Wah (Andy Lau) und Fly (Jacky Cheung) sind Brüder und fristen ihr Dasein als Syndikatsgangster im Hong Konger Scherbenviertel Kowloon. Während Wah sich mit seiner effizienten, kühlen Herangehensweise einen Namen gemacht hat, eifert ihm Fly vergebens nach und schlägt mit seiner respektlosen Art häufig über die Stränge. In diesen harten Alltag platzt Wahs Cousine Ngor (Maggie Cheung) hinein. Anfangs findet sie sich nur schwer in Wahs Welt zurecht, doch nach einer gewissen Zeit bahnt sich zwischen Wah und Ngor eine kleine Romanze an. Die traute Zweisamkeit steht jedoch unter schlechten Sternen; Fly verzweifelt immer mehr an den erdrückenden Zuständen.
Wenn man Wong Kar-Wais spätere Filmchen "In the Mood for Love "und "2046" gesehen hat, könnte man leicht annehmen, dass der romantische Aspekt bei "As Tears Go By" nicht nur überwiegt, sondern auch besser umgesetzt wurde. Irgendwie ist dies aber nicht der Fall, denn die Darstellung von Gangsterszenarien überwiegt doch arg. Das liegt wohl vor allem an der Tatsache, dass es sich bei diesem Film um Kar-Weis Erstlingswerk handelt und er sich in der kaptalistischen Filmwelt Hong Kongs erst noch definieren musste. Glücklicherweise kommen die zahlreichen Szenen mit Kleinkriminellen echt gut rüber. Andy Laus Ausstrahlung ist schon zu dieser Zeit einfach umwerfend, für mich gehört er echt zu den besten Darstellern überhaupt. Natürlich schöpft er noch nicht sein ganzes Talent aus, welches er erst später in unzähligen Produktionen wie "Fulltime Killer " oder auch "House of Flying Daggers " in so unterschiedlicher Art und Weise zur Schau stellt. Mit ihm können auch Darsteller wie Jacky Cheung nicht ganz mithalten, auch wenn sie wirklich überzeugen.
Die emotionalen Auseinandersetzungen zwischen den beiden Brüdern, gerade gegen Ende hin, kaschieren nämlich doch zu großen Teilen die schlechte Einbindung der Lovestory in die Hauptstory. So wird Ngor häufig minutenlang vom Film gemieden; die Gefühle, die zwischen ihr und Wah aufkeimen, kommen vielleicht nicht wirklich zu kurz, trotzdem wird dieses Geschehen arg stiefmütterlich behandelt. Die Chemie zwischen Maggie Cheung und Andy Lau stimmt eigentlich, weshalb der Aufbau Kar-Wais etwas unverständlich ist.
Die Inszenierung hinkt des Weiteren wahren HK-Actionfilmen bisweilen hinterher, vor allem wenn man John Woos Meisterwerke betrachtet. Es handelt sich hier halt wirklich um Kleinkriminelle und keine Übermenschen, die von Chow Yun-Fat verkörpert werden. Dementsprechend gibt es zwar Zeitlupen, aber nur wenige Kamerafahrten und eher abwechslungsarme Perspektiven. Die Zeitlupen sind darüber hinaus auch noch dezent minderwertig. Trotzdem: Insgesamt ist die Inszenierung dem Thema wirklich angemessen und überaus stimmig. Auch die Musik vermag mit urban angehauchten Klängen und situationsangepassten Stücken der Atmosphäre zusätzliche Dichte zu vermitteln.
Somit bleibt ein weit überdurchschnittlicher Film mit einem gehobenen Maß Gewalt, viel Dramatik und einer etwas dürftig integrierten Lovestory. Wie erwähnt, stimmt die Mischung ansonsten aber; der Film zieht einen gerade wegen eines starken Andy Laus in seinen Bann. Und Maggie Cheung ist auch irgendwie süß, wenn auch noch ziemlich unscheinbar.