Review

Jawohl, jetzt ist wieder Geistesgestörtheit Marke „extrem“ angesagt...oder doch nicht??? Wong Kar- Wai’s grandioses Frühwerk DAYS OF BEING WILD (nach AS TEARS GO BY immerhin erst seine zwote Regiearbeit) hat zwar schon deutliche Züge der späteren (hochsuperen) Durchgeknalltheit seiner Filme, stellt sich allerdings noch durchaus „verträglicher“ dar als eben diese. Doch zuvor kurz zur Story: Yuddi (Leslie Cheung), ein ziemlich abgefuckter kleiner Yuppie rammelt im Hongkong des Jahres 1960 so ziemlich alles, was nicht rechtzeitig auf die Bäume kommt; zum Beispiel, eine ziemlich schüchterne Kleine (Maggie Cheung), die in einer Art Kiosk am Stadion arbeitet. Leider hält die Beziehung der beiden nur für kurze Zeit an – wie gesagt: Yuddi wollte nur bloß schnell was zum Ranzen haben und übersieht dabei die Gefühle, die die zierliche Frau für ihn hegt gnadenlos – und schon bald muß die nächste dran glauben: eine Nachtclubtänzerin (Carina Lau), in dem (dem Nachtclub!!!) auch Yuddies ältere Tante arbeitet. Hierbei wären wir auch schon beim Kernpunkt der Geschichte angelangt: Yuddie selbst sucht verzweifelt seine Familie (stellvertretend hierfür seine Mutter), bekommt aus seiner Tante jedoch keine genaueren Informationen heraus. Zusammen mit besagter Tänzerin und seinem ziemlich geistesgestörten Freund (natürlich Jacky Cheung), der Yuddi alles erdenkliche nachmacht und natürlich auch in die Tänzerin verliebt ist, fristest er die nächsten Monate ein unstetes Dasein. Gleichzeitig bricht für seine alte Liebe, die den Verlust nicht verkraften konnte, die Welt zusammen...und gerade noch rechtzeitig wird sie von einem Polizisten (Andy Lau), der sich (natürlich) in sie verliebt, wieder zurück ins Leben geführt. Leider erkennt sie (wahrscheinlich aus Sehnsucht nach Yuddi) dessen Zuneigung nicht, was dazu führt, daß besagter Polizist beschließt, als Matrose anzuheuern und HK zu verlassen. Gleiches beschließt auch wenig später Yuddi selbst, verläßt dabei natürlich auch mal wieder eine Geliebte (diese dreht völlig durch und kann auch von Yuddi’s Freund, der jetzt auch dessen Auto fährt nicht beruhigt werden). Ziel sind die Philippinen, wo Yuddi neue Infos zum Verbleib seiner Mutter vermutet. Dort trifft er (wie könnte es auch anders sein) besagten Ex- Bullen. Folge: Die beiden werden ziemlich gute Freunde. Bei der Heimreise nach Hongkong wird Yuddi allerdings von Gangstern, mit denen er Geschäfte machen wollte, umgelegt, worauf unser Bulle allein zurückkehrt. Der Film endet offen; es wird nicht klar, ob es dem Polizisten gelingt, seine alte Liebe wiederzufinden. Auch generell bleiben in diesem Streifen einige Fragen ungeklärt. Beispielsweise wird die Tante Yuddi’s von der Tänzerin als MUTTER desselben bezeichnet (da wäre es doch durchaus möglich, daß...). Naja...solche Ungereimtheiten müssen wohl sein, wenn man sich einen echten Wong Kar- Wai reinzieht. Und DASS es ein echter Wong Kar- Wai ist, merkt man nicht nur an den verdächtig bekannten Kamerafahrten, die schon jetzt relativ wahnsinnig wirken. Auch die WKW- typische „Unendlichkeit des Augenblicks“ wird in DAYS OF BEING WILD nur allzu oft zelebriert (beispielsweise spielt EINE spezielle Minute eine ziemlich große Rolle). Auch musikalisch bekommen wir Feines zu hören; schön derbe Mambos im Stile der 60er (teilweise wird hier auch auf „echtes“ Material zurückgegriffen) untermalen die schwüle Atmosphäre des Films wundervoll passend. Doch all dies wird von den unglaublich grandiosen schauspielerischen Leistungen der Crew übertroffen: Zunächst kann man wohl sagen, daß mit Leslie Cheung, Maggie Cheung, Andy Lau, Carina Lau UND Jacky Cheung wohl EINIGES an HK- Größen zusammenkommt. Und wie die erst spielen.....MEGAGANDIOS!!! Besonders Maggie Cheung verdient hier ein dickes Extralob; sie spielt das schüchterne Mädchen vom Kiosk nebenan so gut, daß es fast nicht zu glauben ist. Generell wirkt die melancholische Thematik des Films in Verbindung mit dem durch die Schauspieler hervorgebrachtem „Realismus“ und den düsteren Häuserschluchten Hongkongs wie ein deftiger Schlag in die Magengrube. Kleiner Tip: Menschen, die gerade eine Beziehung beendet haben (besser gesagt, sie wurde vom Partner beendet), sollten sich diesen Film nicht reinziehen (ich spreche da aus Erfahrung, weil ich mich in ebensolcher Situation befand, als dieser Test entstand), da er doch allzu grausam auf das Seelenkostüm eines jeden schlägt. Ein ergreifendes (kleines) Meisterwerk!

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