Robert Downey jr. spielt den genialen Meisterdetektiv Sherlock Holmes, der erst vor kurzem einen gefürchteten Lord, gespielt von Mark Strong, hinter Gitter gebracht hat, der anschließend wegen seiner Verbrechen erhängt wurde. Doch nun scheint der mysteriöse Adelige von den Toten auferstanden zu sein und steht im Zusammenhang mit einer Mordserie, die Holmes nicht ohne weiteres zu lösen vermag. Doch dies ist nicht das einzige Problem des Ermittlers, so taucht eine gefährliche, ehemalige Bekanntschaft, gespielt von Rachel McAdams, urplötzlich wieder auf und die Freundschaft zu seinem ständigen Begleiter Dr. Watson, gespielt von Jude Law, wird mehrfach auf eine harte Probe gestellt.
Da Ideen und Innovationen nach wie vor rar sind und die Studios finanzielle Risiken immer stärker scheuen, werden zahlreiche alte Konzepte, Filme und Reihen wieder belebt, wie z.B. vor zehn Jahren bei "Star Wars", oder bei "Batman" durch Christopher Nolan geschehen und mit "Wolfman" steht auch diesen Monat eine weitere Wiedergeburt einer alten Kultfigur an. Ähnlich wie bei Nolans Neubeginn der "Batman"-Reihe, war auch bei "Sherlock Holmes" ein komplettes Reboot von Nöten, da die klassischen Fälle des Ermittlers filmisch derart oft Verwendung fanden, wie es kaum bei einer anderen Franchise der Fall ist. Daher ist es zunächst einmal folgerichtig, mit Guy Ritchie einen für gewöhnlich einfallsreichen Regisseur einzusetzen, der dem britischen Gangster-Genre mit "Bube, Dame, König, grAs" und "Snatch" zwei Kultfilme bescherte. Unterm Strich fällt der Neubeginn des "Sherlock Holmes"-Stoffs jedoch etwas holprig aus.
So ist die Grundidee, den Meisterdetektiv zu einer Mischung aus James Bond und John McClane umzufunktionieren gar nicht mal so schlecht und auch der Aspekt, dass es sich bei Watson hier um mehr als nur einen unauffälligen Stichwortgeber handelt, schadet dem Reboot nicht gerade, sondern eröffnet ganz neue Möglichkeiten. Im Endeffekt wird aus dieser Idee aber bei Weitem nicht genug gemacht, so lässt sich zwar die eine oder andere amüsante Szene nicht leugnen, aber derart viele Gags, dass sie den Film im Alleingang tragen könnten, entspringen der süffisanten Verhaltensweise von Holmes und dem etwas bedauernswerten Watson an seiner Seite nicht, zumal die Dialoge mitunter nicht gerade die Stärke des Films sind. So ist das ständige Auf und Ab des, von Hassliebe geprägten Verhältnisses zwischen Holmes und Watson auf Dauer mehr ermüdend als amüsant, wobei man aus diesem Aspekt, wie gesagt, mehr hätte machen können, da die Ambivalenz der beiden Hauptfiguren nicht weiter behandelt wird.
Das darstellerische Potential wäre nämlich vorhanden gewesen. So brilliert Robert Downey jr., der bereits in "Tropic Thunder", "Zodiac" und "Iron Man" in der letzten Zeit sein Talent unter Beweis stellen konnte und spielt Holmes durchgehend überzeugend. Egal ob in den Action-Szenen, in denen er mit dem nötigen Ernst und einer gelungenen Choreografie der Kampfszenen positiv auffällt, oder bei den Ermittlungen, bei denen er den genialen Detektiv glaubhaft verkörpert, Downey jr. füllt seine Rolle perfekt aus und bringt darüber hinaus seine One-Liner mit der nötigen Coolness, wobei er besonders in den Dialogen mit Watson mit seiner köstlichen Süffisanz für den nötigen Kurzweil sorgt. Der Golden-Globe-Gewinn ist damit folgerichtig. Daneben präsentiert sich Jude Law in bester Spiellaune, nimmt sich im Zusammenspiel mit Downey jr. nicht zurück und füllt seine Rolle damit gelungen aus, während Mark Strong seinen Charakter mit dem notwendigen kühlen Charisma verkörpert und Rachel McAdams, genauso, wie der übrige Cast, ebenfalls mit einer ordentlichen Leistung keinen Grund zur Beschwerde hinterlässt.
Der Kriminalfall, der wie gewohnt das Zentrum der Geschichte darstellt, ist derweil nicht gerade überragend und auch nicht wirklich neu. So wird auch in Ritchies Verfilmung des Kultdetektivs allerlei Mysteriöses geboten, wobei man es dem britischen Regisseur ganz klar anlasten muss, dass er dies nicht weiter nutzt, um eine düstere Atmosphäre zu kreieren und seinen Film damit an Fahrt aufnehmen zu lassen. Die letzte Konsequenz dazu fehlt ihm, sodass "Sherlock Holmes" über weite Strecken im grauen Mittelmaß verweilt und kaum Spannung erzeugt. Die Auflösungen sind dabei durchaus ganz nett konstruiert, werden mit dem einen oder anderen Detail aus den Ermittlungen schlüssig untermauert, sind aber vielleicht ein wenig arg überkonstruiert, was sich angesichts der gut anzusehenden Schlussfolgerung aber durchaus verzeihen lässt. Vielmehr stört der Subplot rund um Professor Moriarty, der ebenfalls seine Finger im Spiel hat und ganz klar ein billiger Verweis auf ein Sequel ist.
Und auch diese Fehler sind sehr bedauerlich, da Richties Inszenierung ansonsten eigentlich recht gut ausfällt. So sind die Action-Szenen durchaus ansehnlich gelungen, mit verschiedenen Slow-Motion-Einstellungen auch ganz nett in Szene gesetzt und darüber hinaus gelungen dosiert, sodass "Sherlock Holmes" nicht gänzlich zum Actionfilm verkommt. Dass bei alldem der klassische Charme des Stoffs nicht verloren geht, ist besonders der stattlichen Ausstattung zu verdanken, die visuell durchaus einiges hermacht, genauso, wie die Inszenierung des viktorianischen Londons mit seinen schönen, opulenten Seiten, aber auch seinen düsteren und dreckigen. Doch bei aller Detailverliebtheit, mit der Action und Kulisse in Szene gesetzt werden, kann sich "Sherlock Holmes" dann doch des Eindrucks nicht erwehren, dass Ritchie das Große, Ganze aus den Augen verliert und einige Chancen verspielt, sodass sich auch die Realisierung des möglichen Sequels als sehr schwierig entpuppen dürfte, da eigentlich ein zweiter Neustart von Nöten ist.
Fazit:
Die Generalüberholung der "Sherlock Holmes"-Franchise gelingt Ritchie nur teilweise, so sind durchaus ein paar Gags und ansehnliche Action-Szenen vorhanden, während der Charme des Krimi-Klassikers angesichts der detailverliebten Inszenierung ebenfalls nicht auf der Strecke bleibt. Damit unterhält der Film auch auf solidem Niveau, was unter Anderem den Darstellern, allen voran Downey jr., zu verdanken ist, aber für mehr reicht es einfach nicht, da Atmosphäre und Spannung nicht weiter erzeugt werden, der ambivalente Protagonist nicht weiter tangiert wird und auch der Kriminalfall nicht über ein solides Niveau hinauskommt. Verschenkt.
59%