Review

Ihr meint, ihr kennt schon alle Facetten des Backwood-Slasher? Ihr meint, ihr habt schon sämtliche Rednecks und Gestalten jenseits des Hinterwaldes meucheln gesehen?

Ja?!?

Na, dann will ich euch mal zwei ganz liebenswerte von ihnen vorstellen: Ihre Namen sind Tucker (Alan Tudyk) und Dale (Tyler Labine).

Die beiden wollen eigentlich nur ein schönes Wochenende in ihrer kürzlich erworbenen Holz-Hütte im Wald verbringen, Bier trinken, Angeln, Bier trinken, rumhängen und Bier trinken. Doch am See nebenan macht eine Horde College-Kids Party. Als Tucker und Dale das Mädchen Allison (Katrina Bowden) vorm Ertrinken retten, flüchten alle anderen und gehen von einer Geiselnahme zweier Psychopathen aus. Die Kids blasen zum Gegenangriff, dieser jedoch in vielen Unfällen endet, wobei einige von ihnen das Zeitlich segnen.

Herrlich, hab ich mich kaputt gelacht. Ich frage mich, warum kam noch keiner auf die Idee? Das ganze Genre rund um den Wald und die zahnlosen, menschenfleischfressenden Rednecks wird bei "Tucker & Dale vs Evil" auf den Kopf gestellt.
Hier sind nicht die Hinterwäldler die Bösen, nein, die Teenies.

Obwohl man anfangs noch unbeschwert an den Film gehen kann, Tucker & Dale in ihrer ersten Szene noch recht unheimlich rüberkommen, hat man keine Feinde. Weder die jugendliche Schlachtpalette, die lediglich durch Party, Saufen, Kiffen und Sex charakterisiert wird (mehr braucht man ja auch nicht bei dem Genre) noch die beiden Hygiene-meidenden Anti-Helden fallen negativ auf. Die erste Begegnung der beiden Gruppen an der örtlichen Tankstelle ist dann jedoch der Ursprung der ganzen Misere. Die rein zufällige Zusammenkunft basiert auf Vorurteilen und dem Abstempeln in gewisse Schubladen gegenüber Tucker & Dale (nicht das in diesem Film jetzt ein moralischer Unterton herrscht - nö, das hat er nicht nötig). Mit der Rettung aus dem Wasser/bzw. der Entführung (wie es die Kiddies wahrnehmen) läuft das Fass jedoch über.
Tucker ist eher der Anarcho-Typ und Dale, der etwas pummelige, selbstwertgefühlslose Mensch, der gerne auf die Ratschläge seines besten Kumpels hört - und sich zudem in die gerettete Allison verliebt. Ally, wie nur ihre engen Freunde sie nennen dürfen, wird von Dale warmherzig verarztet, während sich die Teen-Gruppe an das Haus ranschleicht.

Ab da gibt es für Regisseur Eli Craig, der hier sein Spielfilm-Debut feiert, kein Halten mehr. Er lässt keine Fettnäpfchen oder übliche Genre-Tötungswerkzeuge aus, so dass einer nach dem anderen der Studenten-Gang ins Gras beißt. Ein genialer Einfall folgt dem nächsten, sei es jetzt eine sanft schnurrende Motorsäge oder auch ein knochenzerfetzender Häcksler, und -  das kann man ohne Spoiler verraten - töten weder Tucker noch Gale jemanden in diesem Film.

Die Ausgangssituation von "Tucker & Gale vs Evil" ist sehr orginell, jedoch gibt es auch kleinere Negativ-Punkte. Natürlich kann man nicht wirklich erahnen, wie es weiter geht, jedoch wirken manche Situationen an den Haaren herbeigezogen, nur damit diese noch nie dargewesene Situationskomik keine Wendung erfahren kann. Trotz der 80 Minuten Laufzeit hat der Film mit einigen (kleinen) Längen zu kämpfen und zum Schlussteil driftet diese Horror-Komödie zu sehr ins Overacting ab. Auch wenn die schusseligen Teens dafür verantwortlich sind (die einem dann doch spätestens nach der ersten Hälfte auf den Zeiger gehen). Trotzdem überwiegen die positiven Aspekte ganz klar.

Ich kann "Tucker & Gale vs Evil" jedem Splatter- und Backwood-Slasher-Fan ans Herzen legen. Auch trotz der milden FSK16-Einstufung wird hier ordentlich geschnetzelt.
Auf jeden Fall ist dieser Film etwas, was aufgrund seiner originellen Note hängenbleibt.

8/10

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