"Straight Shooter" ist ein solider deutscher Thriller, der schon vor Fuikushima Kritik an der Atom-Lobby und an den entsprechenden politischen Entscheidungsträgern übt.
Erzählt wird die Geschichte von Volker Bretz (Heino Ferch), einem ehemaligen Fremdenlegionär, dessen Tochter in seinen Armen an Leukämie verstirbt. Die an sich schon traurige Situation wird noch dadurch verschärft, dass sich Bretz' Ehefrau kurz zuvor das Leben genommen hat, da sie mit den Entwicklungen nicht mehr klar kam. Bretz gibt dem Atomkraftwerk ATAR II, das sich in unmittelbarer Nähe des Wohnorts seiner Familie befindet, die Schuld an den Ereignissen. Er wird zum "Botschafter des Bösen" und beginnt einen Rachefeldzug an all' den Personen, die in irgendeiner Weise am Bau des Atomkraftwerks beteiligt waren. Vor jedem weiteren Mord fordert er die politisch Verantwortlichen auf, das Kraftwerk abzuschalten. Da sich die deutsche Politik jedoch nicht erpressen lassen will, fordert sie Bretz' ehemaligen Ausbilder bei der Fremdenlegion, Frank Hector (Dennis Hopper), an. Dieser ist in London ein wirklich mieser Zuhälter und Bordellbetreiber und folgt nur widerwillig dem deutschen Wunsch nach Amtshilfe. In Deutschland kann er zwar die weiteren Morde an einem Staatssekretär und der zuständigen Ministerin nicht verhindern, er schafft es aber, einen Kontakt zu seinem ehemaligen Untergebenen aufzubauen, der beim abschließenden Showdown überlebenswichtig werden wird...
Der Film von Regisseur Thomas Bohn überzeugt vor allem durch seine vielen guten Ideen und häufig überraschenden Einzelsequenzen. Dazu zählt auch schon der Einstieg, wo zuerst Kraftwerk und Natur gegenübergestellt werden, um dann einen Jäger zu zeigen, der Rehe aufs Korn nimmt, um beim Betätigen des Abzugs selber zum Opfer eines Abschusses zu werden.
Insgesamt verstehen es die Schauspieler zu überzeugen, zum Beispiel Dennis Hopper als fieser Ex-Ausbilder und Bordellbesitzer, aber auch Katja Flint als Oberstaatsanwältin ReginaToelle, die sich zu dem seltsamen Briten hingezogen fühlt. Heino Ferch als Amok laufender Ex-Fremdenlegionär hat eine mehr oder weniger stumme Rolle, in der er kaum Text, aber viele bedrohliche Blicke verteilen darf. Auch die "Nebenrollen" sind gut besetzt: Hannelore Hoger mimt die zuständige Ministerin und Ulrich Mühe ihren Staatssekretär - beide werden den Film nicht überleben. Schön ist auch die Inszenierung des Polizeichefs (Jürgen Schornagel) als "Sonnenkönig" im umfunktionierten Hallenbad.
Die Kameraarbeit kann auch über weite Strecken überzeugen. Es gibt gute Sequenzen, in denen auch eine Reihe von anderen Filmen zitiert werden (z. B. Bernhard Wickis "Die Brücke"). Intensive Bilder gibt es vor allem in den Rückblenden, die das schon früh angelegte Trauma Bretz' erklären.
Auf der einen Seite ist der Film ein guter Thriller, der auch einige Action-Sequenzen enthält; auf der anderen Seite ist er ein bissig-kritischer Politikfilm, der sich nicht scheut, brenzlige Themen beim Namen zu nennen. Auch wenn das Ende im Großen und Ganzen überzeugt, bleiben doch viele Fragen offen (z.B. was wird aus Hector und der Oberstaatsanwältin?).
Insbesondere aufgrund der Darstellung des Charakters von Frank Hector und der vorgestellten Gewaltszenen sollte der Film meines Erachtens eher eine Freigabe ab FSK 16 denn wie vorliegend als FSK 12 bekommen.