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Mel Gibson spielt einen Polizisten, dessen Tochter vor seinen Augen von einem Unbekannten erschossen wird. Befürchtet er anfangs noch, der Anschlag könne ihm gegolten haben, beginnt er schnell im Mordfall zu ermitteln, wobei er unter Anderem herausfindet, dass seine Tochter radioaktiv verstrahlt war und dass sie sich vor ihrem Ableben einer Gruppe Umweltaktivisten angeschlossen hat. Schnell wird ihm klar, dass seine Tochter, die in einer Atomforschungseinrichtung tätig war, irgendetwas gesehen haben musste, womit sie an die Öffentlichkeit gehen wollte.

Schon in "Braveheart", "Der Patriot" und besonders erbarmungslos in "Mad Max" und "Payback" ging Mel Gibson im Verlauf der letzten drei Dekaden auf diverse Rachefeldzüge, sodass man "Auftrag Rache" im Vorhinein als Plagiat alter Gibson-Filme hätte abharken können, mit denen der gealterte, ehemalige Action-Held nach immerhin sieben Jahren Leinwandabstinenz noch einmal Präsenz zeigen wollte. Doch der Film von Martin Campbell, der unter Anderem die James-Bond-Teile "Goldeneye" und "Casino Royale" sowie den Actionfilm "Vertical Limit" inszenierte, ist mehr als ein vollkommen stereotyper Rache-Thriller, der genauso gut dem 80er-Jahre-Actionkino entlaufen sein könnte.

So wirkt "Auftrag Rache" zumindest über weite Strecken ruhiger und reifer als die übrigen Genrevertreter, zu denen sich in letzter Zeit unter Anderem "96 Hours" gesellte. Das Trauma, das der Vater durch den Tod seiner Tochter durchlebt wird durchaus eindringlich dargestellt, ohne allzu platt oder stereotyp zu wirken, während die Ermittlungen der Polizei und auch die des trauernden Vaters nach und nach in Gang kommen. Dabei wirken die Untersuchungen, die der Vater anstellt, keineswegs wie der Auftakt zu einem Rachefeldzug, vielmehr wird der Fall aufgerollt und der Fokus auf die Hintergründe der Tat gelenkt.

Eben diese Ermittlungen werden von Martin Campbell gelungen umgesetzt und erzeugen durchaus nach und nach eine gespannte, triste Atmosphäre und bauen eine gewisse Dramatik auf. Die dunklen Bilder, die melancholischen Klänge vom "Herr der Ringe"-Komponisten Howard Shore und der unaufgeregte Erzählstil bieten dabei den entsprechenden Rahmen, sodass sich "Auftrag Rache" durchaus zu einem weitestgehend spannenden, sehenswerten Thriller entwickelt. Unterbrochen wird die ruhige Machart dabei lediglich durch die sehr plötzlich, damit aber auch meist sehr überraschend eingestreuten Gewalt-Eruptionen und Action-Szenen, die den Rachefeldzug ebenfalls voranzutreiben vermögen.

Damit ist der Rache-Thriller unterm Strich ein ordentlicher bis guter Film, aber zu einem sehr guten fehlt ihm im Endeffekt noch einiges. So sind die Hintermänner und Ursachen des Mordes, die sich nach und nach herauskristallisieren, unterm Strich solide konstruiert, aber doch so simpel, dass sich die Auflösung des Falls des Einrucks einer gewissen unmotivierten Mittelmäßigkeit nicht erwehren kann. Und auch das Finale, in dem der Rachefeldzug schließlich gipfelt, ist nicht derart spannend, wie man es sich hätte erhoffen können, sodass dem bis dato guten Film zum Ende hin vielleicht ein klein wenig die Luft ausgeht.

Dabei macht Mel Gibson, der hier einmal mehr in seiner Paraderolle steckt, eine hervorragende Figur und präsentiert sich einmal mehr derart charismatisch und präsent, dass man sich ihm kaum entziehen kann. Er stellt den trauernden, leidenden und traumatisierten Vater sehr glaubhaft und authentisch dar, wirkt auf seinem Rachefeldzug jedoch nicht wie ein gebrochener Charakter, zeigt stattdessen auch die harten, erbarmungslosen Seiten seiner Figur. Dabei bleibt Gibson, anders als es bei manch anderem Genre-Darsteller der Fall ist, zu jedem Zeitpunkt menschlich und sympathisch, womit er das Projekt durchaus zu tragen vermag. Aber auch die restlichen Darsteller bringen ordentliche Leistungen auf die Leinwand, wobei an dieser Stelle besonders Ray Winstone, der seinen undurchsichtigen Charakter gelungen meistert und Danny Huston, der ein suspektes Feindbild auf die Leinwand bringt, lobend zu erwähnen sind.

Fazit:
"Auftrag Rache" ist ein relativ ruhig erzählter Rache-Thriller, der durchaus Spannung und Dramatik erzeugt, während er von Mel Gibson souverän getragen wird und durch plötzliche Gewaltausbrüche an Fahrt aufnimmt. Umso bedauerlicher, dass die Lösung des Falls am Ende allzu simpel ausfällt.

72%

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