Der alte Schwede schlägt wieder zu...07.06.2010
Man sollte es ja besser nicht tun - und zwar Kritiken lesen, bevor man einen Film anguckt, Spoiler hin, Spoiler her. Denn Review-Kollege McClane hatte dem Streifen für das letzte Drittel einen starken Einbruch attestiert, und so wartete ich natürlich ab Minute 60 auf genau diesen...und dann kam auch pünktlich eine längere, irgendwie unnötige Liebesszene, und schon sank die Stimmung in den Keller. Aber...ich muß nun dem Kollegen widersprechen, denn diese Zäsur war auch die einzige im ganzen Streifen, der sein bereits in den ersten Minuten hohes Niveau bis zum Ende halten konnte. Dolph Lundgren hatte mit seinen letzten drei Filmen eher kein Glück, zeigt aber hier wieder, wieviel man mit wenig Budget erreichen kann. Obwohl, wenig...wenn man denkt, daß dem Schweden 10 Millionen Mark zur Verfügung standen, nun, mit deinem solchen Batzen Geld wurden in den Achtzigern wahrlich sehr viele echte Knaller gedreht. Schon traurig, wie wenig nun aktuell in Summe 5 Mio. € sind....nix mehr wert, das liebe Geld.
Der Dolph nun dreht Filme für ein genau ausgewähltes Publikum. Schon sein Kracher The Mechanik zielte in eine ganz spezielle Richtung und konnte viele Fans des harten Actionfilms für sich gewinnen, Menschen wie Du und ich, die einfach mal wieder neunzig Minuten lang sehen wollen, wie ein Mann aus nichtigem Grund - dem legendären Anlaß, bereits in vielen Reviews erläutert - wie ein Pflug durch die Scharen von Bösewichter hindurchfährt. Hier nun gibt der Schwede in Personalunion als Regisseur und Hauptdarsteller einen Mann namens Edward, der sich als ehemaliger KGB-Mann fürs Grobe nun nach dem Ende des kalten Krieges in Amerika als Auftragsmörder für die Russenmafia verdingt. Leider macht er bei seinem aktuellen Job einen alten Freund auf sich aufmerksam, der nun seinen Tod will - und nicht nur das, auch den Tod von Edwards Exfrau und deren gemeinsamer Tochter. Und weil das nicht reicht, muß zunächst auch Edwards aktuelle Geliebte ihr Leben lassen...Hurra, da ist er ja wieder, der Anlaß! Auf gehts also, die Waffen gezückt, alle über den Haufen geschossen, Verräter und vermeintliche Freunde, nur unterbrochen von kurzen Szenen mit der Familie - und so bleibt es bis zum Ende.
Und der Fan freut sich erneut, denn die Story ist nicht zu dünn, sondern dient sinnvoll dazu, die vielen, stets sehr harten und mit blutigen Einschußlöchern garnierten Actionsequenzen aneinanderzureihen. Da wird gefoltert, da werden Hanteln benutzt, Messer, Schrotflinten, einfach alles, was man aus den alten Krachern so kennt. Über die Regie kann man nicht meckern, nur in wenigen Szenen wundert man sich über relativ unbevölkerte Orte, aber bevor man wirklich ins Grübeln kommt, knallt es schon wieder. Lundgren weiß, wie man einen Actionfilm drehen muß. Es geht konsequent zur Sache, mit wenigenen Computereffekten, dafür mit reichlich Härte, wie schon bei 96 Hours. Und zum Glück ist auch die Kameraarbeit nicht in Bournsche Zuckungen verfallen, somit kann man den vielen Kämpfen auch ohne Pausetaste gut folgen, ganz so wie bei den letzten zwei Seagal-Krachern, wobei Lundgren weitaus fitter wirkt als unser liebes Dickerchen...nun, er ist ja auch ein paar Lenze jünger. Weiter so, alter Schwede, dann haben wir noch viel Freude miteinander...8/10.