Die junge Nell, die just nach dem Tod ihrer Mutter von ihrer raffgierigen Schwester aus der Wohnung geschmissen wurde, meldet sich auf die Zeitungsannonce eines gewissen Dr. David Marrow, der nach Freiwilligen für vermeintliche Schlafstörungs-Experimente sucht... in Wahrheit geht es dem zwielichtigen Wissenschaftler allerdings darum, unwissende Versuchskaninchen für seine Studien über Angstzustände und dergleichen zusammenzutrommeln. Als passenden Ort dafür hat er sich "Hill House" ausgeguckt, ein weit ab vom Schuss gelegenes, schlossartiges Anwesen mit düsterer Vergangenheit. Unter dem Vorwand, dort in aller Abgeschiedenheit den Ursachen ihrer nächtlichen Unruhen auf den Grund gehen zu wollen, werden die Probanden nun in dem geräumigen alten Kasten einquartiert und von der Außenwelt isoliert. Um für die rechte, gruselige Stimmung zu sorgen, setzt Dr. Marrow die Anwesenden schon kurz nach ihrer Ankunft über die unheimlichen Geschichten in Kenntnis, die man sich so über "Hill House" erzählt... in der Hoffnung, dass die Umgebung ihr übriges tut, um bei Nell und den beiden anderen Probanden Luke und Theo die beabsichtigten Angst-Reaktionen auszulösen. Diese setzten auch prompt ein, als sich herausstellt, dass es in "Hill House" tatsächlich spukt und dort immer noch der Geist eines ehemaligen Besitzers umhergeht, der auf die ungebetenen Besucher nicht gut zu sprechen ist... "Das Geisterschloss" ist neben "Haunted Hill - Evil Loves to Party" das andere 1999er-Remake eines klassischen Spukhausfilmchens, welches ebenso wie der Pendant-Streifen aus der Dark Castle-Schmiede seine mittlerweile wohl eher als altbacken empfundene Vorlage formal einer gehörigen Modernisierung im Sinne Hollywood'schen Effekte-Bombastkinos unterzieht. Wo William Malone mit seiner Neuverfilmung von "Das Haus auf dem Geisterhügel" aber immerhin den Ton des Originals noch ganz gut getroffen hat und mit seiner auf aktuellere Sehgewohnheiten hin ausgelegten, filmischen Geisterbahnfahrt (mit viel Kettengerassel und punktuell gesetzten, kleinen Splatter-Highlights) sicherlich auch die Anerkennung William Castles erfahren hätte, ist Jan de Bonts geupdatete Variante von "Bis das Blut gefriert" hingegen weniger atmosphärisch geraten als dieser, kommt dafür allerdings mit seinen vielen, vielen CGI-Tricks als überbordendes (wenn auch steriles) F/X-Spektakel in der Manier eines "Poltergeist" daher... und dürfte die Fans des in dieser Hinsicht wesentlich zurückgenommeneren 1963er-Originals eben darum auch ganz schön vor den Kopf stoßen. Nun ja, wie man die Abkehr vom eher psychologisch motivierten Grusel des Robert Wise-Streifens und die damit einhergehende Hinwendung zu gängigeren Genre-Standards und oberflächlicheren Schocks letztendlich bewerten möchte, bleibt ja jedem selbst überlassen. Den allerorts attestierten Status als "Klassiker" mag ich ihm ja noch zugestehen, allerdings halte ich persönlich im Gegensatz zum Rest der Welt "Bis das Blut gefriert" nicht wirklich für einen umwerfend guten Film... und so jucken mich die von dem vornehmlich im Action-Fach tätigen de Bont für sein Remake vorgenommenen Verschlimmbesserungen auch nicht so arg, zumal der Stoff an sich ja austauschbar geblieben ist wie eh und je. Man darf allerdings guten Gewissens davon ausgehen, dass sich der "Speed"- und "Twister"-Regisseur als williger Erfüllungsgehilfe der Dreamworks-Produzenten dem Schwarzweiß-Vorgänger (geschweige denn Shirley Jacksons literarischer Vorlage) von vornherein wohl nicht mit übertriebenem Respekt genähert hat, auch wenn die Figuren-Konstellation identisch ist und in einigen übernommenen Schlüssel-Szenen doch noch so etwas wie eine kleine Verbeugung vor dem Original angedeutet wird. Verzichtet hat man hingegen auf den permanenten (und auch permanent nervtötenden) inneren Monolog der Protagonistin, was nur nochmal mit Nachdruck unterstreicht, dass Jan de Bont an dem Innenleben seiner Charaktere nicht wirklich interessiert ist. Was folglich zählt sind die opulenten Sets und Dekors des "Hill House", die in der zweiten Filmhälfte massiv in den Vordergrund gerückten CGI-Eskapaden der Vfx-Artists, und vielleicht ganz am Rande noch ein wenig die namhafte Besetzung. So darf man inhaltlich also kaum Innovatives erwarten, wenn da das kleine Einmaleins des Spukhaus-Sujets erneut runter gebetet wird und lediglich die aufwendigen Kulissen und die schwelgerische Ausstattung einen noch bei der Stange halten. Der Inszenierung geht derweil leider jedweder Sinn für die leisen Töne des Genres vollkommen ab und so funktioniert das Ganze eigentlich nur in den Momenten, in denen mit den Schauwerten geprotzt oder dem Production Designer gleich komplett das Feld überlassen wird... was dann doch mal häufiger der Fall ist. So etwas kommt also dabei heraus, wenn man einen genrefremden Krawallmacher auf den Regie-Stuhl eines Mainstream-fähigen Haunted-House-Horrors befördert und ihn ohne Sinn und Verstand die Produktions-Millionen verprassen lässt. Dass de Bont die Chose angegangen ist wie eben seine vorhergehenden Action- und Katastrophen-Streifen, verleiht seinem "Das Geisterschloss" zumindest aber noch einen gewissen Eventfilm-Charakter, von dem sich allerdings der "normale" Kinogänger eher angesprochen fühlen dürfte, als der in der Thematik etwas besser bewanderte Genre-Fan... anstatt der Wirbelstürme eines "Twister" fegen hier halt ab einem gewissen Punkt die computer-generierten Spuk-Manifestationen durch die Bude. Das alles steuert dann, ganz nach klassischen Mustern, auf ein schon früh absehbares Finale zu (Deus ex machina-Ende inklusive), bei dem der olle Hausgeist dann schließlich auch noch seinen großen Auftritt hat und man beinahe schon wieder leicht pikiert darüber sein könnte, dass heutzutage mit Gewalt ans Licht gezerrt wird, was anno dazumal noch der Vorstellungskraft des Zuschauers überlasen wurde. So betrachtet ist "Das Geisterschloss" also zufälligerweise so etwas wie ein Gegenentwurf zu der kleinen Independent-Produktion "Blair Witch Project" geworden, die sich jedweden F/X-Firlefanz ja gleich völlig verkniffen und mit dieser Masche dennoch in der ‘99er-Kinosaison weltweit das Box-Office gerockt hatte... wobei ich deren Erfolg aber auch nicht für wirklich verdienter erachte. Nun ja, es hat - allen negativen Stimmen zum Trotz - ja wirklich schon schlimmere Remakes von besseren Filmen gegeben und miesere Geisterhaus-Streifen sowieso ("Amityville Horror", anyone?), von daher...
6/10