Vorab: Trigun ist wesentlich tiefgründiger als 99% aller westlichen Zeichentrickserien.
Die Geschichte über Vash the Stampede the "Human Hurricane" beginnt damit, erst einmal die Hauptcharaktere in der ersten Folge zu durchleuchten, bzw. vorzustellen.
Da wären einmal Vash himself. Desweiteren die beiden verrückten Frauen von der Versicherung, die zur Untersuchung der von dem berühmten Human Hurricane ausgelöst wurden. Sprich: Sobald er wieder eine ganze Stadt in Trümmern gelegt hat, tauchen die beiden auf, und versuchen den Schaden zu regulieren. Sehr, sehr witzig. Vash's böser Gegenspieler lernt man leider erst im Laufe der Episoden kennen.
Das Charakterdesign ist vorbildlich. Man muß aufgrund deren Eigenheiten einfach jeden lieben und fiebert automatisch mit allen Darstellern mit.
Genauso die Bösewichte - wer das Rollenspiel Deadlands kennt, weiss ungefähr in welche Richtung das ganze abzielt: Endzeitthema, nach den grossen Katastrophen zeichnet sich wieder das Entstehen einer Wildwest-artigen Gesellschaft ab. Das Land ist öde und verdörrt und besteht hauptsächlich nur noch aus Wüste. Lediglich 7 grosse Städte haben die Katastrophe überlebt, und natürlich die zahlreichen entstandenen Dörfer überall.
Nun mal eine Anmerkung in eigener Sache: Ich hätte niemals geglaubt, dass es eine vernünftige Brücke zwischen einer unheimlich lustigen Actionkomödie und einem Drama gibt. Trigun wird im Verlauf der Serie immer ernster und der Hauptdarsteller immer bemitleidenswerter. Es zerreisst einem das Herz zu sehen, wie er - obwohl er eigentlich der freundlichste und aufopferungsbereiteste "Mensch" überhaupt ist - ständig von seiner Umwelt als Monster angesehen wird. Sein Ruf eilt ihm ständig voraus. Dabei geschehen die größten Tragödien später, als er seinen Gegenspieler kennenlernt, und mit der Zeit herausfindet, dass er eigentlich gar kein Mensch ist, sondern seine grausame Existenz nur wegen seinen Schuldgefühlen und seinem Leiden überspielt bis er selbst fest daran glaubt.
Die ersten 6 bis 8 Folgen erschöpfen die Lachmuskeln bis zum totalen Exzess. Danach wird es wie gesagt ernster und zwischenzeitlich wird auch ganz schön auf die Tränendrüse gedrückt. Aber extreme Gefühlsregungen und Japaner gehören eben zusammen wie ein Stäbchen zum Anderen.
Der Zeichenstil ist nicht umwerfend. Er ist zwar stimmig und untermalt die Westernatmosphäre perfekt, ist aber ein wenig arm an Animationen und Effekten. Ein wenig mehr wäre hier durchaus von Vorteil gewesen.
Dafür geht der in Japan prämierte Soundtrack ziemlich ab: Hier werden klassische Rockriffs mit Stilmitteln a'la Ennico Morricone gemischt, da treffen Jazzeinflüsse auf Country-Slide-Riffs. Einfach Klasse.
Dies ist eindeutig eine Animeserie mit Anspruch. Wer einfach nur flache Unterhaltung mit doofen Witzen sehen will, der soll sich Dragonball ansehen. Hier bekommt man so viel mehr:
- Eine interessante, skurrile und tragische Storyline
- Einzigartige und symphatische Charaktere, die man nie wieder vergessen wird
- Ein Soundtrack, der immer wieder Laune macht.
- Ein Thema, über das man selbst nach dem Abschalten noch stundenlang nachgrübeln kann.
Meine Wertung: 9 von 10 Punkten. Wäre die optische Aufmachung noch etwas besser gelungen, hätte ich mich auch zu einem 10er hinreissen lassen, aber so ist 9 durchaus gerechtfertigt, denke ich.