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Ach ja, die Achtziger. Eine Dekade in der Actionfilme noch politisch unkorrekt, verharmlosend, linear, actionreich und einfach gut waren. Ein Kino für die Fans, komplett auf unbeschwerte Unterhaltung ausgelegt. In Anbetracht der heutigen Filmlandschaft lernt man das damals Geleistete erst so richtig zu schätzen. Walter Hill („Southern Comfort”, „ Last Man Standing”) leistete Anfang der Achtziger in diesem Bereich mit seinem längst zum Klassiker avancierten „48 Hrs.“ Pionierarbeit. „Lethal Weapon“ und Co hätte es ohne diesen Streifen vielleicht nie gegeben.
Der ehemalige „Saturday Night Live” – Komiker und bis dato unbekannte Eddie Murphy („Beverly Hills Cop“, „Doctor Dolittle“) und der damals ebenfalls längst nicht etablierte Nick Nolte („Extreme Prejudice“, „Cape Fear“) prügelten, ballerten und rasten, einander nicht sonderlich gut leidend, durch einen Actionthriller mit Onelinergarantie, halsbrecherischen Stunts und tödlichen Shootouts. Das Buddyduo war geboren.

Bis Anfang der Neunziger bevölkerten Filme, die diese so erfolgreiche Formel nachahmten, die Kinos, kamen dann aber, nicht mehr dem Zeitgeist entsprechend, aus der Mode – genau wie ihre sich nur noch mühsam über Wasser haltenden Helden. Aus der scheidenden Ära entstammt auch die relativ späte Fortsetzung „Another 48 Hrs.“.
Walter Hill, der mit „Red Heat“ längst sein eigenes Erfolgsrezept wiederholt angewandt hatte, konnte Nick Nolte und den inzwischen zum Star gewachsenen Eddie Murphy, der sich in Folge nur noch mühsam durch schwache Komödien kalauern sollte, für einen zweiten Teil gewinnen. Und der steht dem Erstling trotz fehlender Originalität in nichts nach.

Sicher das Thema war nun bekannt und wenn wir ganz ehrlich sind, kann Hill dem Stoff auch nichts Neues abringen. Das macht aber nichts, denn dafür stimmt hier alles andere.
Walter Hill ist und war ein Verehrer des Wilden Westens, hat beispielsweise mit „The Long Riders“ selbst einen gedreht, mit „Last Man Standing“ das durch „A Fistful of Dollars“ berühmt gewordene „Yojimbo“ – Thema neu aufbereitet und versteckte beispielsweise auch in „Undisputed“ diverse Anspielungen (z. B. der Name „Sweetwater“, der ebenso in „Last Man Standing“ auftaucht und einen direkten Hinweis auf „Once Upon a Time in the West“ darstellt). Genau deswegen ist der Beginn auch eine einzige Reminiszenz an das heute leider fast völlig tote Genre. Nicht unähnlich dem Stile Peckinpahs und inszenatorisch auf Sergio Leone verweisend, zelebriert er den tödlichen Zwischenfall in einer abgelegenen Wüstenbar nach den alten Regeln des Genres. Den einzigen Unterschied machen hier die Fahrzeuge. Auch Komponist James Horner („Aliens“, „Braveheart“) orientiert sich nicht nur hier deutlich an Westernklängen.
Wichtig ist diese Opening Scene für den weiteren Filmverlauf nicht, sie zeigt aber in welche Richtung „Another 48 Hrs.“ sich entwickeln soll.

Alles ist beim Alten geblieben. Jack (Nolte) prügelt, ballert und flucht sich immer noch durch seinen Job, hat nicht viele Freunde unter seinen Kollegen, sondern genießt einen befremdlichen Respekt, muss sich aber, als auf ihn geschossen wird und er in Notwehr den Angreifer tödlich niederstreckt, mit der Dienstaufsicht auseinandersetzen. Schließlich wird die Waffe des Angreifers nicht gefunden. Lediglich 48 Stunden bleiben ihm, um die Sache aufzuklären. Da niemand Jack Glauben schenkt und er am Tatort ausgerechnet ein Foto des kurz vor der Entlassung stehenden Reggie (Murphy) entdeckt, besucht er ihn. Der baldige Ex-Knacki ist nur wenig begeistert...

