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Seit er den plötzlich erkrankten Sidney J. Furie bei "The Defender" ersetzen musste, führte der Schwede Dolph Lundgren bei sechs Filmen Regie, und füllte gleichzeitig die Hauptrolle aus. So auch in seinem neuesten Streich "Icarus", der nach gelungenen Werken wie "The Mechanik" oder "Missionary Man" wieder in Richtung Old School tendiert. Keine Wackelkamera oder Schnittstakkato, sondern eine ruhige Kameraführung zeichnet "Icarus" aus, nur ein paar Bildbeschleunigungen- oder Verzerrungen haben es in den Film geschafft und die hätte sich Lundgren auch sparen können.

Edward Genn (Dolph Lundgren) scheint ein normaler Geschäftsmann zu sein, der seine Familie zunehmend vernachlässigt. Doch in Wirklichkeit arbeitet er als Profikiller unter dem Decknamen "Icarus" für die russische Mafia. Doch nach der Ausführung eines Auftrags verändert sich alles. Erst erhält Edward seinen Lohn zu spät, was noch nie passierte und jemand scheint ihn tot sehen zu wollen, denn es werden Anschläge auf ihn verübt. Edward gelingt es seine Tochter Taylor (Katelyn Mager) und Ex-Frau Joey (Stefanie von Pfetten) in Sicherheit zu bringen. Doch Edward weiss nicht mal, wer eigentlich hinter ihm her ist. Die Spur führt zu seinem ehemaligen KGB-Kollegen Vadim (Bo Svenson).

Hier scheint Lundgren endlich mal ein vernünftiges Budget gehabt zu haben, denn "Icarus" sieht für B-Verhältnisse sehr edel aus und bietet ständig wechselnde Locations. Sei es nun Stadt oder Natur, Lundgren lässt seine sechste Regiearbeit gewollt monoton und trist wirken. Bei der Story hapert es ein bisschen, dennoch sind ein paar Wendungen vorhanden. Es klingt eigentlich nach den üblichen Klischees, wenn man sich den Dolphs Charakter zu Gemüte führt. Damals beim KGB unter dem Decknamen "Icarus", heute Auftragskiller für die russische Mafia und nebenbei noch Geschäftsmann als Fassade. Daher verlor der Workaholic auch seine Frau Joey und Tochter Taylors Schulaufführungen verpasst er regelmäßig. Nun hat er in April (Lindsay Maxwell) eine neue Freundin gefunden, die etwas lächerliche Sexszene zu Beginn hätte Dolph besser weglassen sollen. Kurz darauf können wir Edward bei der Arbeit zusehen, wenn er einen japanischen Folterknecht und dessen Bodyguards auslöscht. Leider bricht "Icarus" nach dieser gelungenen Actionsequenz ein wenig ein und etwas nervig sind die Vater-Tochter Szenen. Aber schon bald gibt es den ersten Anschlag auf Edwards Leben und das große Rätselraten darf beginnen. Und man hat als Zuschauer wirklich keine Ahnung, wer Edward und seine Familie töten will. Der potentielle Verdächtige wurde auf einmal selbst ermordet, beste Freunde entpuppen sich als Feinde und plötzlich kann Edward niemandem mehr trauen.

Bald mischt auch noch der CIA mit, der sich als genauso skrupellos enttpuppt wie die Leute, die Edward tot sehen wollen. Nach einer etwas schwachen ersten halben Stunde, drückt Lundgren kontinuirlich aufs Gas. Ein Shootout oder Fight folgt dem Nächsten und die Qualität ist erfreulich gut. Auch wenn richtig spektakuläre Szenen ausbleiben, doch Lundgren vermag in jeder Actionszene zu überzeugen. Der Munitionsverbrauch ist hoch, die Einschüsse graphisch, die Zweikämpfe eher bodenständig gehalten. Nur schon oben genannter Familienkitsch, vermag den Zuschauer als zu stören, zum Beispiel Joeys etwas übertriebener Wut- und Heulanfall im Hotel. Wirklich gelungen ist der Schluss, gehen solche Filme "Friede-Freude-Eierkuchen" aus, ist es bei "Icarus" nicht der Fall.
Auch Dolph Lundgren hat jetzt schon 52 Lenze auf dem Buckel, doch er scheint immer noch topfit zu sein, von Doubles nicht die Spur. Jedoch war sein Schauspiel schon mal besser, doch den Auftragskiller nimmt man ihm trotzdem ab. Ein wenig schade ist es um einen abartig fies agiernden Bo Svenson (Steel Frontier, Speed 2), der erst im Finale auftauchen darf. Die restliche Riege schauspielert durchweg überdurchschnittlich.

Zum großen Wurf will es dann doch nicht reichen, obwohl "Icarus" erfreulich old schoolig daherkommt. Der Story fehlt der letzte Schliff, spannend will der Film nie richtig werden und der Familienkitsch wird zu sehr ausgereizt. Trotzdem bekommt der Actionfan ein rundum Sorglospaket geboten, denn die Action stimmt, Dolph macht seine Sache gut und dank der kurzen Laufzeit von 85 Minuten besitzt "Icarus" ordentlich Drive. Daher 6,5 Punkte.

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