TOKYO FIST erzählt die Geschichte eines klein karierten, Stifteset in der Brusttasche tragenden Versicherungsvertreters und Seitenscheiteltypen, welcher aber, nachdem ihm ein einstiger Schulkamerad sein Weib ausgespannt hat, keinen Bock mehr auf sein „unbedeutendes Zahnrad in der Gesellschaft“-Dasein hat und aus diesem Grund das Boxen erlernt. R U ready 2 rumble?
TOKYO FIST stinkt bereits von Minute 1 an wie Sau nach „Tetsuo“, sprich nach inhaltslosem, gehirnverbrühtem Cyber-Punk, ergo japanischem Experimentalkino. Obskure Perspektiven, überdrehte darstellerische Leistungen, mannigfaltige Masken und FX, viel Wahnsinn und Realitätsferne, viele düstere Posen…, insgesamt: eine schaurige und pessimistische Zukunftsvision. Kennern der Materie werden die Ähnlichkeiten sofort aufstoßen…
Und, siehe da, er stammt tatsächlich aus der Feder von „Tetuo“-und "Hiruko"-Macher Tsukamoto.
Im Gegensatz zu besagtem Weirdo-Klassiker, welcher im Grunde genommen kaum mehr als „Film“ zu identifizieren war, ist TOKYO FIST aber zumindest mit so etwas ähnlichem wie Handlung ausgestattet und, zur Erfreunis meiner einer, sogar mit einer, die einigermaßen nachzuvollziehen ist.
Aufgegriffen wird die bekannte Thematik des in einer kargen, grauen und unmenschlichen Großstadtkulisse voller Grabstein- oder Mahnmal-ähnlicher Hochhausfassaden in seinem Arbeitsalltag vor sich hin vegetierenden Einzelgänger/Außenseitertyps, der dem System zu entkommen versucht, indem er es untergräbt.
All dies wurde wirklich gelungen und meist auch irre bildgewaltig in Szene gesetzt, das triste Großstadt-Feeling und der Wahnsinn schwappen gut rüber und man fühlt sich während des Kuckens psychisch so zusammengepfercht wie ein Säugling in 'ner Mikrowelle. Mensch und seine maschinelle, rotierende Umwelt werden einerseits ständig in Kontrast gestellt (Hauptdarsteller, der apathisch vor Hochhausschluchten poset oder sich von der Rolltreppe mitschleifen lässt), andererseits kann besonders im weiteren Verlauf des Films, in welchem der Hauptdarsteller zum alles, jeden und sich selbst zerstörenden Killer mutiert, gar keine klare Linie mehr zwischen Mensch und Maschine gezogen werden.
Ferner kommt der Streifen mit teilweise so überzeichneten Gewaltausbrüchen um die Ecke gewankt, dass dagegen die gute, alte Kopf-Zermatsch-Szene aus „Irreversible“ wie sanfte Streicheleinheiten wirken.
Teilweise echt der Hammer, was der Streifen optisch so zu bieten hat…
Aber erinnert uns das nicht an einen anderen sehr bekannten Film, einen Film aus dem Westen? Einen Film über illegale Hinterhof-Kämpfe, über Seife, den Nullpunkt und Jacks grinsende Rache? Ach ja…
Und genau mit dieser thematischen Ähnlichkeit wirbt TOKYO FIST auch und gibt vor, der japanische „Fight Club“ zu sein, mit welchem er aber so ziemlich gar nüschts, null, nada gemein hat.
So, bislang viel geschwafelt und nur wenig gesagt.
TOKYO FIST ist schon als ganz brauchbarer Zeitvertreib und für alle Fans des unkonventionellen asiatischen Kinos auch definitiv als sehenswert einzustufen.
Im Vergleich zu anderen Cyber-Punks (siehe „Tetsuo“) fällt dieser Bastard hier wegen seiner einigermaßen linearen Erzählweise auch relativ benutzerfreundlich aus. Positiv.
Negativ fallen hingegen die etlichen Spannungseinbrüche auf. Ferner ist der Prozess des Reinziehens schon eindeutig als anstrengend oder beschwerlich zu werten.
Mein Fazit trotzdem:
Ein völlig wahnsinniger Höllentrip durch das Inferno der alltäglichen Trivialität und so ungefähr die Splatterfariante von „Wie ein wilder Stier“ mit fernöstlichem Bizarro garniert.
Der nette, kleine Realitätsurlaub für Zwischendurch to keep the Irrsinn alive – scho schee, ey…