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Eine Sozialstudie über die amerikanische Unterschicht ist gewiss ein wenig anstrengend zu verfolgen, doch gepaart mit kleinen Thriller-Einlagen kommt zumindest noch so etwas wie eine Handlung ins Spiel. So räumte der Independent-Streifen von Debra Granik folgerichtig eine Menge Preise ab, doch aus nachvollziehbaren Gründen dürfte die vorherrschende Atmosphäre nicht jeden Betrachter in seinen Bann ziehen.

Die siebzehnjährige Ree Dolly (Jennifer Lawrence) muss sich um ihre jüngeren Geschwister und ihre an Depressionen leidende Mutter kümmern, während Dad Jessup untergetaucht ist und vom Bewährungshelfer gesucht wird. Ree bleibt nur wenig Zeit, um ihren Dad aufzutreiben, denn ansonsten werden Haus und Grundstück gepfändet…

Es ist erstaunlich wie auch erschreckend, wenn man so eindringlich präsentiert bekommt, wie manche Menschen im Süden von Missouri leben. Einige Holzhäuser erinnern an Zeiten um 1850 und in vielen Gebäuden ist Elektrik so etwas wie ein Fremdkörper, vom Handy oder einer Mikrowelle ganz zu schweigen.
In ruhige Bildern verpackt Granik diese Tristesse, in der Hauptfigur Ree nicht nur ums Überleben kämpft, sondern sich in einem von der Droge Crystal Meth durchzogenen Moloch durchfragen muss, um eventuell Hinweise auf den Verbleib ihres Vaters zu erhalten.

Leider gerät die Geschichte auf inhaltlicher Ebene nur selten spannend, besonders im ersten Drittel, als eine Menge Figuren und die bedrückenden Lebensumstände eingeführt werden, die Story selbst aber nur schwer in die Gänge kommt.
Erst als Rees zwielichtiger Onkel Teardrop (John Hawkes) etwas aktiver ins Geschehen eingreift und Ree in den Fängen einiger Hinterwäldler landet, punktet die Dramaturgie und gestaltet die Suche um den vermissten Dad ein wenig unterhaltsamer.
Dennoch bleiben am Ende einige kleine Fragen offen, die möglicherweise auf die weitaus umfassendere Romanvorlage zurückzuführen sind, welche natürlich nicht in vollem Umfang umgesetzt werden kann.

Besonders positiv ist hier die Besetzung zu erwähnen. Gar nicht mal so sehr Jennifer Lawrence, die mit solider Performance oftmals allein im Mittelpunkt steht, sondern die vielen Laiendarsteller am Rande. Endlich mal keine Models oder Botox-Typen, denn die ungeschminkte Wahrheit, teilweise auch deutlich von menschlicher Vereinsamung und Gleichgültigkeit gezeichnet, drückt dem kompletten Treiben seinen authentischen Stempel auf.
Leider ist die dazugehörige Synchro nicht so professionell ausgefallen, - wahrscheinlich wollte man den speziellen Akzent irgendwie transportieren und scheitert damit bei einigen Passagen kläglich.

Sicher, die Geschichte mit dem Ausnehmen von Eichhörnchen hätte man getrost auslassen können, doch anderweitig verdeutlicht dies, worauf einige Menschen in diesen Teilen Amerikas angewiesen sind, um nicht vor die Hunde zu gehen.
Insofern ist ein latentes Mitfiebern gegeben, was allerdings nicht an der eher langweilig gestalteten Suche nach dem Vater liegt, sondern an der beklemmenden Lebenssituation der Hauptfigur.

Entsprechend sollte sich jeder potentielle Zuschauer des Streifens die Frage stellen, ob eine intensiv dargestellte Milieustudie mit souveränen Darstellern ausreicht, um über die Zeit von rund 100 Minuten zu unterhalten, denn von der eigentlichen Handlung bleibt nach geraumer Zeit weit weniger haften, als die sauber eingefangenen Bilder eines beängstigend realistisch anmutenden Teil Amerikas, weitab von Glanz und Glamour.
Knapp
7 von 10

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