John Eyres hat für Nu Image ja drei Viertel der „Shadowchaser“-Saga runtergekurbelt sowie weiteren mäßigen Ramsch, wozu auch „Judge and Jury“ gehört.
Die Chose beginnt mit offenkundigen Anleihen bei „Natural Born Killers“, wenn ein durchgeknalltes Killerpärchen, bestehend aus Joseph Meeker (David Keith) und seiner frisch Angetrauten, Supermärkte in Los Angeles überfällt und Leute tötet. Das Ganze gibt’s im Zusammenschnitt sowie das Ende vom Lied: Bei einem Überfall schnappt man Meeker, seine Frau wird erschossen und er landet auf dem elektrischen Stuhl. Ist alles halbwegs flott, recht derbe, wenngleich auch optisch arg an NBK angelehnt.
Meeker hat auf dem elektrischen Stuhl jedoch Rache geschworen und zwar dem Mann, der seine Frau erschoss: Der Ex-Footballer Michael Silvano (Martin Kove), der in den Überfall und an eine Waffe geriet. Silvanos Leben ist aber auch so nicht einfach genug, denn der Choleriker ist mit seiner rücksichtslosen Art gerade dabei sich mit Frau und Kind auseinander zu leben. Nach „Shadowchaser“ ist Kove hier also erneut als Ex-Footballer für Eyres unterwegs – und er nervt genauso sehr wie dort und das schon kurz nach seinem ersten Auftritt.
Silvano staunt abends nicht schlecht, als Meeker in seinem eigenen Haus vor ihm steht und ans Leder will. Irgendwie ist der Killer aus dem Totenreich zurückgekehrt und will nun seine Rache an Silvano…
Inhaltlich ist Eyres’ Film fast ein B-Actionremake von Wes Cravens „Shocker“, denn auch hier artet der Film in eine fast pausenlose Hetzjagd zwischen Horror und Humor aus. Leider kann Eyres den Ton deutlich schwächer treffen als Craven, wobei er in den gruseligen Momenten des Films noch die bessere Arbeit leistet. Da wabert der Nebel, die liegen die Gänge und da tauchen auch zwei (Höllen???)Hunde auf, die Meeker auf Silvano jagen kann. So wäre „Judge and Jury“ als reiner Horrorthriller vielleicht sogar gut gewesen, doch leider ist der Rest vom Film deutlich weniger gelungen.
So schafft Eyres es nie die Chose einmal wirklich spannend zu machen, obwohl fast pausenlos verfolgt wird. Die Verkleidungen des Killers sind albern, seine Sprüche ebenfalls und die Oneliner des Helden sind so dämlich, dass sie einem die Socken ausziehen. Gut erdachte Charaktere erwartet man da schon gar nicht mehr, aber auch diese Erwartungen unterbietet „Judge and Jury“, wenn da z.B. für kurze Zeit ein schwarzer Klischeesprücheklopfer (feige, großmäulig und was sonst noch zum totalen Klischee gehört) mitmischt, wichtig wird und dann auf einmal fast nebenbei ausradiert wird. Im Gegensatz zu „Shocker“ wird hier auch nur ansatzweise erklärt, warum der Fiesling nun aus dem Totenreich zurückgekehrt ist und das noch nicht mal besonders überzeugend.
Da bleibt nur noch die eigentliche Stärke der meisten Nu Image Produktionen, nämlich Action, und in der Hinsicht funktioniert „Judge and Jury“ immerhin halbwegs. Nach der Exposition beharken sich Meeker und Silvano fast kontinuierlich, es wird geprügelt, geballert und verfolgt – bis auf den einen oder anderen Autostunt nicht übermäßig spektakulär, aber doch nett anzusehen. Allerdings denkt man hier besser nicht groß nach, z.B. warum reinkarnierte Killer serienmäßig eine Pumpgun mit Explosivgeschossen bekommen oder was die Footballszene soll. Etwas seltsam mutet zudem das Finale an, das nicht mit Krawall und Krawumm, sondern mit Reue und Tränen über die Bühne gebracht wird, aber doch nicht komplett schlecht wirkt.
Auf darstellerischer Seite kann man leider wenig Positives berichten, denn Martin Kove nervt als großmäuliger Held einfach total. David Keith als fiese Möpp ist immerhin mittelmäßig und als Silvanos Sohn darf hier Thomas Ian Nicholas (genau, der aus den „American Pie“-Filmen) auftreten, ohne jedoch großen Eindruck zu hinterlassen.
Somit ist „Judge and Jury“ ein unterdurchschnittlicher Nu Image Auswurf, der trotz ein paar stimmungsvoller Momente und einiger netter Actionszenen einfach nicht so recht überzeugen kann. Zu dünn ist die Geschichte, zu unspannend die Inszenierung und zu unlustig die Sprüche.