Die 80er Jahre, was waren das noch für Zeiten? Vor allem aus musikalischer Richtung. Während einem heutzutage bei der Grütze in den Charts ja doch eher das Essen aus dem Gesicht fällt, gab es damals eigentlich kaum irgendwelche Blindgänger unter den Top 10-Hits und jeder Song machte irgendwo Spaß, der eine mehr der andere weniger. Das hatte auch das deutsche Fernsehen entdeckt, die mit ihrer Kult-Show "Formel Eins" so ziemlich das erfolgreichste Musikshow-Format im Fernsehen gaben, was auch nicht verwunderlich ist, denn die Mischung aus Clips und Liveauftritten stimmte einfach. Wolfgang Büld, vielen heutzutage eher bekannt als Regisseur unerträglicher Trash-Missgriffe alla "Penetration Angst", kam dann 1985 auf die Idee diese Show doch einmal auf der großen Leinwand zu präsentieren. Und der Erfolg gab ihm bei seiner Idee recht, der Film wurde bei den Fans der Show zeitweise sogar zu einem richtigen Kultobjekt, welches sogar über die Landesgrenzen hinaus, mit englischer Synchronisation, bekannt wurde. Und nach Ansicht des Films kann man diesen Kult auch verstehen. Denn obwohl der Film inhaltlich wieder einmal deutscher Komödien-Trash vor dem Herren ist, so ist er doch auf seine ganz eigene Art und Weise unterhaltsam.
"Formel Eins - Der Film" dreht sich natürlich rund um die kultige Musikshow und wirft einen pseudo-dokumentarischen Blick hinter die Kulissen. Im Groben geht es dabei um die angehende Sängerin Tina, die bei "Formel Eins" gerne ihr Demo-Tape vorspielen möchte, dabei allerdings gleich einen Job als Star-Betreuerin bekommt. Stars wie Meat Loaf, Die Toten Hosen oder Limahl kommen ihr dabei ganz nah, doch auch der schusselige Stevie, quasi das "Mädchen für alles" auf dem Set, vernebelt ihr den Verstand. Doch so einfach, wie man sich das Showbizz immer vorgestellt hat, tickt es nicht, und das muss Tina nun mehr als nur einmal am eigenen Körper erfahren... Ja, wer sich beim Lesen der Inhaltsangabe jetzt denkt, was ist denn nun gerade daran soll toll, dem sei gesagt: Eigentlich nichts. Wie so oft, gerade in solchen Filmen, ist die Geschichte hier natürlich wieder einmal nichts anderes als ein Aufhänger, für den "ungeschöhnten Blick" auf die Stars und deren Musikvideos. Quasi eine kunterbunte Werbetour in Filmformat, bei der sich die damaligen Musikstars die Klinge in die Hand geben. Darüber hinaus ist aber auf Storyebene wirklich nichts vorhanden, was der gesunde Menschenverstand braucht.
Und somit sind es dann auch wirklich hauptsächlich die Musiker, die den Ton angeben. Und das auf zweifacher Ebene. Zum einen natürlich in Form ihrer Musik, die allen Freunden von guter 80er-Jahre Mucke das Herz nur so zum Hüpfen bringen dürfte. Egal ob es Falco mit seinem stets genialen "Amadeus" ist, Meat Loaf mit “Piece of the Action” oder eben "Die Toten Hosen" mit gleich vier Liedern, stehts erwischt man sich dabei die Songs mit zu schnippen, mit zu summen oder gar regelrecht mit zu schmettern, zumindest wenn sonst niemand weiter im Heimkino sitzt. Hach ja, die Songs der 80er waren eben doch irgendwo noch mit die Besten und besitzen genau das Fun-Potenzial, was die meisten Chart-Songs von heute nur allzu gerne hätten.
Auf der anderen Ebene ist es aber auch die wirklich konsequente Selbstverarsche, die ein jeder der Sternchen hier mit sich durchmachen lässt. Meat Loaf zerlegt laut hörbar seine Garderobe, weil das Design im so wie es ist nicht passt, Limahl läßt sich von duzender kreischender Teenies gleich einmal flach legen und Falco gibt hier einen sowas von sich selbst eingenommen Schnösel, dass man aus dem Geifern mitunter nicht mehr herauskommt. Keiner, aber auch wirklich keiner der Stars nimmt sich hier ernst. Jedem sieht man seine Freude zum Quatschmachen nur allzu deutlich an. Am stärksten in Sachen Eigenparodie sind dabei allerdings ebenfalls "Die Toten Hosen", die unbedingt zu "Formel Eins" wollen, aber stehts und ständig abgelehnt werden und sich deshalb allerhand (meist bescheuert komische) Tricks einfallen lassen, um doch noch irgendwie in die Show zu kommen. Einfach nur zum schiessen!
Außerhalb der schmissigen Musik, sowie der herumblödelnden Stars, hat der Streifen dann aber eben doch nicht wirklich etwas zu bieten. Das Gefühl des Lebens in den 80ern kann zwar hier und da schon einmal aufkommen, wird aber durch so manch unpassende Schote dann doch wieder zu nichte gemacht. Inszenatorisch dabei ebenfalls recht dürftig und die Schauspieler der storybedingten Filmfiguren sind regelrecht zum davonlaufen und selbst für Trash-Filmchen noch zu billig. Höchstens Ingolf Lück sticht da noch ein wenig hervor, aber da er sich ja hier auch konsequent selber durch den Kakao zieht, sollte man ihn hier eh noch zu der Riege der Stars zählen. Ansonsten allerdings eher ein Trauerspiel! Aber nun gut!
Fazit: Kult ist Kult und das trifft bei "Formel Eins (- Der Film)" definitiv zu. Auch wenn der Film an sich nicht viel mehr 100 Minuten Musikclips mit gelegentlicher (Schwachsinns-)Handlung darstellt, so ist es vor allem die konsequente Selbstveräppelung der Musikstars von damals, sowie natürlich ihre schmissigen Songs, die hier den Ton angeben. Dagegen sollte man die süffige Inszenierung, sowie die kreuz-dämliche "Zwischenhandlung" lieber gleich vergessen oder überspulen, bis der nächste Musiker die Bühne betritt, sei es um ein Lied zu schmettern oder um sich selbst ein Ei auf die Rübe zu hauen. Rein objektiv betrachtet währen 3 Punkte fast schon zu viel des Guten für diesen Film. Aber hier muss man einfach den unglaublichen Spaß beim Zuschauen mit in die Wertung einbeziehen und eine schöne Erinnerung an die 80er-Kultshow ist es allemal. Das waren noch Zeiten, nee was waren die doch schön!
Wertung: 6/10 Kultpunkten!