Die 14-jährige Susie wird von einem Mann in eine Falle gelockt und ermordet. Während ihr trauriger Geist in einer Art Zwischenwelt weiter die Geschehnisse auf der Erde beobachtet, kämpft ihre Familie nach dem unfassbaren Verlust um Zusammenhalt und emotionale Heilung. Der Mörder währenddessen macht sich auf die Suche nach neuen Opfern.
Peter Jacksons Romanverfilmung „In meinem Himmel“ war einer der Filme, die die noch jugendliche Saoirse Ronan als Hollywood-Schauspielerin etablierten und weltbekannt machten. Angesichts ihrer großartigen Leistungen in diversen Filmen seitdem ist das ein echter Glücksfall – der Film selbst jedoch ist weitestgehend eine Enttäuschung.
Das Hauptproblem ist, dass die Story nie in einen richtigen Fluss findet. Der Anfangsteil, in dem die glückliche Bilderbuchfamilie porträtiert wird, nervt mit vielen kitschigen und klischeehaften Momenten. So erzählt die Großmutter (unterfordert von Susan Sarandon verkörpert) Susie von ihrem ersten Kuss und dass dieser eine fantastische Erfahrung gewesen sei und immer der beste geblieben wäre. Anstatt ihr also die Angst einer Jugendlichen vor „Versagen“ beim Entwickeln ihrer emotionalen und sexuellen Reife zu nehmen, setzt sie sie unter enormen Erfolgsdruck und macht ihr ungeheuer schwer zu erreichende Idealvorstellungen. Wie so oft in Hollywood-Kitsch-Filmen wird so ein Verhalten unhinterfragt als romantisch und liebevoll dargestellt. Überhaupt fallen hier die Vorstellungen von Liebe, Romantik, Familienstruktur und Mitmenschlichkeit reichlich konservativ aus: Nach dem Verschwinden der Tochter faselt der Vater davon, dass er für sie alle da sein wird; als ihm das aufgrund der eigenen emotionalen Belastung nicht gelingt, wird das gnadenlos als Versagen dargestellt. Überhaupt geraten die Männerfiguren hier ziemlich klischeehaft, entweder blass und bedeutungslos wie der ermittelnde Cop oder gewaltbereit, unvernünftig und triebgesteuert. Und die Frauen sind großteils damit beschäftigt, belämmert in die Gegend zu schauen und sich um ihre Gefühle und Ängste zu kümmern.
Wenn dann im zweiten Teil die Fantasy-Elemente einsetzen, wird es zusätzlich noch reichlich konfus. Ronan (die neben Stanley Tucci als pädophiler Mörder die einzige eindrückliche und mitreißende Leistung zeigt) wird hier zur passiven Zuschauerin verdammt. Dass sie bis auf wenige kurze Momente keinerlei Eingreifen in die irdischen Ereignisse leisten kann, macht dieses ganze Storykonstrukt reichlich sinnlos. Und so zieht sich die zweite Hälfte immer mehr in die Länge – optisch mitunter beeindruckende, aber auch sehr klischeehafte Einstellungen (bunte Idyllenwelten, durch die Ronan mit anderen Seelen reist, die durchaus gut getrickst sind, aber nicht viel Fantasie, dafür umso mehr Kitsch bereit halten) wechseln mit mal mehr, mal weniger spannenden Sequenzen auf der Erde, wo Susies Schwester sich in Gefahr begibt, um ihren Verdacht gegen den Mörder zu bestätigen. Immer mal wieder gibt es kurze Szenen, die emotional ergreifen können, wenn etwa die anderen jungen Opfer des Mörders gezeigt werden oder Susies Geist klar wird, was sie in ihrem Leben alles verpasst hat. Aber solche Momente werden fast immer durch einen kitschigen Kalenderspruch oder eher dümmliche Auflösungen beendet.
Coming of Age, Verlust, Trauer, Angst, Zorn, gewaltsamer Tod – „In meinem Himmel“ greift große und enorm mitreißende Themen auf, kann aber aufgrund der eigenen Oberflächlichkeit keines davon tiefgründig behandeln. Stattdessen verzettelt er sich in seinem Wunsch, eine überirdische Welt nach dem Tod visuell beeindruckend zu inszenieren (was durchaus gelingt, wie eigentlich nicht anders von Jackson zu erwarten) und gleichzeitig eine emotional berührende, so grausame wie schöne Geschichte zu erzählen. Dass dies nicht gelingt, liegt nicht nur an dem konservativ-oberflächlichen Kitsch und der Unfähigkeit, Fantasy mit Realität zu vermengen, sondern auch an den meist eher blass bleibenden Klischeefiguren. Ein alles erschlagender Kitsch-Soundtrack trägt sein Übriges dazu bei, ebenso wie melodramatisch inszenierte Trauer- und unglaubwürdig gestaltete Spannungsszenen (der Mörder hört von seinem Keller aus das leise Knarren einer Holzdiele im Obergeschoss?). Es bleibt dabei: Saoirse Ronan ist die Entdeckung des Films, und das allein ist eine großer Pluspunkt.