Review

Autoren- und Regiedebüt von Kim Hyeong-joon-I, welches vor allem durch das angekündigte Schauspielerduell der Gegenspieler Seol Kyeong-gu und Ryoo Seung-beom, vollmundiger Versprechen von twists and turns und dem Griff nach den Sternen [ "It’s an edgy film with the pacing of The Chaser and a heartbreaking twist like Oldboy," Kini Kim, senior vice president, head of international sales and distribution von CJ Entertainment Inc.] die erste, aber nicht länger anhaltende oder gar begründete Aufmerksamkeit erregte.

Ein Thrillerdrama mit Krimieinschlag und Moralischem Dilemma; welches sich leider nur als sicherlich vielbemühtes, aber auch dadurch verspannt auseinandergezogenes Gaukelspiel darstellt. Das ist ganz analog und somit adäquat zu den hin- und hergehenden polizeilichen Ermittlungen selber und einem zurückliegenden puppet show Gerichtsprozess aus echten und falschen Aussagen, greift nach einem wohllautenden Einstieg aber zu häufig und zu verhärtet in die Trickkiste der Umwege und Unwahrscheinlichkeiten, ohne dort erneut gelungene Konter zu finden.

Mit Produktionsland Korea sowieso aus dem Hort der filmischen Killer und Cop - Jagden kommend, gelingt fern von großen Reizen und anderen inszenatorischen oder emotionalen Rausch- und Schwindelerzeugungen somit kein wirklich beachtenswerter, sondern nur durchschnittlicher Vertreter der einst vielbeliebten, kommend wohl erst wieder mit Na Hong-jins gespannt erwarteten The Yellow Sea die höheren Weihen erreichenden Gattung.  Farblich begrenzt, im Schwarzweiß reduziert bzw. im Grau gehalten; ein Nebenprodukt im Überdruss, dass mit Disziplin und öffentlichen Geschmack gesetzmäßiges Ebenmaß erlangt:

Am Ufer des Geum-gang Flusses wird durch Zufall die nackte Leiche einer jungen Frau gefunden. Hals und Extremitäten sind abgetrennt und bis auf den fehlenden rechten Arm wieder sorgfältig an den Torso platziert. Die Mordkommission unter Team Leader Oh [ Nam Kyeong-eup ], veteran detective Yoon Jong-gang [ Seong Ji-roo ] und besonders der diensteifrigen female rookie detective Min Seo-yeong [ Han Hye-jin ] entdecken dabei neben dem erst in das Visier geratenen Freund der Toten, Min Byeong-do [ Lee Jeong-woo-I ] auch schnell einen Hauptverdächtigen; den führenden Umweltaktivisten Lee Seong-ho Ryoo [ Seung-beom ], der auch nach kurzer Denkpause gesteht und erste Indizien für eine Schuld liefert. Der Pathologe Professor Kang Min-ho [ Seol Kyeong-gu ] soll die nötigen Beweise erbringen, wird allerdings von unerwarteter Seite unter Druck gesetzt. Während Lee im Gewahrsam schmort, hat dessen bester Freund und Vertrauter Park Pyeong-sik [ Park Sang-wuk ] die Tochter des Mediziners entführt und drängt ihn dazu, mit gefälschten und/oder zerstörten Analysen eine Abschmetterung der drohenden Anklage und Haft zu erwirken.

Ein Schuss im Morgengrauen, der die Stille zerreißt. Eine zerstückelte und wieder zusammengesetzte Frauenleiche. Die aufgeregt gellenden Pfiffe und folgend zusammeneilender Polizisten auf der Suche nach dem fehlenden Beweis. Gerade die ersten Minuten stellen eine soweit exemplarische Eröffnung für Kommendes dar, das mit einem entscheidenden Kniff aus dem Nichts und der Herausforderung von Geschick und Fügung zusätzlich auf Hochtouren der Erwartung gebracht wird. Auch das ländliche Setting fern der Großstadt – eher Kammermusik als Schaubühne – , der Verzicht auf beeindruckende Posen zugunsten einer leisen, nichtdestrotrotz konkreten Gefahrensituation und der vorübergehende Verlust von Sicherheit, Alltag und Orientierung trägt sein jeweils Nötiges zur Schaffung einer vielversprechenden Lage von individueller Bindung und Bedrohung bei. Nur bliebt es bei dem Ausgangspunkt, wird dieser gedreht und gewendet, ohne Neuigkeiten oder gar tief drin Verdrängtes ans Tageslicht zu bringen, verlässt man nicht wirklich den sicheren Raum der Bestimmungen gewisser Regeln und vom Genre sanktionierter Bahnen. Sämtliche Aktionen und Reaktionen der Beteiligten bleiben einem fremd, teils um- und missverständlich, lassen kalt, eine Abwesenheit von Gefühlen, obwohl gerade dadurch die eigentliche Identität des Filmes erreicht werden müsste, wenn man sich denn schon als versuchte Offenbarung, vielmehr aber inhaltlich bereits erzählte Mischung aus den gleichfalls jüngeren, weitgehend unbeachtet gebliebenen Seven Days und Secret in den murderland-Raum stellt.

Fehlen tut es vor allem an der persönlichen Revolution des jungen Filmemachers, der mit sicheren Standardbildern ebenso tätig ist wie mit der schlichten Widerspiegelung der vorgegeben, aber leer wirkenden psychologischen Obsessionen und einem erstaunlich einflusslosen Wechsel von Opfer und Täter, setzt man die einzigen lustbetonten Akzente mit einer detaillierten Autopsie und einer mehr oder minder offensiv angedeuteten Sexszene, und kann ansonsten auch zur narrativen Doppelbödigkeit von Protagonist und Antagonist als Stellvertreter der [korrupten] Gesellschaft nur wenig mehr als Nebensachen beitragen. Wie zahlreiche Werke, die nach ähnlichen Modell entstanden sind, ist man dabei und dramaturgisch und darstellerisch bis auf einige Overacting-Aussetzer solide, komponiert die Spannung möglichst aus Parallelmontagen von einem sich versteckenden Bedrängten und danach fahndenden Polizisten oder aus der zeitlichen Enge dringend nötiger Unternehmungen heraus, betont die kurzzeitig aufkommenden Aufregung durch schwitzende, über die Dauer äußerlich stetig mehr lädierte Figuren, eine zunehmend näher gehende, rastlose Kamera und folgend flackernden Schnitt. Vorläufige Bemühungen der Regie, auf einfachste und sicherste Weise mit schlichter handwerklicher Theorie und ohne Instinkt den Handlungsprozess fortzutreiben.

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