Review

kurz angerissen*

Álex de la Iglesia ist im Grunde all die Jahrzehnte, in denen er aktiv war, ein Regisseur der 90er geblieben, wie eine Neusichtung seiner Anfänge untermauert. "El Dia De La Bestia" erwartete im Jahr 1995 in Begleitung eines Thrash- und Power-Metal-Soundtracks die Ankunft des Antichristen und stellte damit eine Blaupause für das Gesamtwerk des Regisseurs, das sich auch zwei Jahrzehnte später in Filmen wie "El Bar" nicht besonders weit von den Wurzeln entfernt hat. Gerade die wilde Genre-Mixtur zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte Filmographie. Mitte der 90er hatte sie also ihren Urknall: Ein Priester, der sterbenden Unfallopfern die Brieftasche aus der Jacke zieht und dann einen Plattenladen besucht, um sich dort die Musik des Satans (=Metal) auf Vinyl rückwärts vorspielen zu lassen, da kann man kaum anders, als die Handschrift des Regisseurs zu erkennen. Und in der Gesamtbetrachtung zu verstehen, wie sehr ihn das Jahrzehnt seiner ersten Filme geprägt hat.

Zu 70 Prozent ist "El Dia De La Bestia" Komödie und zu 30 Prozent Horrorfilm, aber er ist mehr als das: Groteske, Satire, Abrechnung mit Medien und Werbung. Ein Metal-Head wird zum Helfer im Kampf gegen den Gehörnten, eine bewusste Verdrehung von herzhaft gefeierten Klischees. Der Verbund eines Priesterkutten-, und eines Jeanskuttenträgers ist sowieso bereits eine grobschnittige Comic-Paarung, mit dem schmierigen Host einer okkulten TV-Serie wird es nur noch bunter. Aufrecht stehende Ziegen, Pentagramme auf dem Fußboden und Jungfrauenblut, wer da nicht nostalgisch wird, ist wohl zu spät geboren. Álex Angulo nimmt schon mal Ian Holmes' Priester aus "Das Fünfte Element" vorweg und holt das Publikum mit seiner nervös-hektischen, dabei aber auch staubtrockenen und in den entscheidenden Momenten sehr pragmatischen Art früh ab. Schon kurz nach dem Prolog ist im Grunde alles in trockenen Tüchern. Derbster Slapstick in den Apartments einer durchgeknallten Familie und eines TV-Moderators halten den Unterhaltungswert auch im schwierigen Mittelteil hoch; bloß das unspektakuläre Finale sackt ein wenig ab. Aber dafür gibt es ja noch eine letzte Pointe.

De la Iglesias schwarzer Humor ist zu jener Zeit vielleicht noch ein wenig ungeschliffen. Wenn man es sich genau überlegt, ist all die Jahre auch nicht mehr sehr viel daran geschliffen worden. Aber das ist ja gar nichts Schlechtes. Man könnte sagen: Das muss so.

*weitere Informationen: siehe Profil

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