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Findet ihr es nicht auch ätzend, wenn ein blutdürstiger Sukkubus eure Party crasht und sich kreativ durch die Gästeliste metzelt? Nun, eben dieses Ungemach geschieht in Dreamaniac, David DeCoteaus Horrorfilmdebüt aus dem Jahre 1986 (zuvor drehte er bereits einige Gay-Pornos). Die Story, die wesentlich dünner ist als das dünnste Magermodel, dreht sich um Heavy Metal-Fan Adam (Thomas Bern), ein Weirdo, der noch dazu vom Okkulten fasziniert ist. Obwohl er mit der heißen Pat (Kim McKamy) liiert ist, quälen ihn des Nachts feuchte Alpträume, woraufhin er natürlich das Naheliegendste tut. Er versucht sich an einem schwarzmagischen Ritual, um seine Traumfrau Lily (Sylvia Summers) in die Realität zu schleusen. Dummerweise funktioniert das sogar. Zeitgleich steigt im Haus die von Pats Schwester Jodi (Lauren Peterson) organisierte Party für ihre Sorority-Schwestern. Da sich die Gäste untereinander nicht sonderlich gut zu kennen scheinen und sich teilweise auch überhaupt nicht leiden können, fällt es lange Zeit niemandem auf, daß einer nach dem anderen spurlos verschwindet. Schließlich durchschaut Pat das böse Spiel, schnappt sich eine große Bohrmaschine und setzt sich energisch zur Wehr.

Dreamaniac macht es einem nicht leicht. Die erste halbe Stunde ist eine wahre Geduldsprobe, da mit Ausnahme von Adams Träumen überhaupt nichts Erwähnenswertes passiert. Dumme, uninteressante junge Menschen tun dumme, uninteressante Dinge und sagen dumme, uninteressante Sachen, und da dies selbst DeCoteau in den Schlaf gelangweilt haben dürfte, läuft seine Regie auf Autopilot. Diese lahme "Party" ist so dermaßen einfallslos und öde inszeniert, daß ich den Film schon unter "T" wie "Totalausfall" ablegen wollte. Und dann - Überraschung! - kriegt er doch noch die Kurve. Denn mit dem Abmurksen der nervenden Teenies wird Dreamaniac plötzlich nicht nur erträglich, sondern sogar sehr spaßig. Verantwortlich hierfür ist natürlich die fiese Sexdämonin ("She's not a girl. She's a succubus. That means she fucks men and then she kills them. Not always in that order."), welche Einfallsreichtum beweist. Unter anderem rammt sie ein Messer durch einen Kopf, durchtrennt eine Kehle, röstet jemanden mit Strom, zweckentfremdet einen Schürhaken, beißt beim Fellatio kräftig zu und stößt einem Unglücklichen das spitze Ende eines Stockes ins Auge.

In der weiblichen Hauptrolle ist eine gewisse Kim McKamy zu sehen, die allen Männern, die in den 1970ern bzw. in den Früh-1980ern geboren wurden, bestimmt keine Unbekannte ist. Unter dem Namen Ashlyn Gere avancierte die Dame in den Neunzigern nämlich zu einem der populärsten amerikanischen Pornostars und agierte mit vollstem Körpereinsatz in Filmen wie Animal Instinct, Anonymous, Aroused, Mirage und Ashlyn Rising. Wer Ferkelfilme rigoros ablehnt, kann sie jedoch auch in den B-Movies Evil Laugh und Creepozoids sowie in den TV-Serien The X Files, Space: Above and Beyond und Millennium sehen. In Dreamaniac liefert sie die mit Abstand beste Performance des Filmes ab, überzeugt nicht nur als verängstigte Scream Queen sondern auch als taffe Kampfamazone, weshalb sie auch ein tolles Final Girl abgibt. Die Spezialeffekte von Tom Schwartz und Linda Nottestad sind recht ordentlich geraten, obwohl sie nicht vollends überzeugen können. Immerhin werden sie mit Fortdauer des Streifens blutiger, ein paar Zombies schauen auch noch kurz vorbei, und schließlich gipfelt alles in ein spritziges Finale mit Bohrer-Action.

Und spätestens da sollten die Augen bei so manchem Zuschauer ungläubig hervortreten. Die Heldin beweist nämlich eindrucksvoll, daß man nicht nur Hände durch- sondern sogar Köpfe abbohren kann! Eine rabiate Enthauptung mit Bohrer, das war sogar mir neu. In dieser schönen Sequenz wird Frau McKamy auch ordentlich mit Blut vollgespritzt (in ihrer zweiten Karriere bekam sie es dann ja mit anderen Körpersäften zu tun). Der in zehn Tagen heruntergekurbelte Dreamaniac ist ja generell schon ziemlich lächerlicher Slasher-Mumpitz, den man keinesfalls ernst nehmen kann. Der aus dem Nichts kommende Twist gegen Ende setzt dem ganzen aber noch mal die Irrsinnskrone auf. Da fühlt man sich wie auf Kurzurlaub in Absurdistan und kann nur noch belämmert den Kopf schütteln. Daß der homosexuelle Regisseur mehr Wert auf spärlich bekleidete Männer als auf nackte Frauen legt, sollte hingegen niemanden überraschen. Dreamaniac ist eine teils furchtbar öde, teils ungemein spaßige Slasher-Variante mit Sukkubus-Thematik aus dem Hause Empire Pictures, die ein sehr angenehmes 80er-Jahre-Flair verströmt (man achte auf Musik, Frisuren, Kleidung und Schmuck) und bisweilen so verdammt bescheuert ist, daß man sie einfach gern haben muß. Mit anderen Worten: billig-blutig-blödes Videothekenfutter für den anspruchslosen Schlocker-Fan in Nostalgiestimmung.

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