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Da eigene Ideen sehr rar sind, lässt man immer wieder gerne einen alten Klassiker in neuem Glanz erstrahlen, hier hat es George Waggners "Der Wolfsmensch" aus dem Jahr 1941 erwischt. Jedoch kann bei solchen Produktionen auch einiges schiefgehen, wofür "Wolfman" ein gutes Beispiel ist. Regisseur ausgetauscht, zahlreiche Drehbuchänderungen, neuen Score komponiert um dann doch den Alten zu nehmen, die Produktionskosten stiegen auf satte 150 Millionen Dollar an und schließlich kam der Film eineinhalb Jahre später als geplant in die Kinos. Das Drehbuch lieferten Andrew Kevin Walker (Sieben, Sleepy Hollow) und David Self (Road to Perdition, Thirteen Days) von denen man zu Recht etwas mehr erwarten dürfte als eine zu unentschlossene Mixtur aus Horror, Romanze und Drama. So ist "Wolfman" eine viel zu durchschnittliche Angelegenheit, schade um das verschenkte Potential.

1891: Nach langer Zeit kehrt der Theater-Schauspieler Lawrence Talbot (Benicio Del Toro) in sein Elternhaus nach Blackmoor zurück. Er will den schrecklichen Tod seines Bruders Ben untersuchen. In Blackmoor soll bei Vollmond eine Bestie ihr Umwesen treiben, oder hängen die zahlreichen Todesfälle mit dem Auftauchen der Zigeuner zusammen ? Dabei trifft er seinen Vater John (Anthony Hopkins) wieder, dem Lawrence insgeheim die Schuld am Tod seiner Mutter gibt. Auch verliebt er sich in Bens Frau Gwen Conliffe (Emily Blunt). Doch sein Leben ändert sich schlagartig, als er bei der Jagd auf die Bestie von ihr verletzt wird. In ihm scheint jetzt auch das Böse zu schlummern, welches erst bei Vollmond an die Oberfläche kommt. Inspector Abberline (Hugo Weaving) kommt Lawrence bald auf die Schliche.

Leider weiss man schon von Anfang an, wer sich bei Nacht in einen Werwolf verwandelt und wer Ben getötet hat. Aber das reicht noch nicht, stattdessen legt man offensichtliche Spuren, um dies zu bestätigen, wenn John beispielsweise zu Lawrence sagt er solle bei Vollmond zu Hause bleiben. Auch die Tatsache, dass der Werwolf nur durch Silberkugeln und eine große Liebe erlöst werden kann, verrät uns schon wie das Ganze ausgeht. Wie es zu der Liebe zwischen Lawrence und Gwen kommt, ist jedoch völlig unklar, auch will keine richtige Romanze zwischen den Beiden aufkommen. Dabei lässt Regisseur Joe Johnston (Jumanji, Jurassic Park III) seinen Figuren genügend Platz. Lawrence kann dabei gleich den mysteriösen Selbstmord seiner Mutter verarbeiten, was in Rückblenden zu sehen ist. Seitdem hat er sich von seinem Vater distanziert und ihr Verhältnis ist immer noch angespannt, was deutlich zu sehen ist. Aber "Wolfman" kann sich nicht entscheiden, in welche Kerbe er nun schlagen will. Die dramatische Ebene will nicht funktionieren, wenn sich Lawrence mit seiner Familiengeschichte und seinem neuen Fluch herumärgert und man zwischenzeitlich sogar versucht auf die Tränendrüse zu drücken. Der Lovestory lässt man nicht genügend Platz, um sich richtig zu entfalten. Normalerweise raubt dieses Element einem Film das Tempo, doch hier ist die Liebe zwischen Lawrence und Gwen ein typisches Klischee, welches eben bedient werden muss.

Was "Wolfman" letztenendes in den Durchschnittsbeeich rettet ist das altmodische und extrem düstere Szenario, nebst den Horrorelementen. Die vernebelten Wälder, der Einsatz von Filtern und eine unheimliche Geräuschkulisse, verhelfen hier zu einigen Höhepunkten. Dabei erhalten sogar einige Splattereinlagen Einlass, denn der Werwolf geht mit seinen Opfern nicht zimperlich um. Da werden schon mal Gliedmaßen abgerissen, Bäuche aufgeschlitzt und der rote Lebenssaft darf ordentlich durch die Gegend suppen. Während die Goreeffekte durch eine gute Machart überzeugen, so sind die Werwolf-Effekte ein zweischneidiges Schwert. In manchen Szenen sogar handmade, größtenteils aber animiert. Die CGI-Effekte sind teilweise hochwertig, aber manchmal eben auch grottig. Doch trotzdem funktioniert das Element Horror hier mit Abstand am besten. Zwischenzeitlich darf der Werwolf sogar in London sein Umwesen treiben, in der zweiten Halbzeit nimmt "Wolfman" dann gehörig Fahrt auf. Fast schon lächerlich ist der finale Zweikampf zwischen den Wolfsmenschen, wo sich der eine noch demonstrativ die Klamotten vom Leib reißt. Der Ausgang der Geschichte dürfte jedem hier klar sein, es werden ja während des Films genügend Hinweise gelegt. Immerhin punktet man durch eine prominente Besetzung, bei der besonders Sir Anthony Hopkins (Hannibal, Das Schweigen der Lämmer) Akzente setzen kann. Benicio Del Toro (Die Stunde des Jägers, Sin City) und Emily Blunt (Der Eisige Tod, Der krieg des Charlie Wilson) können da nicht ganz mithalten, richtig gut ist Hugo Weaving (Matrix, V wie Vendetta) als verbissener Scotland Yard Inspector.

Sehr vorhersehbares Horrorvehikel mit anfänglichen Startschwierigkeiten und sich kaum auf eine Schiene festlegend. So bleibt ein etwas kruder Mix zwischen Drama, Horror und Liebesgeschichte, immerhin prominent besetzt. Doch "Wolfman" hat auch durchaus seine spannenden und blutigen Szenen und die altmodischen Sets wissen zu gefallen. Dazu will schlechter CGI aber in keinster Weise passen, insgesamt bleibt ein durchschnittlicher Genrevertreter.

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