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„Tucker & Dale vs. Evil“, dem Regiedebüt des Kanadiers Eli Craig, liegt die ebenso simple wie geniale Idee zugrunde, das Subgenre des Backwood-Slashers zu parodieren, indem er die typischen Rollen – Hinterwäldler auf der einen, aufmüpfige Teenager auf der anderen Seite – einfach vertauscht und dadurch eine Feuerwerk an Genrezitaten, Slapstick, Situationskomik und Absurditäten entzündet.

Dale ist ein leicht zurückgebliebener, grobschlächtiger, tapsiger Kerl mit Vollbart und Holzfällerhemd, der mit seinem Kumpel Tucker, ebenfalls überzeugter antimodischer Flanellhemdträger, einen Wochenendausflug zu ihrer heruntergekommenen Waldhütte unternimmt, um diese auf Vordermann zu bringen, zu angeln und ein Dosenbier nach dem anderen zu zischen. Soweit, so harmlos. Die beiden treffen jedoch auf eine Gruppe Klischee-Teenies, die eindeutig zu viele Backwood-Slasher gesehen haben, sämtliches Verhalten der beiden Camper missinterpretieren und sich von ihnen bedroht wähnen. Es kommt, wie es kommen muss, ein Missverständnis jagt das nächste und als ihre Freundin Allison „in die Fänge“ von Tucker und Dale gerät, blasen sie zum „Gegenangriff“, dezimieren sich dabei aber in erster Linie selbst.

Wer sich halbwegs mit dem parodierten Genre auskennt, wird viele Anspielungen auf dessen Klassiker entdecken, was ein Indiz dafür ist, dass die Filmemacher sich sorgfältig mit der Thematik auseinandergesetzt haben, ja vermutlich selbst Fans sind. Das wird auch anhand des visuellen Härtegrads deutlich, denn obwohl es sich eindeutig um eine Horrorkomödie handelt, wird in bester Backwood-Manier aufgespießt, zerstückelt und entflammt, dass der Genrefreund juchzt und die Familienfreundlichkeit komplett auf der Strecke bleibt. Doch sein Hauptaugenmerk legt der Film klar auf die rabenschwarze Komik, auf das Spiel mit den Genreklischees, das in einer Ehrenrettung für simple Landei-Gemüter mündet.

Die Teenies, eine Gruppe von College-Studenten, hingegen verzapfen viel Dünnpfiff, stacksen in Stöckelschuhen durchs Unterholz und haben die Weisheit mit Löffeln gefressen. Ihr Anführer geht dabei auffallend manisch zur Sache. Wer ist hier eigentlich der Psychokiller…? Lediglich die ebenso smarte wie hübsche Allison scheint da etwas anders gestrickt zu sein, doch ausgerechnet sie befindet sich bei Dale, mit dem sie sich anfreundet und feststellt, dass hinter der rauen Schale ein liebenswerter Charakter steckt, was dem Film zu einer durchaus ernst gemeinten Aussage gegen Oberflächlichkeiten und Vorurteile verhilft. Doch keine Sorge, zu keinem Zeitpunkt ist „Tucker & Dale vs. Evil“ moralinsauer oder mit einem erhobenen Zeigefinger versehen worden – im Gegenteil, der wird hier im wahrsten Sinne kurzerhand amputiert. Diese Konstellation dient als Grundlage für zahlreiche weitere Gags, beispielsweise als Allison versucht, der Situation mit Pädagogik beizukommen, die Kontrahenten bei einer Tasse Tee am Tisch versammelt und sich als Mittlerin zur Verfügung stellt. Wann hat man so etwas schon einmal im Backwood-Horror gesehen?

Alan Tudyk und Tyler Labine gehen prächtig in ihren Rollen als Tucker und Dale auf und werden schnell zu absoluten Sympathieträgern, der Rest der Darsteller wurde bewusst klischeebehaftet gecastet bzw. zurechtgemacht. Gegen Ende erfährt die Handlung noch eine zugegebenermaßen wenig überraschende Wendung und begibt sich damit fast schon auf konventionelles Genre-Terrain, wobei hier die Parodie in der Überzeichnung des pathologischen Psychos besteht, der mit seinem klasse Make-up Assoziationen an Two-Face, jenen schizophrenen Batman-Schurken, weckt. Auch der kitschige Happy-End-Epilog kommt nicht ohne satirische Seitenhiebe aus, prima.

Fazit: Ich habe lange nicht mehr im Kino so gelacht! Kurzweiliges und schwer unterhaltsames Pflichtprogramm für alle Genrefreunde, aber auch für diejenigen, die irgendwann nur noch genervt von der x-ten „Deliverance“- oder „Texas Chainsaw Massacre“-Kopie waren. Spielt meines Erachtens in der gleichen Liga wie „Shaun of the Dead“. Ansehen!

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