Ja, da ist sie nun. Meine erste Kritik nach langer Zeit des Lesens auf dieser Seite. Was wäre da willkommener als ein aufsehenerregender Blockbuster von einem Meisterregisseur wie James Cameron?
Nachdem ich gestern diesen Film in 3D erlebt habe, würde ich behaupten, dass das eine schlechte Wahl von mir war. Meine Erwartungen waren schon recht hoch, obwohl mich die computerspielhaften Szenen im Trailer eher nicht eingeladen haben. Nun kann man ja oft erleben, dass es im Kino noch mal eine ganz andere Sache wird. Auch diese Hoffnung musste ich fahren lassen.
Meiner Ansicht nach handelt es sich bei Avatar um einen wahrlich schlechten Film. Wie viele (Schema F) Schablonen für Darsteller und Geschichte angelegt wurden, konnte ich nach kurzer Zeit kaum mehr zählen.
Die schauspielerischen Leistungen waren vernachlässigenswert, und auch wenn man Sigourney Weaver kaum Talentlosigkeit vorwerfen kann, blieb sie so blass wie die meisten anderen "Statisten". Sie in Kritiken immer wieder hervorzuheben, ist meines Erachtens nach total überflüssig. Sie hat einen Kult-Bonus, und den sicher zu Recht. Das wars!
Tatsächlich gefallen hat mir nur der Hauptdarsteller Sam Worthington, welcher sich mit diesem teuren Debakel sicher trotzdem einen Gefallen getan hat. Aber auch er hatte in dieser Bilderflut weniger eine Haupt- als vielmehr eine weitere Statistenrolle.
Zudem hat sich Cameron so sehr bei seinen eigenen Meisterleistungen bedient, wie selten ein Regisseur zuvor. Es gibt ein Wiedersehen mit dem Kampf/Transport-Roboter aus Aliens, dem fiesen konzernhörigen Lakai, welcher mit aller Skrupellosigkeit und unvorstellbar wenig Wissen um seine Pandora-Umwelt ausgestattet wurde. Naja, in Aliens durfte dieser wenigstens noch als Futter fungieren. Der Typ sollte wohl die gewünschte ärgerliche Emotion beim Publikum auslösen, wie es auch bei Aliens der Fall war. Mich hat er geärgert weil er einfach (wieder) da war.
Den reaktionären Oberbösen hat man mit allen verbalen und optischen Klischees ausgerüstet, welche dem "Drehbuchteam" bekannt waren. Wenn es noch nicht mal eine rudimentäre Befriedigung verschafft, wenn dieser Typ dann weggeputzt wird, dann stimmt was nicht. Vielleicht hätte die eine oder andere sympathische Seite am Charakter auch Emotionen bei mir ausgelöst. So war ich bloß froh, als der Ledernacken nicht mehr nervte.
So als Randnotitz: Der Typ ist aus Small Soldiers entliehen. Die Figur hat dort bloß mehr Mimik, und war auch sonst finsterer.
Das diese Ledernacken insgesamt überhaupt so lange überlebt haben, ist mir auch ein Rätsel. Mit nur schwach gepanzerten Rüstungen und freien Oberarmen liefen diese in einer, als überaus gefährlich bezeichneten Welt herum, die vor Raubtieren und Giftpfeilen nur so strotzte. Is klar… Selbst eine mittelalterliche Ritterrüstung bietet da mehr Schutz.
Die Bewaffnung der Soldaten muss ich wohl auch als lauen Scherz bezeichnen. Zum großen Teil kommen gegen die teils sehr starken Gegner konventionellste Waffen zum Einsatz. Und das 200 Jahre in der Zukunft. Die Palette mit dem Sprengstoff, die per Luftschiff abgeworfen werden sollte, war auch so´n Ding. Was diese letztendlich anrichtete, haben (leider) auch schon Bomben im letzten Weltkrieg geschafft.
Okayokay, es ist ein Fantasy-Film, aber dafür muss ich doch nicht zwingend jeden Bereich meiner Birne abschalten. Das war in Herr der Ringe doch auch nicht so.Auf die Filmmusik möchte ich gar nicht weiter eingehen, da auch diese aus den eigenen Filmen kopiert und variiert wurde. Nicht der Rede wert also.
Und nun zu dem, was viele Kritiker wohl Höchstpunktzahlen für den gesamten Film abgerungen hat. Die Optik!
Die Optik ist wirklich beeindruckend. Die Welt um die Pandora-Indianer lebt, atmet und hält viele Überraschungen bereit, sodass in der ersten halben Stunde mehrfach der Kiefer nach unten sackt. Ist der allerdings mal wieder oben, verursacht er bei mir nur noch Zähneknirschen. Ständig ist alles bunt, es leuchtet auf Schritt und Tritt in lila, rot und blau, dass es die Diddlmaus schüttelt. Ehemalige Drogensüchtige würden das wohl irgendwann als Flashback bezeichnen.
Die „Indianer“, welche wohl die absoluten Hauptdarsteller sind, haben eine Mimik, welche teilweise an einen Botox-Unfall erinnert. Oder eben an ein Computerspiel, wie so Vieles auf Pandora. Meist lächeln sie wie die Honigkuchenpferde, aber zwischendurch fletschen sie auch mal die Zähne, um ihre Emotionen unzweifelhaft zu zeigen.
Auch hier versuche ich objektiv zu sagen, dass meine Katze das wesentlich beeindruckender hinbekommt. Sicher das einzige ernstzunehmende Raubtier, welches ich am gestrigen Tag zu sehen bekam.
Natürlich, der Film ist ab 12, und es wird auch wirklich alles dafür getan, dass er diese Freigabe verdient. Die Kohle der Kiddis soll ja schließlich fließen!
Auf die Geschichte möchte ich auch nicht viel weiter eingehen. Ich habe jedenfalls keine bemerkenswerte Geschichte entdeckt.
Menschen wollen teures Mineral, Indianer sitzen mit der Kiste drauf, also schleusen wir mal 3 Monate einen ambivalenten Menschen ein, der sie studiert und darüberhinaus immer alles schafft, was die Einheimischen nur unter Einsatz ihres Lebens über Jahre lernen und schaffen. Der Mensch mag die Einheimischen natürlich dann, und setzt sich für eine friedliche Lösung ein. Mögen die anderen Menschen aber nicht, also bomben wir den Ureinwohnern einfach alles locker unter der Fott weg, und hoffen mal, dass sie sich nicht zu sehr aufregen.
Und man ahnt es: Jetzt muss Action her, und die kommt auch sehr spektakulär rüber. Trotzdem alles schon mal gesehen, und sehr blutarm (im wahrsten Sinne des Wortes).
Mein persönliches Fazit:
Gänsehaut verursachte bei mir nur die blöde Klimaanlage in dem Kino. Die Tricks sind beeindruckend, eine Geschichte nicht vorhanden, und Schauspieler wären nicht notwendig gewesen. Style over Substance in seiner brutalsten Form. Dabei wollte ich eigentlich in Alvin und die Chipmunks…4/10 Punkten für die Optik und den Hauptdarsteller. Mehr kann und will ich nicht geben.