Beide nach acht Jahren wieder in Aktion zu erleben macht schlicht und einfach einen riesigen Spaß. An ihrer Beziehung hat sich wenig geändert. Als problematisch erweist sich nur, dass Jack Reggie in all den Jahren nie im Knast besucht hat und die abgekühlte Freundschaft erst wieder auf Betriebstemperatur kommen muss. Diese Tatsache gibt zunächst Anlass für eine Menge Streitereien mit Lachgarantie zwischen den beiden. So keift und prügelt sich das wieder unfreiwillige Duo erneut durch die ersten Minuten, bis aus dem Spaß plötzlich tödlicher ernst wird. Denn Reggie steht auf der Abschussliste des ominösen Iceman. Nun sind beide wieder aufeinander angewiesen.

Neben den tollen Wortgefechten, besticht „Another 48 Hrs.“ vor allem durch seine Actionszenen. Insbesondere der Wahnsinnsunfall des sich zigmal überschlagenden Gefangenentransports sei dabei als Highlight genannt. Blutige, perfekt inszenierte Shootouts, Verfolgungsjagden (Unvergesslich: Der Sprung durch die Leinwand des Pornokinos) und deftige Prügeleien ergänzen jedes Mal die Ermittlungen des Duos. Insbesondere Jack darf auch hier wieder zünftig austeilen und einstecken. Alles unter der bewährten Kameraarbeit von Matthew F. Leonetti („Commando“, „Star Trek: First Contact“)

Eddie Murphy hat sich hier ausnahmsweise mal unter Kontrolle und liefert eine überraschend erträgliche Performance ab, hat zwar immer eine lockere Lippe, nervt aber nicht so mit seinem standardisierten Laberattacken. Eingekleidet in Designerzwirn unterscheidet der sich grundlegend von seinem Partner Nick Nolte.
Der zweite Part des Duos kriegt hier zwar nicht ganz so oft und viele auf die Fresse, ist als streitsüchtiges, rabiates Raubein aber immer noch eine Bank. Ständig steht er unter Dampf, lässt sich provozieren, ist auf Kloppereien aus und fängt sich auch schon mal ein paar ein, ist nichtsdestotrotz ein pflichtbewusster Cop, der die Dinge halt etwas unkonventionell und am Rande der Legalität angeht. Die Chemie zwischen den beiden stimmt jedenfalls.
In Nebenrollen sind übrigens der diabolische „Wishmaster“ Andrew Divoff, der kultige Dauermaniac Brion James („Blade Runner“, „Tango & Cash“) und „Red Heat“ – Bösewicht Ed O'Ross zu sehen.

Rückblickend ist die gesamte des Ausstattung noch ein weiterer wichtiger Grund „Another 48 Hrs.“ Nicht zu verpassen. Die schummrigen Kneipen, die Autos, die Discotheken und die Musik atmen den nostalgischen Charme der Achtziger. Fans jener Zeit werden daran ganz besonderen Spaß haben. Dank der nächtlichen Großstadt, den Neoreklamen und der allgemeinen, wuseligen Geschäftigkeit der Metropole erlangt der Film seine ganz eigene, eben wieder typisch der Zeit entsprechende, Atmosphäre.


Fazit:
„Another 48 Hrs.“ wiederholt grundsätzlich nur das erfolgreiche Rezept des Vorgängers und muss sich den Vorwurf der Einfallslosigkeit gefallen lassen. Allein was die Entwicklung der Charaktere angeht, ist beispielsweise die „Lethal Weapon“ – Reihe den beiden Filmen weit voraus. Dennoch gelang Walter Hill auch hier wieder ein sehr charmanter Actionthriller mit reichlich Wortwitz, toll choreographierten Ballereien, Blechschadenorgien (Mei, dieser Gefangenentransporter überschlägt sich aber auch oft...) und zwei gut aufgelegten, harmonierenden Hauptdarstellern. Etwas besser bewertet als er eigentlich ist, weil ich diesen Filmen und ihrer Zeit jedes Mal aufs Neue hinterherweine.

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