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Doppelfolge: Zwei Engel für Ponch (1981)

Früh am Morgen, leere Straßen, der Highway blankgeputzt, die Uniform direkt aus der Reinigung, die Stiefel frisch gewichst und gewienert. Mitten auf der Straße wird gehalten, da wo die Markierung ist und die Kamera steht, "Mach dir keine Sorgen, Jon. Es ist nicht dein Problem." geht der Dialog los, eingesprochen für die Stammseher der CHiPs, der adretten Polizisten, dem blonden Sanften und dem schwarzhaarigen Extremen. Worum sich Jon keine Sorgen zu machen braucht, laut der Meinung seines Partners und Freundes zumindest, der solche Dinge aber sowieso anders und nicht so mit klammen Herzen anpackt, wird dann später in der Geschichte, dem Zweiteiler "Ponch's Angels", Staffel 4, Folge 14 und Folge 15 erzählt.

Weibliche Motorradoffiziere sind übrigens das Problem, für alle, die die Serie nicht selber kennen und nicht selber verfolgen wollen, wie es aus und wie es weiter geht. "Sowas gab's noch nie.", Frauen hier die Erneuerung, die Störung erstmal auch, die Eindringlinge im Männeruniversum, bros before hoes lautet das Motto, das interessiert den Fortschritt und den Feminismus aber nicht. Zeitgeist wird hier gehegt und eingewebt, die Produktion geht mit der Gesellschaft, liberal und aufgeschlossen, für 90min und eine Langepisode wenigstens. "Wird schwer sein, sich daran zu gewöhnen." lautet der Grundtenor, grummeln kann man schon, ändern sowieso nichts. Bald kommt auch ein Funkspruch rein, ein Hilferuf, die Verfolgung eines gestohlenen Streifenwagens steht an, Routine für die beiden motorisierten Polizisten und eine Kleinigkeit für den liberalen, aufgeschlossenen Mann. Im Streifenwagen sitzen drei entflohene Schwerverbrecher, eigentlich sollen die Kollegen mit den vier Rädern unter dem Gestell den Wagen anhalten und die Verbrecher stellen. Es gibt einen Auffahrunfall, es gibt einen in Zeitlupe präsentierten und glorifizierten Überschlag, die Kriminellen flüchten erst zu Fuß und dann per Müllwagen, die Motorradcops müssen ran.

Spät Siebziger Krimi- und (sehr saubere, “ganz nach Vorschrift“ montierte) Actionkost wird hier geboten, Gut gegen Böse, hier gelten noch Vorschriften und das System. Entsprechend familienfreundlich ist die Unterhaltung, das Abendprogramm, mit zwei adretten Darstellern, der eine Typ Schwiegersohn, der andere eher der Draufgänger, das Abenteuer vor der Heirat, der heißblütige Latino, Föhnfrisuren haben beide, die Haare frisch gekämmt und einen Tick zu lang. Natürlich bekommt der Frauenheld die Aufgabe der Betreuung , die Auserwählte ist 24, blondes gewelltes Haar, "meine Hose sitzt zu eng", die Kleidung deutlich stramm. "Ich hab dem Schneider gesagt, dass ich damit zur Arbeit muss, nicht zur Disco.", Berufskleidung kommt hier nicht aus dem Wäscheautomaten, sondern vom Freelancer und dem Privatmann. 'Miss America' ist auch gleich am Flirten, erst kommt der Blick in den Spiegel, dann schmeißt man sich an den armen Poncharello ran.

Da das mit den entkommenen Schwerverbrechern (die später noch auf einer weiteren Flucht mit ihrem Pick-up ein ganzes Haus durchbrechen; “Sie sind hinten raus.“, und ein weiteres Haus zwecks Schatzsuche von innen heraus sprengen) und das mit dem weiblichen Trainee nicht die ganze Geschichte füllt und nicht die ganze Handlung stellt, wird noch ein Blick auf anderen Subplots geworfen und sowieso in die weite kalifornische Welt. Die Gesellschaft hier ist eher am Relaxen und am Feiern, wird das Leben genossen, an der Marina flaniert, Rollschuhtänze im Einteiler abgehalten, in der Sonne gebraten, illegale Autorennen gestoppt und Hand- und Brieftaschen ahnungsloser Passanten stibitzt. Die Inszenierung des Ganzen (abseits weiterer Actionmomente wie ein aufgebockter Getränketransporter, der seine Ladung verliert; oder eine Autoexplosion nach Crash, die so lange hinausgezögert wird, bis auch tatsächlich alle gerettet sind) ist gleichsam entspannt, zwischen Jazz und Funk, die Perspektiven wechselnd, das Tempo kommt eher durch die Einsichten in die Umgebung (ein andauerndes Skate-O-Rama) und die parallelen Erzählungen, alle werden mal betrachtet und jeder erhält eine Stimme und ein Gesicht.

Die beiden Hauptdarsteller, die hier eher getrennt voneinander in Szene gesetzt werden, im zweiten Teil allerdings aufgrund von 'Komplikationen' mit den neuen weiblichen Rekruten aber auch eine Art Frauentausch absolvieren, haben dabei jeder für sich und auch zusammen eine gute Präsenz und eine funktionierende Chemie miteinander, die Stimmung ist (trotz auch Massenszenen) locker-flockig und mit gelungenen Ansätzen von leichtem Humor, ein perfektes Rekrutierungsvideo, ein Büro dafür bzw. einen Stand zum Anwerben für den Beruf besitzt man an der Marina schon und Nachwuchs angesichts der unangestrengten Wertevermittlung hier sollte problemlos gegeben sein.





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