Der berühmteste Detektiv der Welt kehrte auf die große Filmbühne zurück und das in einer art der Darstellung wie man sie noch nie gesehen hat. Wo der Meister der Kriminalistik in Büchern und früheren Verfilmungen stets als kluger Kopf und energischer aber besonnener Ermittler dargestellt wurde hat Guy Ritchie eine zeitgemäßere Version der Figuren angelegt, ohne die grundsätzliche Identität von Sir Arthur Conan Doyles Geschichten zu zerstören.
Robert Downey Jr. spielt den Meisterdetektiv Holmes, Jude Law ist als Dr. Watson an seiner Seite. Dabei kommt letzterer in seiner Rolle wesentlich authentischer rüber als Downey Jr., der seinem Holmes dennoch leben einhaucht. Ob es daran liegen mag dass einer ein waschechter Londoner ist und der andere nicht fällt schwer zu sagen, es ist nur eine persönliche Empfindung. Gewiss hängt es aber damit zusammen, dass der neue Holmes viele neue Charakterzüge mitbringt, wie der gewisse hang zum Selbstmitleid und der damit verbundenen Selbstzerstörung oder das simple und gern betriebene aber doch amüsante treiben an seinem Hund die neuesten Betäubungsmittel zu testen.
Die Geschichte spielt ohne festen Bezug zu den Büchern im computergenerierten London des Jahres 1891, greift aber einige Situationen und Umstände aus den originalen Holmes-Geschichten auf und verarbeitet diese weiter. Holmes getreuer Assistent Watson ist im begriff seine große liebe Mary zu heiraten. Dem zufolge ist geplant das gemeinsam mit Holmes bewohnte Anwesen in der berühmten Baker-Street zu verlassen und eine Familie zu gründen. Wäre da nicht dieser letzte Fall der noch einmal alles von den beiden abverlangt: Der Lord Blackwood hat mehrere junge Frauen umgebracht und treibt dank eines Bündnisses mit den dunklen Mächten selbst im Gefängnis noch Angst und Schrecken. Auch eine Hinrichtung am Galgen stoppt den Bösewicht nicht und kurz danach ist der Leichnam aus seiner Grabkammer verschwunden.
Was sehr spannend klingt könnte es auch sein, hätte man es geschafft die dazugehörige Atmosphäre richtig aufzubauen. Stattdessen zerstört man diese immer wieder selbst in dem man mit diversen Action-Sequenzen dazwischen haut und man stets zwischen Holmes dem Genie und Holmes dem Brutalinski schwankt. Genial: Sein verkleidetes erscheinen in scheinbar völlig banalen Szenen, welches erst später in rückblenden erörtert wird und so ganz neue Sichtweisen offeriert, seine Wortgewandtheit und seine verbale Schlagkräftigkeit wenn er Personen mit nur wenigen Bemerkungen Matt setzt. Worüber sich diskutieren lässt sind beispielsweise seine Prügeleien im Boxring oder gegen böse Handlanger, wenn er vorab in Zeitlupe einen Plan entwirft wie er am besten den Gegner verletzen und außer Gefecht setzen kann und dazu noch lässig die Prognose der Genesung seines Opponenten raus haut.
Die Fortsetzung wurde bereits mit dem Ende des Films klar gemacht, aber auch wenn es wiedererwarten keinen 2. Teil geben sollte kann man mit dem Schluss durchaus leben denn wer schon einmal ein wenig mit den Holmes-Geschichten in Kontakt gekommen ist dem ist die Handlung des Nachfolgers schon ziemlich klar wie Kloßbrühe.
Zwar läuft bei Sherlock Holmes Reloaded nicht alles optimal aber auch nicht alles schlecht. Natürlich bringt so eine Frischzellen-Kur auch immer diverse Neuerungen mit, solang aber nicht alles was zuvor mal war über den haufen geworfen wird, wie es beispielsweise bei Star Trek der fall war, kann es, wie man gesehen hat, auch zukünftig durchaus erfolgversprechend werden.
7 von 10