Review

Als Ben Talbot eines Tages spurlos verschwindet, bittet seine Verlobte Gwen (Emily Blunt) dessen Bruder Lawrence (Benicio Del Toro) um Mithilfe bei der Suche nach ihm.
Bis Lawrence schließlich in Blackmoor eintrifft ist die schrecklich zugerichtete Leiche seines Bruders bereits aufgefunden worden und diverse Gerüchte kursieren darüber wer oder was hinter dieser Tat stecken mag. 

Als Lawrence herausfindet, dass ein Werwolf seinen Bruder getötet hat ist es bereits zu spät, denn er wird von ihm im Kampf verletzt und teilt ab diesem Zeitpunkt dessen Schicksal sich bei Vollmond in eine Bestie verwandeln zu müssen. Trotzdem stellt sich natürlich die Frage wer der andere Werwolf ist, wie er überhaupt dazu wurde und wie unser Held diesem Fluch entrinnen kann… 

Es ist wieder mal Remake-Zeit und Universal hat mangels origineller Einfälle ganz tief im eigenen Filmarchiv gegraben um doch noch eine Idee für ein solches zu finden.  

Fast 70 Jahre alt ist der olle Wolfman-Schinken auf den die „Ideen-Sucher“ dabei gestoßen sind. Der Streifen gilt zwar als Klassiker, ist aber doch inzwischen storytechnisch reichlich angestaubt und die damaligen Special-Effects sorgen heutzutage beim Publikum bestenfalls für Lacher als dass sie eine Gänsehaut erzeugen könnten. Im Prinzip also ein würdiger Kandidat um quasi runderneuert auf ein heutiges Kinopublikum losgelassen zu werden, zumal Werwölfe sowieso nie aus der Mode kommen. Gewisse Befürchtungen hinsichtlich der Modernisierungsmaßnahmen durfte man aber durchaus hegen, denn wie in den letzten Jahren wirkliche und vermeintliche Klasse-Filme durch den Remake-Kompatibilitäts-Schredder gejagt wurden war einfach nur noch peinlich und ärgerlich.  

Um es vorweg zu nehmen, ganz so schlimm wie die Befürchtungen waren kam es schließlich nicht, aber ein wirklich guter Film kam dabei noch lange nicht heraus. Der ganze Streifen krankt an vielerlei Fronten, die einzeln betrachtet gar nicht so schlimm sind, zusammengerechnet aber den Eindruck des Films in eine ernste Schieflage bringen. 

Eines der Hauptprobleme liegt wie so häufig im Bereich des Drehbuchs. Mal davon abgesehen, dass dieses zu 95% vorhersehbar ist und auch einige Längen aufzuweisen hat, scheitert es vor allem daran, dass es seinen Protagonisten kaum Charaktertiefe verleihen kann, was sich unmittelbar auf die schauspielerischen Leistungen der Akteure auswirkt. 

Anthony Hopkins und Benicio Del Toro sind beide wirklich gute Schauspieler, aber was sie hier abliefern wirkt wie wenn beide sprichwörtlich im falschen Film sind.
Hopkins chargiert als Papa-Wolf irgendwo zwischen seiner eigenen Hannibal-Lecter-Parodie und seinem Auftritt in „Legenden der Leidenschaft“ herum, nahezu ohne Bindung zur Handlung, seinen Kollegen…sogar in seiner Werwolfmaske wirkt er mehr wie der Löwe aus „Wizard Of Oz“ als das superböse Überbiest, dass er ja lt. Script zu sein hat.  

Del Toro tranfunzelt sich auch mehr schlecht als recht durch seinen Part, der sich vor allem dadurch auszeichnet, dass dem Zuschauer das Schicksal dieses Charakters von Beginn weg klar und absolut schnuppe ist. Sogar die innere Qual, sich in einen Werwolf zu verwandeln und unschuldige Menschen töten zu müssen, wird vom Script zwar oberflächlich aufgenommen, Del Toro jedoch kann noch nicht mal diese winzige Gelegenheit nutzen sein vorhandenes Talent unter Beweis zu stellen. 

Was ebenfalls auffällt ist, dass das Finale des Films eigentlich keines ist. Der Kampf zwischen Papa-Wolf und Sohn-Wolf ist so was von unspektakulär und geradezu lächerlich choreographiert, dass er einfach nicht als finaler Höhepunkt (vor Del Toro`s Tod) taugt, zumal nahezu jede andere Action-Szene im ganzen Film besser, schneller, härter und blutiger ist. 

Wirklich gelungen sind dafür die erwähnten Action-Szenen. Rasant, tricktechnisch überzeugend und zu meiner Überraschung auch noch sehr blutig geraten. Diese und die ebenfalls gelungen eingefangene Atmosphäre sind dann auch die Highlights dieses Streifens, die für einige der genannten Mankos entschädigen. 

Besonders die Tatsache, dass man die Story in der viktorianischen Epoche beließ und sich nicht durch einen Wechsel in die Moderne beim jugendlichen Publikum anzubiedern versuchte, ergab die Möglichkeit mittels imposanter Drehorte und Sets so was wie den Charme des Originals in etwa zu erhalten, was dem Streifen ebenfalls ganz gut tut. 

Nachdem die Produktionsphase des Films nahezu drei Jahre dauerte, in denen u.a. der Regisseur ausgetauscht wurde, die Schauspieler den Zwergenaufstand probten und diverse Nachdrehs und Änderungen der Schnittfassung auf dem Plan standen, war bereits im Vorfeld soviel Unruhe entstanden, dass der Film schon sehr sehr gut sein musste um diese Negativ-Publicity irgendwie vergessen machen zu können. Wie man dieser Review entnehmen kann wurde er es natürlich nicht. Trotzdem ist der Streifen um einiges besser als sein Ruf! 

Allerdings wird der gegen Ende des Films durch den Werwolf verletzte Polizist mit Sicherheit nicht die Brücke zu einer Fortsetzung schlagen. Bei einem bisherigen Einspielergebnis von ca. 140 Mio. Dollar ist die Fortsetzung quasi mit Del Toro`s Charakter gestorben. 

Fazit: Hinterher ist man immer klüger und man weiß, dass der Schuss nach hinten losging, der Film von der Kritik zerrissen, den Zuschauern weitestgehend ignoriert und trotzdem auch etwas verkannt wurde.
„Wolfman“ ist bei weitem nicht so schlecht wie sein Ruf, denn auf einer sehr oberflächlichen Ebene unterhält er ganz gut, bietet schnelle und blutige Action und sogar ein klein wenig Atmosphäre.

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