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Da die Filmindustrie schon seit langem an akkutem Ideenmangel leidet, beherrschen Remakes den Markt, oder man renoviert quasi eine beliebte Filmfigur und lässt sie neue Abenteuer bestehen. Hier ist es Arthur Conan Doyles berühmter Detektiv Sherlock Holmes, dessen besondere Arbeitsmethoden ihn zu einer großen Berühmtheit machten. Allein "Der Hund von Baskerville" wurde ganze zwanzig Mal verfilmt, jedoch basiert die Neuinterpretation von Guy Ritchie (Snatch - Schweine und Diamanten, Revolver) nur noch ganz lose auf den Romanvorlagen. Die Figuren werden größtenteils übernommen, es lassen sich einige Zitate wiederfinden, doch im Endeffekt bekommen wir einen völlig neuen Sherlock Holmes zu Gesicht, dem es erfreulicherweise nicht an Charme mangelt. Selbst dem nostalgischen Fan des Meisterdetektivs dürfte diese Neuauflage munden, Actionproduzent Joel Silver und seinen Kollegen war die Produktion satte 90 Millionen Dollar wert.

London 1891: Sherlock Holmes (Robert Downey Jr.) und seinem Kumpan Dr. John Watson (Jude Law) gelingt es in letzter Sekunde das grausame Werk von Lord Blackwood (Mark Strong) zu beenden. Schon fünf Morde gehen auf das Konto des scheinbaren Hexenmeisters, der nun am Strang den Tod finden soll. Doch weit gefehlt, kurz nach seiner Hinrichtung scheint Lord Blackwood von den Toten wieder auferstanden zu sein, um London erneut in Angst und Schrecken zu versetzen. Und was für einen teuflischen Plan hegt der dubiose Professor Moriarty, der Holmes ehemalige Geliebte Irene Adler (Rachel McAdams) bedroht ? Holmes und Watson kommen fast zu spät hinter Blackwoods Geheimnis, der plant das gesamte Parlament auszurotten.

Die guten Manieren hat er bei Seite gelegt, der neue Sherlock Holmes ist ein Trinker, der nicht nur bei seinen Experimenten gerne mal über die Stränge schlägt, sondern sich bei illegalen Straßenkämpfen gerne etwas dazu verdient. Doch seinen scharfen Verstand und die Kombinationsgabe hat im Ritchie gelassen. Wahrscheinlich würde Doyle im Grabe rotieren, wenn er seiner Schöpfung im aufpolierten Zustand begegnen würde. Doch man hat auch diesen Holmes schnell in sein Herz geschlossen, nebst Watson der hier eine mehr zentrale Rolle einnimmt. Er hinkt Holmes nicht immer geistig hinterher, sondern darf auch kräftig mit anpacken und ist dem Meisterdtektiv in vielen Disziplinen ebenbürtig. Dennoch steht natürlich Holmes im Fordergrund, der es hier mit einem sehr kniffeligen Fall zu tun bekommt. Das eigentliche Vorhaben von Lord Blackwood vermag dann nicht vom Hocker zu hauen, doch mit welchen Mitteln er das anstellt schon. Holmes besondere Ermittlungsmethoden werden stark gefordert, denn es gilt viele Rätsel zu lösen. So bleibt der Plot stets anspruchsvoll, selbst für die scheinbar übernatürlichen Elemente gibt es eine plausible Erklärung. Doch darauf muss man erstmal kommen. So hat auch diese nicht allzu verschachtelte Story einige Überraschungen parat.

Selbst die zweistündige Distanz stellt kein Problem da, denn für Ritchie war Action ein wichtiges Element. Deswegen verpasste er seiner Hauptfigur auch ein gewisses Talent im Nahkampf. So haben Holmes und Watson einige Zweikämpfe zu bestehen, die sich erfreulicherweise trotz PG-13 Rating durch eine ruhige Kameraführung auszeichnen, nett choreographiert sind, aber trotzdem nicht allzu hart. Neben kleineren Verfolgungsjagden, kommt auch die Schusswaffe zum Einsatz, desweiteren werden einige Gegenstände zweckentfremdet, man nehme den für damals modernen Elektroschocker. So darf es in regelmäßigen Abständen ordentlich krachen, Langeweile ist hier wahrlich ein Fremdwort. Als Störfaktor sind einige CGI-Einsätze zu bezeichnen, die leider auch bei der Kulisse zur Geltung kommen. Man merkt es zum Beispiel deutlich beim Fight in der Halle, wo das halbfertige Schiff ins Wasser rutscht. Trotzdem vermag die Optik größtenteils zu gefallen, den düsteren Grundton hat man beibehalten, das alte London nebst der Tower Bridge im Bau ist eine Augenweide und besonders der Score von Hans Zimmer sorgt für Atmosphäre. Natürlich geht das Geschehen, so düster es auch sein mag, nicht ohne Humor von Statten. Die Kabbeleien zwischen Holmes und Watson sorgen für den nötigen Humor, Beide sind um bissige Onliner nicht verlegen. Desweiteren hat man in Robert Downey Jr. (Iron Man, Tropic Thunder) die perfekte Verkörperung des neuen Sherlock Holmes gefunden, Jude Law (Duell, Enemy at the Gates, Repo Men) verleiht dem sonst pummeligen Watson ein völlig neues Gesicht. Die hübsche Rachel McAdams (Red Eye, State of Play) als gewiefte Diebin ist ein Volltreffer, nur Mark Strong (Kick-Ass, Babylon A.D.) bleibt ein wenig blass, als Lord Blackwood. Dafür ist die Performance von Eddie Marsan (Hancock, V wie Vendetta) als Inspector Lestrade sehr gelungen.

"Sherlock Holmes" ist ein Volltreffer, dank einer brauchbaren Story und spielfreudigen Darstellern. Der hohe Einsatz von CGI vermag den Look ein wenig zu trüben, doch bei dem hohen Erzähltempo und den vielen Rätseln gerät dies in den Hintergrund. Diese zwei Stunden unterhalten prächtig und machen Appetit auf mehr.

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