwesenden Personen erscheinende Leere auch ausserhalb der Bar führt zu einem recht surrealen Seherlebnis, was so nur ziemlich billige Filme an sich haben. Verursachen tun das vor allem die mangelnden Leistungen eigentlich sämtlicher Darsteller, wobei selbst bei aktiven Situationen sämtliche Handlungen und Emotionen sehr gespielt wirken und das Ganze nur den Eindruck von Gestelztheit vermittelt. Ist es innerhalb der Bar schon relativ dröge und wird das nur kurz von einem Ausbruchversuch des Barkeepers – nunmehr mit Waffe – aufgehoben, so ist auch auf Polizeiseite nicht wirklich mehr Aktivität, wobei aber allein Michael Wong schon für etwas Kontraste sorgt. Zwar ist die Polizeiarbeit augenscheinlich nur Staffage und wiederholen sich seine Tätigkeiten – Zigarre rauchen, abwechselnd englisch und chinesisch seinem ebenfalls chinglisch sprechenden Untergebenen sinnlose Befehle und Gedanken mitteilen - auch ständig, so sorgen doch einige Szenen wenigstens kurz für Heiterkeit. Da verschreckt er mit seinem Slang eine eifrige Reporterin [ Sonija Kwok ] und kommandiert seine Männer wild in der Gegend herum. Vor allem das letztere wird oft benutzt, um dem Film ein geschäftiges Treiben zu vermitteln; fällt natürlich auf und sieht dann auch eher lustig aus, wenn ständig eine Reihe Polizisten von rechts nach links läuft und eine Reihe SDU von links nach rechts kreuzt.

Sowieso ist Action hier eigentlich Fehlanzeige, aus dem Sujet lässt sich ohne zu übertreiben wahrscheinlich auch nichts Grosses veranstalten. Die anfängliche Flucht und Verfolgungsjagd sieht noch ganz ordentlich aus, einem sehr unfein aussehenden Stunt inklusive, bei dem ein Polizist bei einem Aufprall durch die Windschutzscheibe geschleudert wird. Bei der finalen Erstürmung der Bar kommt Mak’s patentierter Aquariumshootout aus Blood Rules in einer erneuten Variation zur Geltung sowie auch die Bulletcam; wobei die gesamte Vermischung mit teilweise zusätzlichem Zeitraffer eher interessant als gut aussieht.
Das gleiche gilt insgesamt für den Film, gut ist er trotz der Ausgangsidee nicht, dafür reissen die Darsteller entweder zu wenig [ Julian Cheung, Kenny Bee ] oder zuviel [ Roy Cheung, Michael Wong ] und die gesamte Handhabung von Regisseur Mak liegt mehr auf Mätzchen als auf eine dramatisch intensive Darstellung. Zudem sind die wenigen Twists eigentlich bereits meilenweit erkennbar. Trotzdem ist er nicht ganz uninteressant, und sorgt in den 90min zumindest für gediegene Unterhaltung; der moralische Zwiespalt der Auflösung - am Ende kann keiner der Überlebenden den anderen reinreiten, ohne sich selbst anzuzeigen - wird im Original hoffentlich wie der Rest überzeugender gehandhabt.

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