Endlich wieder erfrischend gruseliges Geisterkino, so oder anders hörte man von Jaume Balagueros „Darkness“, der sogar noch die deutschen Kinos streifte.
Ein bisschen ernüchternd dann aber doch, dass sich der Film als gekonnt inszeniertes Konglomerat moderner Horrorfilm-Stilelemente entpuppt.
Denn das muss ein für allemal vorher festgestellt werden, Balagueros nimmt sich das Beste oder Effektivste aus allen Welten und rührt es zusammen: wir haben die belastete Familie mit dem Daddy scheinbar am Rande des Wahnsinns und dem in sich zurückgezogenen Jungen in bedrohter Lage („Shining“). Alle wohnen in einem finster-bösen Haus „Amityville“, die Dunkelheit droht von unter dem Bett („Poltergeist“), es wird plötzlich direkt vor der Kamera vorbeigelaufen („The Sixth Sense“), es gibt eine Art Totenbild mit Bedeutung („The Others“), die Geister der Kinder laufen ruckhaft („Ring“ und diverse Epigonen) usw.
Wirklich Neues hat der Spanier nicht anzubieten, obwohl er sein Handwerk versteht. Geschickt ordnet er seine kleinen Schocks tricktechnisch einwandfrei zu einem brauchbaren Gruselerlebnis, jedoch bietet der Plot nur sehr wenig, was einen wirklich fesseln könnte.
Spätestens als nach knapp 10 Minuten von einer Sonnenfinsternis berichtet wird, die nur alle 40 Jahre zu sehen ist (und die Tragödie 40 Jahre her ist), dann kann man sich den Höhepunkt des Films schon ganz gut vorstellen.
Alles Weitere läuft dann praktisch wie vom Reißbrett: der unberechenbare Papi, der ängstliche Sohnemann, die ignorante Mutti und die besorgte und einzig aktive Teenagertochter, der jedoch Anna Paquin auch kein Profil verleihen kann.
Zu lose und dramaturgisch unwirksam wirken die Plot-Points gesetzt, hier ein paar Zeilen Dialog, da ein Schock und stets das Warten auf den nächsten Tag, der in bester „Sieben“- oder „Shining“-Manier die Uhr aufs Ende hin zuticken läßt. Die Charaktere bleiben fahrig, unscharf umrissen und wenig logisch, da gibt es weder wirkliches Interesse, noch irgendwelche Bindungen.
Der Bösewicht ist relativ logisch und einfach herauszufinden und spätestens, wenn der behauptet, dass man, einmal begonnen, das Böse nicht mehr aufhalten kann, weiß man, wie der Hase läuft.
Was an „Darkness“ gefällt ist sein wunderbar düsteres Ende, dass mit dem von „The Nameless“ durchaus mithalten kann, aber leichte Logikgebrechen zeigt, da uns das beschworene Böse, die Dunkelheit, nie richtig nahe gebracht oder erklärt wird. Die Schlusspointe hinkt in ihren Logikschuhen dahin und warum eine böse Macht, die es schafft, den Architekten des Hauses in einem Fußgängertunnel durch Ausschaltung des Lichtes (übrigens eine hervorragende Szene rein visuell) zu erreichen und zu töten, nicht in der Lage ist, eine brennende Gasflamme selbst zu löschen, fragt man wohl besser nicht.
Die Stärken von „Darkness“ liegen also hauptsächlich im deftigen Finale, auch wenn da Logiklöcher entstehen. Die sauber dosierten Schocks können Genrefreunde wahrlich erfreuen und muntern den etwas eingerosteten Plot immer wieder auf.
Trotzdem muss ich konstatieren, dass die Asiaten da einfach die bizarreren Bilder auffahren und verstörendere Einfälle bieten. Dazu bleibt „Darkness“ einfach noch zu sehr dem Konventionellem verhaftet, bzw. dem Bekanntem.
Insgesamt aber ein rundum angenehmer Gruselfilm, der nur eben nichts wahrhaftig Neues bringt, sondern alten Resten eine Chance bietet, sich in neuer Form zu beweisen. (6,5/10)