Natürlich möchte niemand, dass Jessica Alba, die seit vielen Jahren zu den begehrtesten Frauen der Branche zählt, das immer noch zarte Gesicht eingeschlagen wird, aber dass daraus gleich wieder ein Skandalfilm hervorgehen soll, ist im Zuge des „Saw“ - Zeitalters mehr als fragwürdig.
Davon abgesehen, hat Michael Winterbottom schon mal effektiver geschockt, als ein halbherziges Psychogram eines Killers mit viel Geschwätz und fehlender Spannung in die Einöde von Texas zu werfen.
Lou Ford (Casey Affleck) ist Hilfssheriff in einer Kleinstadt, in der die Prostituierte Joyce (Jessica Alba) vom Mogul Conway (Ned Beatty) vertrieben werden soll.
Doch Lou hat noch eine Rechnung mit Conway offen und erschlägt erst Joyce, erschießt dann Conways Sohn, um die Sache wie Prügel und Gegenwehr aussehen zu lassen.
Doch Lou hat die Rechnung ohne einige Wirte gemacht…
Was zunächst wie ein stimmungsvoller Krimi Noir aussieht, entpuppt sich nach einiger Zeit als schleppend erzählter Thriller über einen soziopathischen Sheriff ohne sonderliche Beweggründe.
Trotz des Off-Kommentars wird der Hauptfigur kaum Raum für Hintergründe und Motivationen verliehen, die wenigen Flashbacks in seine Kindheit wirken nur allzu bemüht, um überhaupt einen Erklärungsansatz zu liefern.
So wirken denn die masochistisch veranlagten Frauen auch massiv überzeichnet, denn wer deftig verprügelt und kurz vorm Koma befindlich noch von Liebe spricht, obwohl er die Worte aufgrund gebrochenen Kiefers kaum noch formen kann, wirkt schlicht unglaubwürdig.
Das hat letztlich auch weniger mit einem frauenfeindlichen Bild zu tun, denn mit einer verpeilten Sichtweise. Wenn dann von Hauptfigur Lou allenfalls ein flüsterndes „Ich musste das tun“ folgt, ist es mit der Charakterzeichnung wahrlich nicht weit her.
In Sachen Aufklärungsarbeit kommt die Handlung ebenfalls nur häppchenweise voran.
Ein, zwei Leute ahnen etwas von der Beteiligung am Vorfall, ein Landstreicher erpresst Lou sogar, doch bis kurz vorm Showdown hat eigentlich niemand Beweise in der Hand und es erscheint erstaunlich reibungslos, wie Lou andere, größtenteils Unschuldige in die Sache hineinziehen kann, ohne selbst in den Fokus der Ermittlungen zu geraten.
Auch hier leidet die Glaubwürdigkeit mitunter, obgleich sämtliche Mimen überzeugend performen und mit Ned Beatty, Bill Pullman als Rechtsanwalt und Simon Baker als Staatsanwalt ein paar renommierte Darsteller an Bord sind.
Handwerklich ist der Sache kaum etwas anzukreiden. Kamera und Schnitt liefern solide Leistungen ab und der Score hält sich angenehm im Hintergrund. Ausstattungstechnisch gefallen vor allem die leicht klobigen Schlitten der US-Nachkriegszeit und auch das typische Inventar einiger Wohnungen.
Inszenatorisch sind vor allem die Softsexszenen akkurat eingefangen worden, - nur leider gibt es davon zu viele, denn inhaltlich tritt man damit um weitere Szenen auf der Stelle.
Das größte Manko bleibt jedoch die mangelnde Faszination rund um Hauptfigur Lou.
Die Geschichte liefert unzulängliche Hintergründe, noch zeichnet sie nachvollziehbare Entwicklungen aus, womit sich der Spannungsgehalt äußerst im Rahmen hält.
Gut performt und glaubwürdig gespielt, aber zu unentschlossen erzählt und zum Finale zu konstruiert und mit Logiklücken behaftet zum Ende gebracht.
Wenn auch bei den deftigen Gewaltszenen länger draufgehalten wird, - die Gewaltbereitschaft der Hauptfigur wird dadurch nicht nachvollziehbarer, sondern driftet eher ins Belanglose ab.
Eine Absicht, die der Vorlage-Roman mit Sicherheit nie verfolgt hat…
4 von 10