Regisseur James Cameron (Terminator, The Abyss) kann niemand das Wasser reichen, er kann sich nur noch selbst übertreffen. Mit "Avatar - Aufbruch nach Pandora" ist ihm dies gelungen, er schlägt seinen eigenen Kassenknüller "Titanic", den bis dato erfolgreichsten Film aller Zeiten. Unglaubliche 237 Millionen Dollar kostete diese Effektorgie, welche Cameron größtenteils sogar aus eigener Tasche bezahlte, zusammen mit US- Produzent Jon Landau (Titanic, Solaris). Hinzu kommen gigantische Marketingkosten, doch "Avatar" knackte die zwei Milliarden Marke und somit ist es nur eine Frage der Zeit, bis Cameron ein Sequel hinterherwirft. Geplant war es von Anfang an, schon Mitte der 90er Jahre kam Cameron die Idee zu "Avatar" und eigentlich arbeitete er schon seit dort kontinuirlich an der Umsetzung. Herausgekommen ist ein zum Großteil animiertes Sci-Fi-Abenteuer, knappe 40 % sind real gedrehte Szenen.
Da sein Bruder ums Leben kam, muss der im Rollstuhl sitzende Ex-Marine Jake Sully (Sam Worthington) an einem wissenschaftlichen Projekt teilnehmen unter Dr. Grace Augustin (Sigourney Weaver). Er fliegt zum Planeten Pandora, wo man einen wertvollen Rohstoff vermutet. Doch genau dort leben seit Urzeiten die Na´vi, die Bewohner von Pandora. Doch Grace ist es gelungen sogenannte Avatare zu klonen, die sich mit dem menschlichen Gehirn vernetzen lassen. So kann Jake sich als Avatar auf Pandora bewegen, seine Querschnitzlähmung spielt keine Rolle dabei. Und tatsächlich gelingt es ihm Kontakt zu den Na´vi aufzunehmen, er wird nach langer Bewährungsprobe sogar in ihren Stamm aufgenommen und verliebt sich in Prinzessin Neytiri (Zoe Saldana). Doch Colonel Miles Quaritch (Stephen Lang) ist das Warten leid und beginnt die Na´vi anzugreifen, Sully muss sich für eine Seite entscheiden.
Storytechnisch ist "Avatar" kein Knaller, letztenendes geht es um den wertvollen Rohstoff Unobtanium, den sich Geldsack Parker Selfridge (Giovanni Ribisi) unter den Nagel reißen will. Dafür hat er einerseits den stets gewaltbereiten Colonel Quaritch und das Programm von Dr. Augustin, welche eine friedlichere Lösung vorzieht. So soll Jake das vertrauen der Na´vi gewinnen, um sie zum Umsiedeln zu bewegen. Cameron lässt sich meist Zeit für eine ausführliche Einleitung, denn seine Charaktere sollen nicht zu kurz kommen. Doch den Reiz hier, machen die zahlreichen Schauwerte aus. Hier wurden keine Kosten gescheut, auch wenn echte Sets rar sind. Trotzdem kommt man aus dem Staunen nicht mehr heraus und besonders die Avatare sind erstaunlich gut animiert. Die Latte für CGI-Effekte ist hiermit höher gelegt worden, doch es gibt Szenen, da fühlt man sich eher wie in einem PC-Spiel. Auch sollte man ein wenig Geduld mitbringen, denn ausser einem bombastischen Finale hat "Avatar" kaum Action zu bieten. so muss sich Sully als Avatar zweier Tierangriffe erwehren, bevor er auf Neytiri trifft und sich als Krieger beweisen. Ihm steht ein hartes Training bevor, welches aus dem Lernen der Sprache, Spuren Lesen, Jagen, Drachen bändigen und in schwindelerregenden Höhen herumklettern besteht. Hierfür geht mehr als die erste Halbzeit flöten, während man der Lovestory zwischen Jake und Neytiri eher wenig Aufmerksamkeit schenkt.
Natürlich findet Jake immer mehr Gefallen an den Na´vi und auch die Liebe zu Neytiri ist es, warum er sich gegen seine eigenen Leute stellt, doch er ist damit nicht allein und erhält Hilfe von ein paar Freunden. Ohne Überraschungen steuert Cameron auf ein langes Finale zu, kurz davor wird Jake jedoch von den Na´vi verstoßen, weil er ihnen seine wahren Absichten offenbart. Trotzdem bleibt er auf ihrer Seite um den ungleichen Kampf zu kämpfen. Und nach der üblichen, kitschigen Motivationsrede darf es auch richtig zur Sache gehen. Da treten die Na´vi auf ihren Drachen gegen die Schiffe von Quaritch an. Doch der Kampf findet nicht nur in der Luft, sondern auch am Boden statt und erstaunlicherweise überlebt nicht jeder uns sympathisch gewordene Charakter. Mit Pfeil und Bogen geht es dann quasi gegen Bomben und Maschinengewehre, auf jeden Fall ist diese finale Schlacht eine reine Augenweide, wobei der positive Ausgang voraus programmiert ist. Auch über die Darsteller ist es ein wenig schwierig, sich eine Meinung zu bilden, viele treten nur als Avatare auf. Auf jeden Fall kann Stephen Lang (Fire Down Below, Public Enemies) als fieser Colonel Quaritch überzeugen, Michelle Rodriguez (Machete, The Breed) als Pilotin und Giovanni Ribisi als Geldsack Selfridge, der immerhin ein Gewissen hat.
"Avatar" wartet mit gigantischen Schauwerten und einer wahren Effektorgie auf den Zuschauer, die Story ist höchstens solide der Actionanteil sogar schwach. Manchmal ist er sogar langatmig, obwohl nebst toller Darstellerleistungen und großer Gefühle viele Elemente gelungen sind. Ich bin kein Freund animierter Filme, doch einen Wow-Effekt hat "Avatar" bei mir trotzdem ausgelöst und dieser Technik wird auch die Zukunft gehören. Trotzdem kein Kracher, eher actionarmes Popcornkino.