Die Kritik beruht auf der ungeschnittenen DVD-Fassung des Bootleg-Labels Arcade!
"Die Rache des Paten" ist ein italienischer Mafiafilm von Andrea Bianchi aus dem Jahr 1973. Die Hauptrolle des Killers Tony Aniante, der den Auftrag erhält, den Mafiaboss Don Ricuzzo (Fausto Tozzi) zu töten und dabei zwischen die Fronten zweier Organisationen gerät, wird von Henry Silva gespielt.
Durch seine markanten, harten Gesichtszüge wurde Silva zu einer beliebten Besetzung für Bösewichte, vorrangig in italienischen Action- und Polizeifilmen, welche für ihre kompromisslose Darstellung von Gewalt bekannt waren, und fand in der Rolle des zielstrebigen, über Leichen gehenden Schurken die Rolle seines Lebens.
Bianchis Frühwerk ist ein Film der härteren Gangart und wird nur noch von der Brutalität von Lucio Fulcis Klassiker "Das Syndikat des Grauens" überboten.
Die Story um verfeindete Clans, um Rache, Verrat und Loyalität innerhalb krimineller Vereinigungen ist zwar nicht neu, wartet aber mit einer überraschenden Auflösung auf und zitiert dabei ausgiebig Sergio Leones Italowestern "Für eine Handvoll Dollar" und erinnert durch seine blutigen, in Zeitlupe gefilmten Shoot-Outs an "The Wild Bunch - Sie kannten keine Gnade" von Sam Peckinpah.
"Die Rache des Paten" ist ein teilweise frauenverachtendes Werk mit hartem Jargon und reiht explizite Gewaltexzesse an ordinäre Sexszenen mit sadomasochistischen Grundzügen. Teilweise sind die Dialoge absurd und von unfreiwilliger Komik oder weisen faschistische Tendenzen auf.
Der Charakter des Auftragskillers Aniante wird vielschichtig dargestellt, steht dem brutalen Auftreten des Paten Ricuzzo aber in nichts nach. Die Tatsache, dass sich die beiden Kontrahenten nur anhand ihrer sexuellen Vorlieben voneinander unterscheiden, ist typisch für Bianchis wenig geschmacksicheres Empfinden für Dramaturgie: während der Killer seinem Drang nach Beherrschung und Unterwerfung freien Lauf läßt, genießt es der Pate, sich an den außerehelichen Eskapaden seiner Frau zu erregen. Diese exploitative Mischung aus spekulativem Sex und Brutalität gehört zu den Markenzeichen von Bianchis Werken, zu denen auch der Giallo "Die Nacht der langen Messer" und der Horrorfilm "Die Rückkehr der Zombies" zählen.
Von solchen negativen Aspekten abgesehen, die nach und nach immer wieder in Bianchis Mafiafilm auftreten, ist dem Film ein gewisser Unterhaltungswert nicht abzusprechen. "Die Rache des Paten" weist durchaus einige Längen und inszenatorische Mängel auf, überzeugt jedoch durch seine raue Machart und die für damalige Verhältnisse sehr blutigen und gut umgesetzen Special Effects.
7 von 10 Punkte!