Lips of Blood ist mein erster Jean Rollin Vampirfilm und ich bin in der Tat recht überrascht. Ich dachte eigentlich der Film schlägt in die gleiche Kerbe wie diverse unsägliche Jess Franco (Vampir-)Machwerke und umso erstaunter war ich, dass es sich bei Lips of Blood um einen wirklich guten und in gewisser Weise auch erwachsenen Film, der auf intelligente Weise mit dem Vampirthema umgeht, handelt.
Das zentrale Thema das Film ist die Liebe und auch die Suche nach dem Glück. Frederick, der auf der Suche nach der wahren, ewigen Liebe ist und deswegen von seiner Umwelt für verrückt erklärt wird, könnte eigentlich als Synonym für jeden von uns stehen und als er dann endlich seine Jugendliebe findet scheint der Traum wieder zu zerplatzen. Das Ende hat wirklich was. Ich hätte es zwar nicht für möglich gehalten, aber der Film hat tatsächlich Tiefgang.
Rollin arbeitet auch sehr viel mit Bildern. Die Ausleuchtung und vor allem die Farben, besonders wenn er die Vampirmädchen in Szene setzt, sind einfach fantastisch und so kommt auch eine unglaublich düstere Atmosphäre zustande. Auch das Auftreten der Vampirmädchen ist jedes Mal ein Augenschmaus.
Aber in ein paar Punkten gleicht der Film doch den diversen Franco Streifen. Den männlichen Zuschauer wird es freuen: Die Vampirdamen laufen eigentlich die ganze Zeit nur nackt oder sehr leicht bekleidet durch die Gegend; was ich persönlich jetzt aber nicht als Negativpunkt anmerken möchte.
Auch die etwas freiere Auslegen des Vampirismus (Vampire können sich bei Tageslicht bewegen etz.) ist Francos Werken ähnlich.
Bei allen diesen positiven Aspekten kann man auch mit den üblichen Naivitäten leben wie z.B. wie kommen die Vampire auf einmal zu der Ruine und vor allem was machen sie da? oder „Oh, wo ist denn nur mein Kleid? Jetzt muss ich doch tatsächlich nackt durch die Gegend laufen“.
Wer mal Lust auf einen etwas ungewöhnlicheren Vampirfilm hat, aber wem die ganzen Francos zu doof sind, kann sich ruhig an Lips of Blood heranwagen.
7/10