Collegekomödien gab es in den 1980ern so einige, immer wieder setzten sich dort die Underdogs gegen die populären Arschgeigen durch, doch wenn es einen Film gibt, der diesen Trend in den 1980ern (ähnlich wie „Animal House“ in den 1970ern) verkörpert, dann ist es „Revenge of the Nerds“, der eine Kinofortsetzung und zwei TV-Sequels nach sich zog.
Regisseur Jeff Kanew und seine Drehbuchautoren Steve Zacharias und Jeff Buhai schrecken dabei auch vor keinem Klischee zurück, ganz im Gegenteil: Sie umarmen es aus vollem Herz. So sind die Nerd-Helden Lewis Skolnick (Robert Carradine) und Gilbert Lowell (Anthony Edwards) bebrillte Streber mit betont uncoolen Outfits, uncooler Lache und uncoolen Eltern, denn an Mr. Skolnick (James Cromwell) sieht man schon, dass Junior ein Nerd der zweiten Generation ist. Das damals neue Wunderding Heimcomputer beherrschen die Jungs im Schlaf, kein Matheproblem ist zu schwer für sie und Roboter bauen sie mal eben aus Spaß.
Bei den Gegenspielern setzt „Revenge of the Nerds“ genauso dicke auf Klischees, nur unter anderen Vorzeichen: Die Alpha Betas sind eine Verbindung der arroganten, sportlichen Schönlinge, angeführt von dem arroganten Arschkrampen Stan Gable (Ted McGinley). Ogre (Donald Gibb), der doof-trinkfeste Schlägertyp der Truppe, brüllt schon beim Anblick von Lewis und Gilbert ein animalisches „NERDS!“ über den Campus, bei der nächsten Frat Party fackeln die Jocks dann beim Experimentieren mit Hochprozentigem gleich noch ihr Verbindungshaus ab. Weil sie aber wichtig für das Footballteam der Schule sind, lässt Coach Harris (John Goodman) sie einfach ein anderes Haus besetzen – jenes, in dem Lewis und Gilbert ihr Zimmer haben.
Das desillusionierte Duo muss nun in einer Turnhalle mit all jenen nächtigen, die wegen Nerdigkeit in keine Verbindung aufgenommen werden und daher keine Bleibe finden. Da fassen sie einen Entschluss: Sie wollen ihre eigene Verbindung gründen, was von den Alpha Betas schon aus Prinzip torpediert wird…
Wer auf große Überraschungen steht, der wird bei „Revenge of the Nerds“ in die Röhre gucken. Die Underdogs setzen sich durch, die Jocks werden gedemütigt und am Ende hält man noch einmal eine Rede über die Freuden des Andersseins, in der mit Bullying abgerechnet wird, nur für den Fall, dass irgendwer das angesichts der Handlung immer noch nicht verstanden haben sollte. Aber: Das macht alles nichts. Sicher war diese Plotstruktur schon 1984 nicht neu, aber auch danach wurde sie immer noch gern aufgelegt, und Jeff Kanew und seine Autoren erzählen das mit ordentlich Verve und Tempo, bis hin zum quirligen Finale, in dem collegetypisches Kräftemessen zwischen den Verbindungen in Disziplinen wie Saufen (inklusive Wettrennen), Rülpsen und Tauziehen ansteht, in dem die Nerds ihr Wissen gewinnbringend und kreativ einbringen können, wenn sie nicht eh schon Naturtalente sind.
Dabei lässt die Belegschaft kein Klischee aus: Da sind der prollige Stoner Booger (Curtis Armstrong), der tuntige Schwule Lamar Latrell (Larry B. Scott), der strebsame Asiate Toshiro Takashi (Brian Tochi), Wunderkind Harold Wormser (Andrew Cassese) und jedes Regelbuch kennende Geigenspieler Arnold Poindexter (Timothy Busfield), fast alle bebrillt, alle schlecht angezogen und alle sexuell unerfahren. Aber mit diesen Klischees hat „Revenge of the Nerds“ unheimlich Spaß, lacht sowohl mit als auch über die Nerds, während er konstant auf der Seite der Underdogs bleibt. So ist es dann auch vor allem das Comedy-Timing von Regie und Darstellern, das mit einer Mischung aus schrägen Einfällen, Slapstickeinlagen und Wortwitz für Lacher sorgt.
Dazu kommt die Spielfreude der Darsteller. Die Nerds, angeführt von Anthony Edwards und Robert Carradine, haben sichtlich Spaß an den Rollen und machen aus dem klischeehaftesten, spleenigsten Außenseiter noch eine liebenswerte Sympathiefigur. Ted McGinley ist herrlich schmierig als lackaffiger Alpha-Beta-Anführer, Donald Gibb herrlich tumb als Verbindungsoger, während David Wohl und John Goodman den Nerd-contra-Jock-Contest in der Erwachsenenversionen präsentieren. Bei den Darstellerinnen gibt es dagegen wenig Raum zum Glänzen: Julia Montgomery als Freundin von Alpha-Männchen Stan ist das übliche blonde Anschauungsobjekt, nur Michelle Meyrink als weiblicher Nerd und Freundin für Gilbert kann da noch Akzente setzen.
Sowieso: In Sachen Frauendarstellung ist „Revenge of the Nerds“ – gerade aus heutiger Sicht – etwas zwiespältig. Mit den Judy (Michelle Meyrink) und ihren unkonventionellen, nerdigen Verbindungsschwestern hat der Film mal Frauenfiguren an Bord, die nicht den Konventionen entsprechen und nicht bloß lächerlich gemacht werden, sondern einen Einblick in weibliches Nerdtum liefern – genauso klischeehaft überzeichnet wie die Männer. Betty Childs (Julia Montgomery) und ihre hohle Schwesternschaft sind dagegen meist bloß Objekte, sowohl für den Film als auch für die Figuren, was vor allem in einer Szene zum Ausdruck kommt, in welcher die Nerds das Schwesternhaus mit versteckten Kameras ausstatten, sich an den Bildern der nackten Mädels erfreuen und diese später noch kommerziell verwerten. Und eine Szene, in der Betty mit Lewis Sex hat, weil sie ihn für Stan hält, ist dann doch problematisch, auch wenn man das in den 1980ern noch weniger eng sah. Immerhin erfahren wir dort, warum Nerds die besseren Liebhaber sind, und nachher entscheidet sich Betty dann auch für den netten Außenseiter und gegen ihre eitlen Galan, auch wenn das immer noch keine Rechtfertigung ist.
Aber davon mal ab: „Revenge of the Nerds“ hat seinen Kultwert durchaus zu Recht, denn trotz aller Klischees, trotz bekannter Handlungsmuster ist das hier eine vergnügliche Komödie mit dem Herz am rechten Fleck, gelungenem Comedy-Timing und vielen zitierwürdigen Einfällen – schon allein in der Musiknummer gegen Ende.