Ein unerwarteter Hammer von Thriller. Man braucht ein wenig um sich in der ruhigen Bildersprache und der perfekten Retro-Optik der Kulisse wohl zu fühlen aber nach einer Weile ist alles mehr als stimmig. Jedes Detail, von den Autos, über die Einrichtung bis hin zu den kleinsten Kleidungsstücken ist alles im Stile der 40-50er Jahre einer US Kleinstadt gehalten. Der teils sehr witzig gehaltene Soundtrack ist eher verspielt und versucht nicht die schon brutalen Szenen mit entsprechenden Akkorden zu verstärken. Man setzt eher gekonnt auf kleine Stücke von Liedchen die zu der Zeit passen.
Der Film überzeugt durch eine gediegene und durch und durch solide Kameraführung die einen immer mehr in das Geschehen mit reinzieht und man fiebert dem Ende mehr und mehr entgegen. Dieses ist durch die krude und dennoch sehr packende Story auch noch over-the-top und trägt sehr zum gelungenen Eindruck des Films zu.
Casey Affleck trägt durch sein extrem ruhiges, ja stoisches Schauspiel massgeblich dazu bei den Film als ganzes zu tragen und ihm eine eigene Note zu geben. Mit fortdauernder Handlung wird er trotz den diversen Morden und Verstrickungen immer ruhiger und cooler und bringt damit seine Verfolger fast an den Wahnsinn.
Auch alle anderen Schauspieler agieren durch die Bank überzeugend und sogar die sonst nicht geschätzte Jessica Alba macht Ihre Sache gut und man nimmt ihr die Rolle der verruchten Geliebten von Lou Ford (Cassey Affleck) absolut ab. Im Verlauf Ihrer Rolle wird sie unter wilden Umständen von Lou totgeschlagen und selbst in dieser extrem brutalen Szene steht sie Ihre Frau.
Diese berüchtigte Szene gehört mit zu den realistischen und gleichzeitig brutalsten Szenen die ich je gesehen habe. Trotz tausenden von extremsten Horror- und Exploitation Erfahrungen habe ich selten eine so direkte Gewalt erlebt die wie ein Gewitter von 0 auf 100 völlig unerwartet losschlägt und die Kamera hält unglaublich lange und direkt drauf bis das Gesicht von der guten Jessica wirklich fast nur noch Brei ist.
Das hätte man eigentlich im Kontext eines sonst sehr overgroundig daherkommenden Films nicht erwartet. Somit haut einem diese Kombination entsprechend voll in die Magengegend. Casey Affleck spielt als Lou Ford einen Psychopathen so überzeugend und aufgrund seines sonst so ruhigen Charakters sind die Gewalteskapaden regelrechte Ausbrüche apokalyptischer Brutalität und ebenso extrem realistisch zugleich. Es fliegen halt keine Köpfe durch die Gegend sondern Menschen werden von Menschen, von Fleisch zu Fleisch, unter Einsatz des eigenen Körpers in den Tod befördert.
Leichte Abwertungen kann kann man geben wegen der wirklich nur hauchdünn eingebrachten Motive des Killers, diese werden nicht ganz klar vorgetragen. Mich persönlich stört dies nicht, da ich nicht immer alles vorgekaut brauche aber generell hätte man hier schon ein wenig mehr Anknüpfung seiner Vergangenheit an diese so extrem brutale Gegenwart erwarten können. Die ein oder andere unlogische Schwäche kommt auch noch dazu, dies stört aber nicht den guten Gesamteindruck.
Wer auf gute spannende Thriller mit dem gewissen schrägen Etwas steht, eine Mischung von overground-style und underground Verhalten, schrägen Typen und brutalem Vorgehen aller Beteiligten, der ist mit dem Film bestens bedient.
7/10 Punkten