Nachdem der Film schon Ende 2009 in die Kinos kam, hab ich mich nun nach über drei Monaten bundesweitem endlos Dauerreplay auch einmal in selbiges gewagt, um mir mein eigenes Bild von diesem Megablockbuster machen zu können. Meinungen zum Thema gab es in Presse und im Bekanntenkreis zahlreiche, aber die eigene zählt bekanntlich noch am meisten. Die Vorstellung fand natürlich in 3D statt, versteht sich eigentlich von selbst. Und was soll ich sagen? Enttäuscht wurde ich...mitnichten.
Denn dieser Film ist genial. Und dabei so erschreckend simpel. Obwohl er mit opulenten Bildern nur so um sich wirft. Und das alles in der genialen 3D-Umsetzung - einfach fantastisch. Ein Erlebnis, welches ich mir im Heimkino nicht wirklich vorstellen kann. Ich lasse mich da aber gerne eines besseren belehren. Nur eines steht für mich schon jetzt fest - dieser Film ist definitiv für den Kinosaal gemacht. Und da sollte man ihn sich auch zumindest in der Premiere anschauen.
Lassen wir die Story erst einmal links liegen und befassen uns nur mit den Bildern. Diese sind wie bereits erwähnt mehr als fantastisch. Tolle Effekte, eine grandiose Landschaft, phantasievolle "Ungeheuer", die Pandoras Flora und Fauna beherrschen, dazu das Volk der Na´vi, welches ich persönlich in seiner Darstellung für absolut gelungen halte. Tolle Wesen, mit denen man im Verlauf der Geschichte mitfiebert und mitleidet.
Aber auch der "menschliche Faktor" wird imposant in Szene gesetzt: Die "Hubschrauber" erinnern zwar entfernt an die Shuttles der Sulaco aus "Aliens", aber da auch dieses Meisterwerk von James Cameron erschaffen wurde, sollte dies eher als Reminiszens denn als Einfallslosigkeit verstanden werden. Gilt im übrigen für alle technischen Gerätschaften, die hier aufgeboten werden. Auch die größeren Flugmaschinen und die "Robosuits" erinnern stark an seine vorherigen Werke.
Die Kampfszenen sind atemberaubend, hier spielt Cameron sein ganzes Repertoire aus und zeigt uns allen, wo der Bartel den Most holt. Da wird im wahrsten Sinne des Wortes ordentlich Kleinholz gemacht. Realistisch und erschreckend, man leidet förmlich mit, wenn zig Bombenhagel dieser wunderschönen Natur den Garaus machen. Die Kämpfe sind eindrucksvoll und zeigen einmal mehr, wie es derzeit um den Stand der Technik bestellt ist.
Die Story von "Avatar" ist wie schon erwähnt recht simpel. Zusammengefasst geht es um die Menschen, die ihre eigene Welt an den Rande der Zerstörung gebracht haben und nun nach Alternativen Ausschau halten. Der erdähnliche Mond "Pandora" liefert diese mögliche Alternative in Form eines im Boden befindlichen Rohstoffes, den es zu bergen gilt, da dieser einen exorbitanten Wert darstellt, der dem Finder Reichtum und Macht verspricht. Dumm nur, dass gerade über dem größten Vorkommen dieses Rohstoffes die Na´vi in ihrem Riesenbaum hausen. Die müssen da natürlich weg, wenn nötig mit Gewalt. Dies gab es schon oft in der Geschichte der Menschheit und damit auch in der Geschichte des Films, demnach eigentlich auch kein neuer Stoff. Dennoch immer wieder aktuell und daher kaum als ersthafte Kritik anzubringen, denn der Mensch als solcher hat sich seit der Kolonialzeit in dieser Frage nicht wirklich weiterentwickelt, gerade wenn es um wirtschaftliche Interessen geht - da zählt dann immer noch die Maxime "Auge um Auge, Zahn um Zahn".
