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In dem Kaff Warlock regiert weniger Recht und Gesetz als vielmehr der skrupellose Rinderzüchter McQueown, der mit seiner brutalen Gang auch mal den amtierenden Sheriff hohnlachend vertreibt, während die feinen Bürger ängstlich und tatenlos aus den Fenstern zuschauen. In dieser Situation entscheiden die Bürger der Stadt, den bekannten Revolverhelden und Spieler Clay Blaisdell (Henry Fonda) in die Stadt zu holen. Er ist berühmt-berüchtigt für seine goldenen Colts und seine Durchsetzungskraft als gekaufter Marshall, der für Ordnung sorgt. In seiner Begleitung ist sein humpelnder Spielerkumpel Tom Morgan (Anthony Quinn). Bald ist es in Warlock in der Tat ruhiger, doch die Geister der Vergangenheit holen Morgan und Blaisdell ein. Zudem gibt es einen neuen Hilfssheriff namens Johnny Gannon (Richard Widmark) in der Stadt, der dieses Himmelfahrtskommando dennoch ausführen will, obwohl er selbst mal zur Bande von McQueown gehörte…

Für Edward Dymtryks 1959 gedrehten Western „Warlock“ wurde wohl der Begriff Edel-Western erfunden. Einige Jahre vor Entstehung des Italo-Westerns feierte hier nochmal das klassische Hol-lywood-Western-Kino einen echten Höhepunkt… und dennoch ist „Warlock“ psychologisch und dramaturgisch kein Western nach Schema F, sondern hochinteressant und voller irritierender Subtexte, die ihn wirklich zu einem Edelstück werden lassen.

Das Dreieck Fonda, Quinn und Widmark ist faszinierend – Fonda als stoischer Einzelgänger mit seinem einzigen Freund Tom Morgan, der ihm nahezu hündisch ergeben ist… und doch will Fonda doch eine bürgerliche Existenz mit der hübschen Jesse (Dolores Michaels) eingehen, sesshaft werden. Etwas, was für Morgan unvorstellbar ist. Fast glaubt man, zwischen beiden, gerade am Anfang, eine fast homoerotische Nähe und Kumpanei zu spüren. Widmark’s Johnny ist ehrlich und offen… er wandelt sich vom Mitläufer der Bande zu einem ernsthaften Gegner, der konsequent das Gesetz vertritt und dies sogar gegen den Gesetzessöldner Fonda, der dies für jeden macht. Johnny ist überzeugt, das Richtige für seine Stadt zu tun und wächst mit seinen Aufgaben, findet in seinem Leben ein Sinn, den er zuvor nicht hatte. Und er kommt Blaisdell’s Ex Lily (Dorothy Malone) sehr nahe, ohne dass sie wirklich ein romantisches Paar sind. Eher zwei Außenseiter, die sich gefunden haben…Und Anthony Quinn, sonst ein viriler Held in zahllosen Filmen, ist hier ein unsicherer, zögerlicher, schwer einzuschätzender Protagonist, der am Ende sein wahres Gesicht zeigt.

Es gibt, wie man sieht, in diesem Film viel zu entdecken. Ganz offensichtlich sind hingegen die exzellenten Schauspieler, die hervorragende Musik und die elegante Regie. Ich bin definitiv Italo-Western-Fan und kann oft mit alten US-Western nicht viel anfangen (zu melodramatisch, zu verklärt), aber „Warlock“ empfand ich als wohltuenden, faszinierenden Ausnahmewestern, der an einigen Stellen dann doch leider auch etwas diese Melodramatik hatte. Dennoch: schöne Sache. 8/10.

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