Review

Wohlig altmodisch!

Der Wolfsmensch - eine der klassischsten Horrorkreaturen mit bereits hunderten Inkarnationen und Varianten über die Historie des filmischen Mediums, allen voran bei den Spezialisten von Universal Pictures. 2010 nahm man sich dem behaarten Stoff abermals an, deutlich bevor man in der Mitte des Jahrzehnts ein „Monsterverse“ (vergeblich) in Angriff nahm. Mit einem satten Budget und kräftigen Staraufgebot ließ man die Bestie im Manne mal wieder raus - und ließ das britische Volk gegen Ende des 19. Jahrhunderts vor scharfen Krallen und nebulösen Mythen zittern…

Splattrige Schauershow

Zu „Wolfman“ stehe ich enorm zwiegespalten. Manchmal wirkt er auf mich erschreckend gekünstelt und wie ein teures Laientheater. Die Effekte haben sich schon noch etwas über einem Jahrzehnt nicht allzu gut gehalten, die Geschichte bringt jetzt nicht wirklich Neues an das wolfshaarige Reißbrett, Benicio Del Toro kann man als fehlbesetzt für seine Rolle bezeichnen (obwohl er einer der feinsten Mimen seiner Generation ist) und zumindest der Kinofassung fehlten sehr viele blutige Momente, sie war zahnlos. Kein Wunder, dass ich damals nach dem Kinobesuch höchst enttäuscht nach Hause ging. Über die Jahre habe ich ihn daheim aber ein gutes Stück schätzen gelernt. Was natürlich auch am weitaus saftigeren Extended Cut liegt, der wunderbare Splattermomente bereithält. Da soll nochmal einer sagen, Gewalt mache einen Film nicht besser. Sie kann es sehr wohl auf einem archaisch-instinktiven (und natürlich auch tricktechnischen) Level. Aber auch anderen Aspekten bin ich über die Jahre milder gestimmt worden. Die Effekte sind halt Kinder ihrer Zeit, ich mag das alte Universal-Logo zu Beginn, Frau Blunt ist immer Zucker und Sir Anthony Hopkins hatte irgendwie auch mehr Bock als üblich. Die Atmosphäre ist dicht, dieser Werwolf befindet sich irgendwo zwischen „Van Helsing“ und Lon Chaney, er macht keine Gefangenen, sein Ende ist erwartungsgemäß tragisch, die Laufzeit wird immer mit Schauwerten oder gefühlvoll was auf die Ohren gefüllt. Daher habe ich mit diesem reißerischen Wolfsmenschen meinen Frieden gemacht. Besser als sowas wie „The Mummy“, womit kurze Zeit später wahrhaftig von Universal ein neues Monsterverse gestartet werden sollte, ist das allemal. 

Fazit: opulent, tragisch, klassisch, artifiziell, blutig - haarig-teure Hollywoodneuauflage des Wolfmannes. Gut, zumindest für die eher oldschooligen Gemüter und Geschmäcker. Nach heutigen Maßstäben und Sehgewohnheiten etwas träge. Und in 2024 ist nicht jeder Effekt mehr erstklassig, um es gütig auszudrücken. Die Besetzung und die Ausmaße der Geschichte sind allerdings zeitlos. 

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