Der querschnittgelähmte Marine Jake Sully wird mithilfe eines Avatars als Na´vi in deren Gesellschaft eingeschleust, um mehr über dieses seltsame Volk zu erfahren. Letztlich soll er dafür Sorge tragen, dass das Volk auch ohne Waffengewalt seinen Baum verlässt - für die Menschen eine bequeme und saubere Lösung. Plan B wäre die Vertreibung mit Waffengewalt, auf die es letztlich hinausläuft, da die Na´vi ihre Heimat nicht freiwillig verlassen. Sully wird immer mehr in das Leben und das Handeln der Na´vi eingeführt und merkt recht schnell, dass es sich hierbei um eine wunderbare Kultur handelt, die im Einklang mit der Natur lebt. Er ist fasziniert vom Leben der Na´vi, von den Möglichkeiten, die ihm sein Avatar gibt (Sully, als Mensch querschnittgelähmt, besitzt als Na´vi keinerlei körperliche Beeinträchtigung), und er ist fasziniert von der einen Na´vi-Frau, die ihn anfangs rettet, ihm aber misstraut, dann als "den Auserwählten" erkennt und schließlich in die Welt der Na´vi einführt. Es entwicklet sich eine zarte Liebe, die Sullys Entschluss bestätigt, dass es sich hierbei um das "wahre" Leben handelt und der Mensch als Eroberer und Zerstörer dieser wunderbaren Welt mit aller Macht davon abgebracht und aufgehalten werden muss. Ein Unterfangen, dass anfangs aussichtslos erscheint, da hier mit Pfeil und Bogen gegen modernstes militärisches Kriegsgerät gekämpft wird...
Der Plot ist nicht neu, filmisch so oder so ähnlich schon mehrfach umgesetzt, aber ich wage zu behaupten, dass es noch kein anderer Film geschafft hat, dies in dieser atemberaubenden Art und Weise zu tun. Man muss sich natürlich auch auf dieses Abenteuer einlassen und sollte inhaltlich nicht zu viel erwarten. Die Message ist indes eindeutig. Hier wird das ausbeutende Wesen der Menschen kritisiert, die immer nur auf den eigenen Profit bedacht sind und dafür auch ganz gerne mal über Leichen gehen - nicht nur metaphorisch gesprochen. Klar wird hier ein sehr starkes schwarz-weiß Bild gezeichnet - hier der Mensch als böser Schlächter und rücksichtsloser Eroberer, dort die Na´vi als herzensgute Naturburschen, die sich einer übermächtigen Armee in den Weg stellen müssen, um ihre Welt und damit ihr Leben zu retten. Aber der Film funktioniert, weil es auch hier Charaktere gibt, die diese Grenzen sprengen - allen voran natürlich Jake Sully, der den größten sprichwörtlichen Wandel durchlebt. Aber auch die Pilotin Trudy, die stellvertretend für die Menschen steht, die nicht einfach den Befehlen irrsinniger Militärs folgen, ohne auch nur ein einziges Mal selber nachzudenken, ob dieses Tun und Handeln tatsächlich so in Ordnung geht. Letztlich braucht ein solcher Film aber auch ein klares Feindbild, und dieses liefert uns Cameron in Person von Col. Miles Quaritch, welcher den personifizierten "Drecksack" in Reinkultur zelebrieren darf.
Lange Rede, kurzer Sinn: Für mich persönlich zählt "Avatar" zu den Highlights des Hollywood-Kinos der letzten Jahre. James Cameron hat hier eine Welt erschaffen, die einzigartig und wunderschön ist, die ein Volk beherbergt, von dem man gerne mehr sehen, mehr erfahren will. Ob die geplante Trilogie dabei der Weisheit letzter Schluss ist, kann ich (noch) nicht beurteilen. Vielen Sequels fehlt oft die Seele, die das Erstlingswerk inne hatte. Aber gerade auf diesem Gebiet muss man Cameron gewähren lassen - hat er doch schließlich mit "Aliens" und "Terminator 2" seine Genialität bei Fortsetzungen etablierter Movies unlängst unter Beweis gestellt. Ich jedenfalls würde eine ähnlich atemberaubende Rückkehr nach Pandora sehr begrüssen.