Review

Avatar - Aufbruch nach Pandora. Nun, wer sich den im Vorfeld viel beschworenen Aufbruch in ein neues Kinozeitalter erhofft hat, also mit einem Werk gerechnet hat, dass rein technisch betrachtet revolutionär ist, mag seine Erwartungen erfüllt sehen. Wer nun allerdings meint, dass sich daraus automatisch ein positives Urteil über den Film als ganzen ableiten lässt, der irrt gewaltig. Große Kunst entsteht da wo Form und Inhalt eine gelungene Verbindung eingehen. Die völlige Vernachlässigung einer Seite zugunsten der anderen kann jedoch keinesfalls zu einem runden Ergebnis führen.

Avatar bietet insgesamt so viel Angriffsfläche, dass es kaum zu glauben ist, dass er so irre erfolgreich geworden ist. Schon rein ästhetisch kann man den Film durchaus sehr schlecht finden. Blaue Wesen mit gelben Augen in einer, in den nächtlichen Szenen, LSD-illuminierten Welt voller anderer hässlichen Monster und altbekannter Unsinnskreaturen die die Mythenwelt so hergibt. Das wäre alles noch zu verzeihen, wenn der Film eine gute Story hätte.

Der Film bietet inhaltlich jedoch nicht viel mehr als eine wüst zusammengeklaubte wirre Mischung aus "Der mit dem Wolf tanzt", "Pocahontas" und James Camerons eigenen Film "Abyss". Ein Plot, der in etwa so flach und vorhersehbar ist wie eine Folge Schwarzwaldklinik, schwache Dialoge und bestenfalls als medioker zu bezeichnende Darstellerleistungen.

Dies ist jedoch nicht nur ein Problem der schwach agierenden Darsteller, sondern vor allem auch der Drehbuchschreiber: die Charaktere sind derart eindimensional und holzschnittartig angelegt, dass es wirklich weh tut. Was treibt eine Figur an? Wenn sie eine Wandlung durchmacht, durch was wird diese motiviert? In "Avatar" braucht man sich mit derartigen Fragen gar nicht lange aufzuhalten. Es ist den Verantwortlichen dieses Films wichtiger den Helden lang und breit auf einem Monsterdrachen reitend zu zeigen, als dessen langsame Gesinnungs-Wandlung einigermaßen adäquat zu erklären. Der Moment des innerlichen Umbruchs vom Soldaten zum Freund der Alien-Ureinwohner erscheint völlig willkürlich und plötzlich und dennoch völlig vorhersehbar, weil Filme dieser Art immer so gestrickt sind.

Eine Prise Kritik am Menschen, der die Natur ausbeutet und alles vernichtet was er nicht kennt. Am Ende gewinnt das Gute, also die Aliens und die Menschen müssen den verdienten Abgang machen, sodass das gute Naturvolk wieder selig in seinem perfekten Gleichgewicht mit seiner quitschbunten, wunderschönen Welt leben kann.  Es trieft nur so von Pathos. Ja ja, mein Gott. Das der Mensch insgesamt ein fragwürdige Gattung ist würde ich nie bestreiten, das möchte ich mir jedoch nicht von einem 500-Millionen-Dollar-Kommerzfilm aus den USundfuckingA erzählen lassen. 

Was mir desweiteren äußerst übel aufstößt ist der billige, nicht zu übersehende zum Himmel stinkende esoterische Touch, der diesen Film nicht durchweht, sondern durchstürmt. Was diese Ureinwohner des von den Menschen bedrohten Planeten von den Autoren für Sätze in den Mund gelegt bekommen haben ist kaum auszuhalten. Auch der Soundtrack des Films hört sich ganz penetrant nach dem an, was man in einem dieser typischen Esoterik-Ramsch-Läden für Buttermilch-liebende angegraute leicht beknackte Über-50-jährige an Musik zu hören bekommt. Schlichtweg grauenhaft.

Ein weiterer schwerer Vorwurf der dem Film zu machen ist, besteht in dem Umstand, dass er aus dem eigentlich sehr spannenden und titelgebenden Thema des "Avatars", also des künstlichen von jemand anders gesteuerten Körpers nichts aber auch rein gar nichts macht. Was hätte das hergegeben, psychologisch und dramaturgisch?

Was die 3D-Effekte angeht muss gesagt werden, das die dritte Dimension des Films in den Szenen, die nicht rein synthetisch aus dem Rechner kommen, sondern real gedreht wurden um ein wesentliches plastischer ist. Dennoch gestehe ich zu, dass die 3D-Technik dieses Films sehr beeindruckend war und überzeugender als vieles was man in der Vergangenheit aus dem Computer gesehen hat. Wenn das was "Avatar" bietet aber wirklich das Kino der Zukunft ist, dann auweia, denn dann geht das Medium Film wieder dahin zurück, wo es herkommt: zum Spektakel, zum Jahrmarkt. Eine gute Technik macht noch lange keinen guten Film und "Avatar" ist keiner.

Mit Wohlwollen 4/10 Punkten, allein der (nicht ganz abzusprechenden) Schauwerte und der Anerkennung der  großen technischen Verdienste wegen. Mehr ist nicht drin.

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