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Ähnlich wie Jackie Chan, der - einmal in die Position mit Mitspracherecht gelangt - sich sehr sorgfältig aussuchte, in was für Filmen unter welcher Regie er mitwirkte, so tat auch Freund und Kollege Sammo Hung gut daran, in den 80ern immer ein Auge darauf zu werfen, unter wem er agierte. Damals konnte er sich das auch noch leisten; war er doch gerade auf der Spitze der Karriere angelangt.
Hung, der sich in der Epoche eh mehr in eigenen Regiearbeiten verdient machte und weniger häufig auf fremde Hilfe zurückgriff, nutzte dabei immer Filmemacher, die auch seinem Stil entsprachen oder sich zumindest für genau diese Arbeit derartig anpassen konnten. Verstärkt zumeist durch die Überwachung der hauseigenen Bo Ho Films Co., Ltd. oder sonstiger Produzententätigkeiten entstanden in der Epoche zahlreiche Filme, bei denen er zwar nicht unbedingt Regie geführt hat und manchmal auch nicht vor der Kamera vertreten war, aber die genau im Sammo Hung – Stil funktionierten. Sprich viel Action und Humor im stetigen Wechsel; Kurzweil ohne grossartiger, aber dennoch dafür funktionierender Geschichte, Starbesetzung mit oft wiederkehrenden Nebendarstellern, viele Cameos und einfach eine gewisse Kollektivität unter den Endprodukten. Dazu gehören zum Beispiel Joe Cheungs Rosa [ 1986 ], Eric Tsangs Lucky Stars go Places [ 1986 ], Billy Chans License to Steal [ 1990 ], Lau Kar Wings Skinny Tiger & Fatty Dragon [ 1990 ] und die ganzen Pom Pom Filme.
Dasselbe Prinzip gilt auch für Where‘s Officer Tuba ?, der unter Ricky Lau und Philip Chan gedreht wurde und bis heute unter dem Hungschen Ausstoss leider etwas untergegangen ist. Dies ändert sich aber gewiss, sobald sich seine Klasse weiter herumspricht.

Officer Tuba ist natürlich Sammo Hung, der weder richtig für den wahren Polizeidienst geeignet ist noch irgendwelche Ambitionen dazu hat, und deswegen ganz froh sein kann, nur bei der lokalen Marschkapelle spielen zu müssen. Erstmal sind auch alle seine Freunde [ u.a. Wu Fung, Stanley Fung, Paul Chun Pui ] dort angestellt und zweitens wird man beim Musizieren seltener erschossen als im Aussendienst.
Tuba ist auch ausserhalb des Jobs eher ein tollpatschiger Hasenfuss. Etwas verstockt – schüchtern raubt ihm eine heimliche Romanze mit der Supermarktmanagerin Joanne [ Joey Wong ] schnell die richtigen Worte und macht er durch Ungeschicklichkeit und leicht naiven Spieldrang selbst einfachste Dinge komplizierter als sie es sind.
Dennoch könnte sein Leben weiter ganz harmlos ablaufen, wenn nicht Sergeant Rambo Chow [ David Chiang ] unbedingt für eine überwachte Geldübergabe jemanden benötigt, der zwar Polizist ist, aber überhaupt nicht so aussieht. Tuba.

Die grundlegende Story führt wie so oft in den 80ern auf den Autor Barry Wong zurück, der scheinbar jede erfolgreiche Actionkomödie der Dekade geschrieben hat und dem die Ideen aufgrund einer stetig flinken Anordnung auch nie ausgingen. Wong war der Materiallieferant für die zeitgenössischen Chan und Hung - Klassiker ebenso wie für Yes, Madam, Righting Wrongs, She Shoots Straight, Outlaw Brothers, Fight Back To School, Operation Scorpio, Hard Boiled und Fun & Fury und damit natürlich komplett verantwortlich für die rein inhaltliche Thematik; das mit entscheidende Merkmal aller dieser Filme und auch des Zuspruches durch das Publikum. Man konnte sichergehen, was man geboten bekommt und das es einem auch zusagt. Die Regietätigkeit war dann sicherlich nicht immer das Schwerste im ganzen Ablauf; die Umsetzung verlangte oftmals weniger Fingerspitzengefühl, denn das richtige Timing, eine gewisse Lockerheit und bestimmt auch Spass bei der Sache.

