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Und wieder was vom Dicken Mann...18.01.2010

Sind die schlechten Zeiten wirklich vorbei? Kann man bei Seagal wieder bedenkenlos zugreifen? Nach nunmehr drei gelungenen Filmen innerhalb des Jahres 2009 möchte man es nicht glauben, aber die Fragen lassen sich guten Gewissens bejahen. War es in der Vergangenheit meist so, daß auf einen halbwegs gelungenen Moppelfilm wieder ein bis zwei völlig mißratene folgten, darf man hier von einem feinen Triple sprechen. Sicher, wer Seagals aktuelle Filme mit seinen ersten vier Streifen vergleicht, wird traurig sein, denn die Qualität von Out for Justice oder gar Marked for Death wird er sicher nie wieder erreichen. Aber der Mann ist mittlerweile auch schon weit über 50, da ist man einfach nicht mehr so wendig und flink wie vor fünfzehn bis zwanzig Jahren. Und dennoch - die Kompromißlosigkeit, mit der Seagal in der zweiten Zusammenarbeit mit Regisseur Waxman zur Sache geht, hat deutlich etwas vom Flair der alten Zeiten. Leider ist die Story äußerst verworren, sodaß man in diesem Bereich einen kleinen Rückschritt zum kürzlich erschienenen The Keeper vermelden muß.

Der Dicke Mann gibt hier den zu Unrecht verurteilten Ex-Special-Forces-Kämpfer Shane Daniels, der nach sechs Jahren Haft rehabilitiert aus dem Gefängnis entlassen wird. Dumm nur, daß Shane gleich am ersten Abend in Freiheit eine Auseinandersetzung zwischen Chinesenmafia und russischen Kleinkriminellen stört und von nun an eine Halbchinesin samt Geldsack dabei hat. Die Chinesen wiederum wickeln gar seltsame Geschäfte ab, in denen es um den illegalen Import eines Buchhalters - des Onkels der Halbchinesin - samt Beteiligung zweier Chinesenbanden, korrupter Polizei und Gebietsansprüchen der Russenmafia geht. Viele Parteien also, und alles reichlich verworren, aber diesmal ist Waxman auch als Drehbuchautor tätig gewesen, vielleicht wollte man Geld sparen...Wie nun löst man diese Drehbuchverstrickungen auf? Nun, einfach Seagal mitten hineinbringen und den Mann sein Tagwerk verrichten lassen, unterstützt von den Russen, die ihm wegen der Rettung des jungen Russen einen Gefallen schulden.

Und hier macht sich die Sparmaßnahme bei der Drehbuchgage bezahlt, denn Waxman läßt einfach keine Gelegenheit aus, Seagal in Kämpfe zu verwickeln. Ob ein Double dabei ist, fällt dabei gar nicht auf, die Kämpfe sind schnell, schön realistisch und erinnern wegen der Verwendung von umliegenden Gegenständen an die brachialen Fights von früher. Es spritzt das Blut auch wegen zahlreicher Schießereien, also sollte man meinen, daß der Film gegenüber dem Keeper die Nase vorn hat. So sehe ich das nicht, denn Waxman verfällt leider hier in die unselige Schnitthetze und Kameraführung nach Bourne, was die Fights hier und da etwas unübersichtlich machen. Doch die Härte entschädigt dafür völlig, man verzeiht auch den einen oder anderen Ausrutscher im Drehbuch und freut sich, daß die finale Explosion auch wieder einmal nach echtem Feuer aussieht. Also, lieber Leser, eine klare Empfehlung meinerseits für den Triple-Pack aus England, hier macht man als Freund des Dicken Mannes erstaunlicherweise nichts falsch und freut sich auch beim dritten Streich über einen schön altmodischen Prügelfilm - 7/10.

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