Auf dem Mond Pandora gibt es wertvolle Rohstoffe, daher macht sich ein Konzern unter Zuhilfenahme einer Armee von Söldnern auf den Weg, um diese zu bergen. Davon sind die einheimischen Na'vi nicht sonderlich begeistert und leisten Gegenwehr. Unter den Söldnern ist auch Jake Sully, der für seinen verstorbenen Bruder einspringt und per künstlichem Avatar in Gestalt eines Na'vi mit den Einwohnern in Kontakt treten soll. Die Zeit, die Jake bei den Indigenen verbringt, geht nicht spurlos an ihm vorbei.
Zweitsichtung nach dem damaligen Kinobesuch und auch dreizehn Jahre später will dieses von James Cameron erdachte und inszenierte Szenario nicht wirklich bei mir zünden. Dabei geht der Einstieg recht flott von der Hand, die Exposition verschafft dem Publikum ein Bild der Lage, enthält allerlei Infos und schnell landet Protagonist Jake in seinem Avatar. Ab hier kümmert sich Cameron erst einmal ums Worldbuilding und betreibt dies auch ausufernd. Allerdings muss man dazu sagen, dass er inhaltlich nicht viel Neues liefert. Die Geschichte mutet bekannt an, die üblichen Vergleiche spare ich mir hier. Es wurde in anderem Gewand schon des Öfteren erzählt und so ist es hier mal wieder der „zivilisierte“ Alien, der den Eingeborenen zeigen muss, wo's langgeht. Insofern bleibt die Chose auch recht überraschungsarm, denn jeden Konflikt mitsamt Ausgang kann man erahnen. Was Cameron allerdings eventuell auch bewusst war und so konzentriert er sich auf das Audiovisuelle.
Hier gab's das Ganze in 2D, denn die brillengestützte Variante (und das gilt einfach mal für alle gleichgearteten Filme) ist letztlich ein Gimmick, eine Jahrmarktsattraktion, die keinen Film besser macht, wie es eine ausgefeilte Erzählung könnte. Das war's dann auch zu dem Thema.
Überwiegend fühlt sich „Avatar“ wie ein Animationsfilm an, wie eine sehr aufwendige Zwischensequenz eines Videospiels. Es gibt auch Szenen mit menschlichen Darstellern, der Rest vermag aber bei allem Fotorealismus, der durchaus vorkommt, keine Greifbarkeit der Welt oder der Figuren zu vermitteln. Die Übertragung des Ensembles in die Avatare und die Na'vi per Motion Capturing ist ansehnlich, doch nicht frei von Mängeln. Für einen charismabefreiten Darsteller wie Sam Worthington kann das letztlich von Vorteil sein. Was Cameron in ihm gesehen hat, das bleibt sein Geheimnis. Gerade im Vergleich zu Mitstreitern wie Sigourney Waver oder Stephen Lang wird dies allzu deutlich. Letztlich wird das Ensemble aber nicht über die Maßen gefordert, denn alle müssen sich merklich der Präsentation unterordnen.
Und hier kann „Avatar“ durchaus was liefern. Die Ausgestaltung der Welt von Pandora mit ihrer Flora und Fauna ist was für's Auge. Manch abgewandelte oder neu erdachte Kreatur bevölkert diesen Planeten und der unbedingte Wille, diese Umwelt lebendig erscheinen zu lassen, ist jederzeit spürbar.
Bei alldem und bei dieser unfassbaren Menge können die FX nicht immer liefern. Sei es bei den Na‘vi selbst oder diversen Figuren in den Mechas; immer wieder wirken Mimik und Bewegung ruckelig, das Gruppenschunkeln vor Eywa lässt mich schaudern. All dies arbeitet gegen die Immersion und das bei einem Perfektionisten wie Cameron.
Man merkt, dass sein Hauptaugenmerk auf diesen Aspekten lag, an der Ausgestaltung dieser Welt. Und dem folgend in ihrer Erschütterung in der zweiten Hälfte, womit er dem grundlegenden Aufbau seines Hits „Titanic“ (1997) folgt.
Abseits dessen kann man sich, so man denn will, an vielen Baustellen abarbeiten. Da sind diese geschaffenen Avatare so aufwendig und teuer, aber für ein Ortungsgerät hat es dann nicht gereicht. Auch ist die Zeichnung der Parteien recht simpel, Wissenschaft und Na'vi gut, Wirtschaft und Militär böse. Dazu noch mich abschreckendes spirituelles Gefasel inklusive der Erkenntnis der besonders reinen Seele dieses Marines. Auch kann man den so beschworenen Einklang mit der Natur hinterfragen, wenn sich die Na'vi am Ende des Tages das andere Getier durch die Verbindung per Gedanken gefügig machen. Schön zu sehen, bei Jakes erster Flugstunde – und so weiter.
Trotz allem kann man "Avatar" einen gewissen Einfallsreichtum bei der Präsentation nicht absprechen. Und auch die Effekte sind, bei aller sichtbaren Künstlichkeit, qualitativ nicht schlecht. Aber weil es sich um eine schon oft erzählte Geschichte handelt und dem Ganzen jegliche Spannung abgeht, kommt er nicht über seine Optik hinaus. Denn irgendwann hat man sich an dieser künstlichen Welt mit all der lumineszierenden Flora auch mal sattgesehen und fragt sich, wo denn in diesen über zweieinhalb Stunden der dies füllende Inhalt geblieben ist. Nichts gegen einfache Stories, aber hier geht selbst diese in Industrial, Light und Magic unter.
Dabei ist Camerons Film ohne Zweifel ein Mammutwerk, ein technisch anerkennenswerter Film. Mit einer orignellen Geschichte wär's vielleicht sogar ein guter.