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Dasselbe in blau?

Oft hört man, "Avatar" wär nur "Pocahontas" oder "Der mit dem Wolf tanzt" in blau und glitzernd. Für den Kern der Geschichte mag das auch stimmen. Doch ändert das nichts an der vor allem visuell herausragenden Qualität des Films. Und welche Geschichte wurde heutzutage denn noch nirgendwo erzählt? Meiner Meinung nach hat sich James Cameron hier selbst übertroffen. Allen Zweiflern zum Trotz schuf er hier weit mehr als nur den bis heute erfolgreichsten Kinofilm aller Zeiten. "Avatar" ist für den 3D-Boom verantwortlich und lieferte in diesem Bereich eine Erfahrungen, wie sie für mich persönlich nie mehr erreicht werden konnte. Zudem schuf das dreidimensionalen Abenteuer eine Welt, wie sie seit Star Wars nicht mehr erdacht wurde. Inklusive Flora, Fauna, Sprache, Religion und Geschichte. Pandora und seine Navi sind mehr als episch. Und trotzdem zutiefst mit uns verbunden. Jedes Mal wenn Jake Sully in seinen blauen Avatarkörper schlüpfte, taucht man mit ihm in eine neue Welt ein. Und man will sie kaum verlassen. Das ist Kinomagie pur. Ein Meilenstein der siebenten Kunst. Da macht es rein gar nichts aus, wenn die Geschichte nicht die kreativste aller ist. Sie funktioniert ganz einfach. Hier verschmelzen Film und Videospiel, Natur und Computer, Mensch und Alien.

"Avatar" ist ein Film des Aufbruchs und des Neubeginns. Wir folgen einem Ex-Marine im Rollstuhl auf einen fremden Planeten, auf dem ein wertvolles Metall beheimatet ist. Dort kommt er den riesigen, blauen Ureinwohnern mit Hilfe eines Avatars näher, der seinen Geist beherbergt und ihm ein zweites Leben ermöglicht... James Cameron war immer ein Visionär und "Avatar" ist sein bisher größter Erfolg. Die Größe. Der Umfang. Die Emotionen. Die Action. Die Technik. Alles ist riesig und selbst zehn Jahre nach seinem Release unerreicht. Da muss er wohl selbst erst mit den Fortsetzungen kommen und das toppen. Ob man gleich vier gebraucht hätte, ist eine andere Sache. Nur was macht die fast drei Stunden so aufregend, kurzweilig und immer wieder packend? Es muss mehr als nur die visuelle Überwältigung sein. Für mich ist es die universelle, simple Geschichte. Also genau das, was so oft als lahm angekreidet wird. Es ist eine Geschichte des Neustarten in einer faszinierenden fremden Welt. In einer Kultur, die weitaus glücklicher und friedlicher zu sein scheint als unsere. Ausserdem ist es eine gute Liebesgeschichte und ein explosiver Kriegsfilm in einem. Inklusive einiger Kampfsequenzen, die zum bombastischsten gehören, was Hollywood je hervorgebracht hat. Camerons Details sind außergewöhnlich und sein Auge für das große Ganze unerreicht. Er versteht es überlebensgroße Geschichten und Gesten greifbar zu machen. Er weiß, wie man riesige Budgets richtig einsetzt und scheut sich nicht sich seine Zeit zu nehmen. "Avatar" sieht man das in jeder Pore an.

Fazit: technisch und visuell ein einwandfreier Kinomeilenstein, der immer wieder überwältigt und fesselt. Da nimmt man die im Kern recht altbekannte Story in Kauf. Pandora ist immer eine Reise wert. Vielleicht nicht der beste Film aller Zeiten, passend zu seinem Einspielergebnis, aber dennoch ein monumentales Sci-Fi-Abenteuer das man nie vergisst und das Weichen gestellt hat. Monumental!

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