Review

The Killer Inside Me
(universum film) 

Jim Thompson
gilt für viele als der Godfather unter den Pulpautoren. Viele seiner Romane waren vorlagen für erfolgreiche Filme, wie etwas Sam Peckinpahs Getaway, oder Stephen Frears The Grifters. Auch die Filme nach seinen Drehbüchern für Stanley Kubrick (The Killing und Wege zum Ruhm) waren ein Erfolg, so das es im Nachhinein verwundert, wieso dieser Mann 1977 mit 70 Jahren verarmt in Hollywood verhungerte.
Nun erscheint erneut ein Film nach einer Romanvorlage Thompsons: The Killer Inside Me. 1976 wurde die kontroverse Vorlage erstmalig mit Stacey Keach verfilmt, hier nun führt der britische Regisseur Michael Winterbottom (9 Songs, The Road to Guantanamo) Regie.
Um Sex und Gewalt, gesteuerten und ungesteuerten Trieben, dem Fluch der Vergangenheit durch eine missbrauchte Kindheit geht es in dieser kontroversen und verstörenden Geschichte, und so sei man als Zuschaue direkt vorab gewarnt, das dieser Film nichts für sanfte Gemüter ist. 
Deputy Lou Ford (genial besetzt mit dem unschuldig wirkenden Casey Affleck) lebt in einer beschaulichen Kleinstadt irgendwo in Texas in der Mitte des letzten Jahrhunderts. Er ist bekannt und anerkannt, und hat eine ihn liebende Frau (Kate Hudson, Almost Famous) an seiner Seite. Als er eines Tages den Auftrag erhält, sich um die Prostituierte Joyce (Jessica Alba, Sin City, Machete) zu kümmern, trifft er auf eine Frau, bei der er seine aggressiv-sexuellen Triebe ausleben kann. Alsbald verstrickt er sich immer weiter in ein Geflecht aus Erpressung und Mord, und es gelingt ihm immer weniger, seine Biedermann-Fassade aufrecht erhalten zu können. Immer öfter kommt seine sadistische Ader zum Vorschein, um ihn immer weiter in eine abwärts führende Spirale zu ziehen.
Der Film hält sich überraschend originalgetreu an der Buchvorlage, welche das Geschehen aus der Sicht des Protagonisten Lou Ford schildert. Ist dies in der literarischen Vorlage noch recht einfach, versucht man im Film dies in Form von sparsam eingesetzten Voice over – Kommentaren zu erreichen. Da dies aber aus meiner Sicht zu oft vernachlässigt wird, nimmt dies dem Film einiges der Beweggründe des Hauptcharakters, so das seine Taten oftmals nur schwerlich nachvollziehbar sind. Der Missbrauch Fords in seiner Kindheit wird immer wieder mal angedeutet, ohne dies tatsächlich detaillierter zu erklären, dadurch fehlt dem Zuschauer der deutlichere Transfer zwischen den aktuellen Handlungen und dem Geschehen in der Kindheit des Protagonisten. Lange Dialogpassagen dämpfen dazu noch häufig das Tempo des eh schon eher gemächlich inszenierten Filmes, so dass die Spannungskurve oftmals auf einem eher niedrigen Niveau verläuft.
Positiv hervorzuheben sind die allesamt hervorragend agierenden Darsteller so wie das liebevoll gestaltete Set, welches bis ins kleinste Detail authentisch wirkt.
Besonders gefallen hat mir die musikalische Untermalung des Filmes, welches dem Ganzen dann wieder in Kombination mit den Bildern ein episches Flair angedeihen lässt. Hier gelingt es dem Regisseur in vielen Szenen, alleine durch Bilder und Musik eine prägende Atmosphäre zu schaffen, die den Gesamteindruck des Filmes wieder auf ein wesentlich höheres Level hievt.
Auf der technischen Seite gibt es bei der Veröffentlichung aus dem Hause universum film nichts zu bemängeln. Bild und Ton sind sehr sauber abgemischt, im Bonussektor der Blu-ray findet man dazu noch Szenen vom Dreh, welche mit Interviews angereichert sind, so wie ein Trailer und eine Programmshow. The Killer Inside Me ist streckenweise harte, schwer verdauliche Kost. Sehr nah an der literarischen Vorlage kann man auch hier von einer B- Movie – Geschichte in einem A- Movie – Gewand sprechen, welche mit teils drastischen Gewaltszenen eine nicht erwartete Härte liefern. Auch wenn dem Film selber an vielen Stellen der rote Faden fehlt, überzeugt er doch letztendlich im Gesamteindruck durch ein sicheres Gespür für Atmosphäre und Bildgestaltung. Für Freunde des Genres definitiv eine Empfehlung! 

CFS

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