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Die junge Mary übersteht nur knapp einen Autounfall, den ihre Freundinnen bei einem Rennen mit Jungs verursacht haben. Von ihrem neuen Ziel hält sie das allerdings nicht ab: Sie geht in eine andere Stadt, um dort Organistin in der Kirche zu werden. Doch je länger sie hier ist, desto mehr häufen sich mysteriöse Vorfälle: Sie glaubt sich von unheimlichen Gestalten verfolgt, kapselt sich immer mehr von ihrer Umwelt ab und fühlt sich von einem leerstehenden Pavillon und dem ihn umgebenden alten Jahrmarkt auf befremdliche Art angezogen.

"Tanz der toten Seelen" ist ein klassischer Gruselfilm, der völlig auf blutige Gewaltdarstellung verzichtet, um sich dafür umso intensiver seiner gruselig-beängstigenden Atmosphäre zu widmen. Und die gelingt ihm wirklich ausgezeichnet: Wenn Mary in ihrem Auto sitzt und blasse Menschen an ihrem Seitenfenster sieht, die sie diabolisch angrinsen, oder diese in Spiegeln und Bussen wiederfindet, egal wohin sie sich flüchtet, erzeugt das eine fesselnde Stimmung der Hilflosigkeit. Besonders der Musikpavillon ist morbide in Szene gesetzt - meist kaum mehr als eine schwarze Silhouette vor dem Hintergrund der untergehenden Sonne, strahlt er auch auf den Zuschauer eine nicht greifbare, aber deutlich zu spürende Faszination aus. Wenn sich dort am Ende die Seelen zu einem geisterhaften Ball versammeln, ist der Gipfel des subtilen Horrors erreicht.

Zugegebenermaßen kann man sich über die Darstellung von Marys unheimlichen Verfolgern amüsieren - ungepflegte Anzugtypen mit weißem Make-up, die möglichst ernst in die Gegend starren - und auch die Auflösung ist ein wenig vorhersehbar. Ganz zu schweigen davon, dass die Schauspieler allesamt recht hölzern agieren. Außerdem strotzt der Film vor (für seine Zeit typischen Logikfehlern: Wenn Mary beispielsweise am Steuer ihres Autos sitzt, schaut sie aus dem rechten Seitenfenster, aus dem linken, überall hin - nur nicht auf die Straße.

Dennoch besticht der Film durch seine hervorragende Grusel-Atmosphäre. Schon die schaurige Orgelmusik weckt schlimme Erwartungen im Zuschauer (dazu passt auch der originelle Vorspann, dessen Schriftzeilen kreuz und quer über einen dahinrauschenden Fluss gezeigt werden). Furios sind auch die Sequenzen, in denen aller Ton aus der Welt weicht und Mary sich mit niemandem mehr verständigen kann und von niemandem wahrgenommen wird. Symbolhafterweise werden diese Momente jedes Mal von zwitschernden Vögeln wieder beendet. Trotz aller Schwächen besticht "Tanz der toten Seelen" durch seine intensive Morbidität, die durchaus Gänsehaut erzeugen kann.

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