Die beiden Regisseure bringen mitsamt dem eingespielten Team die erforderlichen Fähigkeiten mit und verlegen sich dann auch ganz schnell auf viel Tempo; im Fliegenden Start kracht sofort Jemand durch ein Fenster im 2ten Stock auf die Strasse. Eine Verfolgungsjagd zu Fuss schliesst sich ebenso an wie ein sicherlich nicht ungefährlicher Sprung durch eine zerschossene Windschutzscheibe in ein anfahrendes Auto hinein; optimaler kann man eine Handlung kaum ins Rollen bringen. Die nötigen Figuren für den Plot werden ebenso fix vorgestellt; die Meisten kennt man sowieso aus anderen Filmen und weiss dementsprechend auch ohne Charakterisierung samt Biographie, welche Funktion sie hier innehaben.
Ausserdem werden auch bei den Schauplätze Konstanten gesetzt und diese stark eingegrenzt; Tubas Wohnung, der Supermarkt und das Polizeirevier bilden den geographisch gleichschenkligen Rahmen, der dann interdisziplinär auch die drei Storyelemente auffasst:

- Tubas beginnende Romanze mit Joanne und seine Schwierigkeiten mit den Schwiegereltern in spe.
- Die Tatsache, dass Sergeant Chow nach einem missglückten Einsatz als Geist zurückkehrt, von Tuba das Versprechen eingelöst haben will, seinen Tod zu rächen und ihn deswegen terrorisiert. [ Siehe auch Stephen Chows Look Out, Officer! ]
- Die Jagd auf die Erpresser.

Privat – und Berufsleben gehen dabei ohne Stolperstein und Halteschild ineinander über und sorgen dafür, dass man beim Erzählen überhaupt nicht ins Stocken kommt. Tuba kreuzt auf späteren Streifendiensten immer wieder mal den Supermarkt; ausserdem wohnt sein nunmehr zugeteilter Partner Cheung [ Jacky Cheung in seinem Debüt ] auch in der gleichen Behausung.

Das Drehbuch weist wie so oft eine Unterteilung in Sketchen statt in einer sich permanent steigernden Fortführung auf; die Beachtung liegt auf dem Gelingen im Moment und den lückenlosen Übergang zum nächsten Schwank. Traditioneller Slapstick wird dabei grossgeschrieben; viel Grimassen, Körperkomik, Verkleiden als Frau, Torte ins Gesicht als nonverbale Pointen zusätzlich zum absurden Wortwitz. Ballast dazwischen entsteht nicht; allerdings gewinnen Nebensächlichkeiten einer Szene in der folgenden schon mal an Bedeutung und werden derartig mitge“schleppt“. Dabei ergibt sich eine sehr angenehme Form der unterhaltenden Spannung; man kann in einigen Augenblicken das Geschehen voraussehen und sich entweder genüsslich darauf einlassen oder sogar in noch besserer Manier überrascht werden. Im Film funktioniert das Hervorbringen der Lacher sowieso auf eine sehr amüsante, sorglos – ungezwungene Art; wenn mal einer der Witze daneben geht, ist es nicht weiter schlimm, da es dann zumindest Bewandtnis für die Geschichte an sich hatte und sie auf gewisse Art weiterbringt. Ausserdem treffen die Meisten sowieso ins Ziel und dann auch noch so unbeschwert und oft auf primitive Art genial, dass man sie gleich doppelt und dreifach geniessen kann.
Die fehlende Anstrengung dabei ist das eigentliche Merkmal der Inszenierung; man hat auch ebensowenig Mühe, mit den Charakteren und ihren Situationen zu sympathisieren. Das heimische Gefühl stellt sich schnell ein.

Manchmal braucht man dieses Wohlwollen für die Macher und ihre Neckereien aber auch, denn wie ebenso üblich sind auch einige politisch nicht wirklich korrekte Einzelheiten aufzufinden; an denen man sich dann unbewusst zwar immer noch stört, aber sie sicherlich besser aufnimmt als in einer ständig unangenehmen Umgebung. Auch die knappen, aber durchaus detailreichen Gewaltszenen gehören normalerweise nicht in einen sonst kindlich – naiven Schabernack; die Actionfraktion bekommt zwischendurch einige Happen und am Ende die erwartet volle Breitseite angeboten. Wie in unbeachteter Selbstverständlichkeit werden einige groteske Stunts eingeworfen und sich dann auf einer Fähre bzw. einem Obstmarkt abreagiert; trotz Weniger an Quantität kommen die Hardcore Afficiandos voll auf ihre Kosten. Spätestens wenn Superkicker Hwang Jang Lee mit seinen Künsten loslegt bleibt kein Auge mehr trocken; da fällt auch gar nicht mehr auf, dass ein Yuen Wah überhaupt nichts zu tun bekommt und noch nicht einmal seinen patentierten Schnurrbart tragen darf.

Hier war alles eben noch besser; auch wenn die Phrase abgedroschen sein dürfte, so bleibt doch ein wehmütiges Zurückdenken an die glorreichen Zeiten des HK Kinos nicht aus. Die Produktionsfirma D & B Films Co. existiert nicht mehr, der Autor ist verstorben, der Grossteil des Casts hat sich in den verdienten Ruhestand begeben und die wenigen Übriggebliebenen liefern seit Jahren nicht mehr das ab, wozu sie einst imstande waren. Die Zeit kann man nicht zurückdrehen, aber sich für 90min da noch einmal hinversetzen schon. Where‘s Officer Tuba ? bietet den perfekten Hintergrund dafür.

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